Lüneburg. Die Volleyballer der SVG Lüneburg bestreiten die restlichen Heimspiele der Saison in der Neugrabener CU-Arena.

Die Frage nach seiner Vertragslaufzeit kann Stefan Hübner (44) nicht zweifelsfrei beantworten. „2023? 2024? Genau weiß ich das gerade nicht. Da muss ich mal zu Hause in meine Ordner schauen“, sagt der Cheftrainer der Volleyballer der SVG Lüneburg. Irgendwie ist es ihm auch egal, was da irgendwo auf einem Papier steht, es geht dem ehemaligen Nationalmannschafts-Kapitän vielmehr um das Projekt, „und da sind wir noch lange nicht fertig“.

In Lüneburg soll es mit Volleyball ja erst richtig losgehen, wenn die neue Mehrzweckhalle an der A-39-Autobahn-Abfahrt Adendorf steht. Die Übergabe an den Landkreis ist für Ende des Jahres geplant, der Rohbau könnte bereits im Februar fertiggestellt sein. 3500 Zuschauer wird die Arena Lüneburger Land später fassen, Baukosten: rund 23 Millionen Euro. Sie soll dem Verein als Ankermieter die wirtschaftliche Basis bieten, um in der Bundesliga auf Netzhöhe mit den Spitzenteams aus Berlin und Friedrichshafen konkurrieren zu können.

Erstmals zogen die Lüneburger 2017 nach Hamburg um

Was jetzt geschieht, ist gewissermaßen ein Vorgriff auf die Zukunft. Die Lüneburger haben beschlossen, ihre restlichen Heimspiele der Saison, es sind eingerechnet der ersten Play-off-Runde mindestens fünf, in der Neugrabener CU-Arena (1700 Zuschauer) auszutragen, der Spielstätte des in 3. Frauenliga Nord abgestiegenen Volleyballteams Hamburg, das unter dem Namen VT Aurubis einst ähnliche große Ambitionen hegte wie demnächst die Lüneburger. Der Unterschied: Die Niedersachsen haben ihre spärlichen Mittel in den vergangenen sechs Jahren äußerst effizient eingesetzt, haben aus wenig viel gemacht; die Volleyballerinnen, vor allem deren Trainer und Funktionäre, aus ihren Möglichkeiten dagegen viel zu wenig. Lüneburgs Saisonetat von rund 700.000 Euro ist maximal ein Drittel der Summe, die Meister Berlin und Rekordmeister Friedrichshafen jährlich ausgeben.

Erstmals zogen die Lüneburger 2017 nach Hamburg um. Der Deutsche Volleyballverband untersagte ihnen damals, ihre Play-off-Spiele in der zu kleinen (800 Zuschauer) und zu flachen (8,5 Meter) Gellersenhalle im Lüneburger Nachbarort Reppenstedt auszutragen. Der jetzige Ortswechsel, beginnend mit dem Heimspiel am Sonnabend (15.10 Uhr, Sport1 live) gegen den Tabellennachbarn WWK Herrsching, geschieht freiwillig.

Standortwechsel als Marketing-Maßnahme

„Fast überall wird in der Bundesliga in großen Hallen gespielt. Damit uns die Umstellung für die späteren K.-o.-Spiele leichter fällt, gehen wir diesmal schon früher nach Hamburg, um uns an die anderen Dimensionen zu gewöhnen. Das hilft uns auch auswärts“, sagt Hübner.

Für Manager Andreas Bahlburg (60), dem Vereinsvorsitzenden, spielen dabei auch andere Aspekte eine Rolle: „Der Standortwechsel ist zugleich eine Marketing-Maßnahme. Wir wollen uns dem Hamburger Publikum zeigen. Um unsere eigene Halle in den nächsten Jahren füllen zu können, brauchen wir die Volleyball-Fans aus unserem Umland. Und Hamburg ist bloß eine halbe Stunde Zugfahrt von Lüneburg entfernt.“

Nicht bei allen Anhängern stieß die Entscheidung auf Begeisterung, der Club bietet daher für die nicht motorisierten seiner 350 Dauerkarten-Besitzer einen Shuttle-Service nach Neugraben an. 70 Personen wollen die kostenlose Mitfahrgelegenheit am Sonnabend nutzen, 1000 Tickets sind für das Spiel gegen Herrsching verkauft. Für die Begegnung am 8. Februar (19 Uhr) gegen Tabellenführer Berlin Recycling Volleys wurden schon 1300 Eintrittskarten abgesetzt.

Verein setzt auf Volleyballfans aus dem Umland

Seit ihrem Bundesliga-Aufstieg 2014 blockten und baggerten sich die Lüneburger immer in die Play-offs, für das sich die ersten acht qualifizieren. Zweimal gelang der Einzug ins deutsche Pokalfinale, beide Male setzte es eine 0:3-Niederlage gegen Friedrichshafen.

Der kontinuierliche Erfolg ist umso erstaunlicher, weil der Club ständig sein Team austauschen muss, seine Besten meist nicht halten kann. In dieser Saison stehen wieder sechs Neue im Kader, insgesamt zwölf Spieler aus sechs Nationen. Hübner und Sportchef Bernd Schlesinger (60), hauptberuflich Trainingswissenschaftler am Hamburger Olympiastützpunkt, gelingt es aber seit 2014, die Mannschaft zu verstärken. Der schwedische Außenangreifer Victor Lindberg (23) und Nationalmannschafts-Mittelblocker Anton Brehme (20) sind zwei aktuelle Schnäppchen. Lüneburg, das hat sich herumgesprochen, gilt als Karriere-Sprungbrett, Hübner, heißt es, habe bisher noch jeden Spieler besser gemacht.

Umso unzufriedener war der Coach nach der 1:3-Niederlage am vergangenen Sonnabend beim Tabellenzweiten Friedrichshafen. „In unser Spiel haben sich zuletzt kleine Nachlässigkeiten eingeschlichen, Stellungsfehler etwa, die auf den ersten Blick gar nicht auffallen“, klagte Hübner nach eingehendem Videostudium. „Uns fehlt noch die Konstanz, die brauchen wir aber, um Vierter zu werden.“ Dann könnten die Lüneburger auf weitere Heimspiele in der CU-Arena hoffen, auf das sechste und siebte – von Hamburgs neuem Bundesligateam.