Hamburg. Schweriner Boxprofi siegt in Hamburg deutlich gegen Doberstein – und hofft auf die WM. Brähmer übt Kritik an deutschen Boxern.

Schöner, sagte Jürgen Brähmer, als die vorweihnachtliche Schlacht im Cruise Center Altona in der Nacht zum Sonntag geschlagen war, hätten die Festtage nicht beginnen können. Der Mann, der dem 41 Jahre alten Profiboxveteranen aus Schwerin diese Freude ermöglicht hatte, sah nicht so aus, als würde er Brähmers Emotionen uneingeschränkt teilen. Jürgen Doberstein blutete aus der Nase und wirkte, nachdem er in Runde sieben eines von Beginn an ungleichen Duells von einem schweren Aufwärtshaken ausgeknockt worden war, noch reichlich derangiert.

Aber weil der 30 Jahre alte Saarländer vor dem Kampf zugegeben hatte, ein großer Fan seines Kontrahenten zu sein, machte er fröhliche Miene zum harten Spiel, gratulierte artig und wankte aus dem Ring.

Mit einem konzentrierten und in allen Belangen überlegenen Auftritt hatte der ehemalige Halbschwergewichtsweltmeister im Hauptkampf der Premierenveranstaltung der Serie „German Edition“ den vakanten Interkontinentaltitel des Weltverbands IBF im Supermittelgewicht gewonnen. Die Frage jedoch, ob der Erfolg Brähmer seinem Ziel, noch einmal einen WM-Kampf zu bestreiten, näher gebracht hat, blieb zunächst unbeantwortet.

Brähmer kritisiert deutsche Boxer

Doberstein mühte sich zwar redlich, war jedoch nicht mehr als ein Spielball für den Mecklenburger, der den Kampf auch in Runde zwei hätte beenden können. „Immerhin hat Jürgen die Herausforderung angenommen. Viele deutsche Boxer drücken sich ja leider vor solchen Duellen“, sagte Brähmer, der sich in puncto Explosivität und Variabilität in bestechender Form präsentierte.

Will der Rechtsausleger 2020 tatsächlich gegen IBF-Champion Caleb Plant (27/USA) antreten, braucht er zur Vorbereitung allerdings mindestens einen Kampf gegen einen ernstzunehmenden Weltklassegegner. Sein letzter Kontrahent dieser Kategorie war der US-Amerikaner Rob Brant, den er im Oktober 2017 im Viertelfinale der Muhammad-Ali-Trophy nach Punkten besiegte. „Mein Ziel bleibt ein WM-Kampf, am liebsten in Deutschland. Dafür mache ich den Sport, dafür quäle ich mich in meinem Alter noch“, sagte Brähmer.

Alexander Petkovic ist der Gewinner

Als Gewinner durfte sich auch Alexander Petkovic fühlen. Der Münchner Promoter, der die „German Edition“ gemeinsam mit dem Hamburger Starkoch Michael Wollenberg ins Leben gerufen hat, bot den 1600 Besuchern im ausverkauften Kreuzfahrtterminal einen unterhaltsamen Abend mit zehn Kämpfen, in denen zwar nicht alle deutschen Athleten glänzen und siegen konnten.

Im zweiten Hauptkampf verteidigte WBC-Weltmeisterin Tina Rupprecht (27/Augsburg) aber ihren Titel im Minimumgewicht erfolgreich durch einstimmigen Punktsieg (99:90, 98:92, 97:92) gegen die Spanierin Catalina Diaz (39). „Wir werden sicherlich wieder nach Hamburg kommen, denn das ist eine richtige Boxstadt“, sagte Petkovic (39). Die nächste Auflage seiner neuen Serie ist allerdings Ende Februar in Berlin geplant.