Dortmund. Der Star von Paris Saint-Germain stand bei der 1:2-Niederlage im Champions-League-Achtelfinale neben sich. Die Schuld gibt er anderen.

Der Weltstar war nicht mehr als ein Nebendarsteller, und doch schafft ein Neymar es immer mit Leichtigkeit in die Schlagzeilen. Mit scharfer Kritik an Paris Saint-Germain, der medizinischen Abteilung und indirekt auch an Thomas Tuchel brachte der Brasilianer nach dem 1:2 (0:0) bei Borussia Dortmund neue Unruhe in einen Verein, der ohnehin mit sich zu kämpfen hat.

16 Tage lang hatte Neymar nicht gespielt, wegen einer Rippenverletzung. Viel zu lang? „Es ist hart, vier Spiele nicht zu spielen“, sagte der 28-Jährige und wies die Schuld für seine wenig glanzvolle Champions-League-Leistung am Dienstag von sich. „Es war nicht meine Entscheidung, sondern die des Clubs, der Ärzte.“ Er habe früher spielen wollen, aber: „Der Verein hatte Angst. Und am Ende bin ich es, der darunter leidet. So kann es nicht laufen.“

Wäre er durch mehr Praxis in besserer Form gewesen, „dann hätte ich auch ein besseres Spiel gemacht“, behauptete Neymar. Das ging auch ein wenig in Richtung seines Trainers Tuchel, der allerdings ebenfalls monierte, „Ney“, wie er ihn liebevoll nennt, habe „der Rhythmus gefehlt“.

Neymar wirkte in Dortmund mäßig motiviert

Tuchels Theorie: So habe eines das andere bedingt. „Für Ney ist es unheimlich wichtig, im Rhythmus zu bleiben“, erklärte er während der Pressekonferenz, „er ist dann wiederum unheimlich wichtig für Kylian Mbappé, weil das eine Symbiose ist. Ein Sandkorn kann das ganze Uhrwerk stören, das ist leider manchmal so.“

Der PSG-Sturm jedenfalls tickte einigermaßen außer Takt. Neymar, teuerster Fußballer der Welt, erzielte zwar das zwischenzeitliche 1:1 (76.), lief aber ansonsten rum wie Falschgeld und wirkte höchstens mäßig motiviert. Mbappé hatte bis auf seine Vorlage beim Ausgleich keinerlei Einfluss auf das Spiel. Auch der Franzose war Tuchel zuletzt mit einer gewissen Divenhaftigkeit auf die Nerven gegangen.

Neymar beherrscht diese Disziplin wie kein Zweiter. Seinen Geburtstag feierte er trotz Verletzung in einem Pariser Nachtclub, was seinem Trainer sauer aufstieß: „Es ist eine Ablenkung, das ist klar. Das macht den Eindruck, wir wären nicht seriös, nicht professionell.“

Stachel des Vorjahrs sitzt bei PSG tief

In den drei Wochen bis zum Rückspiel haben Tuchel, Neymar und all die anderen viel Zeit zum Nachdenken. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erinnerte PSG noch einmal an das Drama des Vorjahres: „Sie haben ja dieses Trauma Manchester. Für sie bricht die Welt zusammen, wenn sie ausscheiden, ich glaube, wir sind psychologisch im Vorteil.“

Tuchel hat dies bereits eingeräumt. „Vergangenes Jahr war ich mental tot“, sagte er vor dem Achtelfinal-Hinspiel. Gegen eine United-„Jugendgang“ hatte seine Mannschaft nach einem 2:0-Auswärtssieg zu Hause 1:3 verloren. Immer noch schmerzt auch das wundersame Aus gegen den FC Barcelona durch ein 1:6 nach einem 4:0 im Hinspiel.

Diese mentale Aufgabe komme „unweigerlich auf uns zu“, sagte Tuchel. Doch noch habe PSG „alle Chancen“. Geht es allerdings wieder schief, gerät er massiv unter Druck.