Hamburg. Der Rothenbaum-Sieger von 2006 verliert beim Challenger in Horn in Runde zwei, glaubt aber an Rückkehr in Top 100.

Mehr als 13 Millionen US-Dollar an Preisgeldern hat er auf seinem Konto angesammelt. Er stand auf Rang fünf der Weltrangliste, siebenmal im Viertelfinale von Grand-Slam-Turnieren, gewann mit Spanien dreimal den Daviscup und 2006 das Turnier am Hamburger Rothenbaum, als es noch Mastersstatus genoss. Er ist 37 Jahre alt und müsste definitiv nicht hier sein an diesem Dienstagnachmittag im Leistungszentrum des Hamburger Verbands in Horn und dem Türken Altug Celikbilek (23/Nr. 365 der Weltrangliste) Bälle über das Netz prügeln. Der Grund, warum Tommy Robredo es trotzdem tut, ist ein einfacher: Weil er es kann – und weil er es möchte.

„Ich liebe Tennis, das ist mein Antrieb. Ich habe das Glück, das als Beruf tun zu können, was mein Hobby ist. Warum also sollte ich aufhören?“, fragt der Sandplatzspezialist. Tage wie der Dienstag allerdings verleiden ihm das Vergnügen. Mit 2:6, 6:4 und 0:6 unterliegt Robredo dem Titelverteidiger, der seit seinem Triumph 2018 die Hälfte des Jahres in Hamburg trainiert und für den TC an der Schirnau Kaltenkirchen Ligaspiele bestreitet. „Wenn man verliert, ist es hart, Motivation zu finden“, sagt er.

Harter Kampf, um auf ATP-Tourlevel zu kommen

Das Leben für Tennisprofis jenseits der besten 100 der Weltrangliste ist kein leichtes. Auf der Challenger-Tour, zu der das Hamburger Turnier erstmals zählt, versuchen sich aufstrebende Jungprofis und abgerutschte Ex-Stars, zu denen der im Sommer 2016 aus den Top 100 gefallene und aktuell nur auf Position 209 des Rankings geführte Robredo zählt, auf ATP-Tourlevel (zurück)zukämpfen. Der Kampf ist hart, das Umfeld noch härter. „Natürlich sind die Hotels und Hallen nicht so gut wie bei großen Turnieren, es fehlt Komfort. Aber es ist immer noch richtig gutes Tennis“, sagt Robredo.

Dass es ihn zurückdrängt ins Rampenlicht der großen Events, verhehlt der Mann, der zwölf Turniere auf der ATP-Tour gewinnen konnte, nicht. „Ich spiele nicht nur aus Spaß, ich habe noch Ziele“, sagt er, „2020 will ich zurück in die Top 100.“ Ans Karriereende denke er noch nicht. „Alle, die mit Anfang 30 aufgehört haben, sagen mir, dass sie es bereuen und ich spielen soll, so lange es geht“, sagt er. Es ist für viele Sportstars die ultimative Aufgabe, den richtigen Moment für den Absprung ins Leben nach dem Leistungssport zu finden. Tommy Robredo sagt, er fürchte diesen Moment überhaupt nicht. „Ich habe so viel Geld verdient, dass ich mir nach dem Sport ein Leben leisten kann, in dem ich nichts tun muss, was ich nicht tun will. Wovor sollte ich Angst haben?“, sagt er.

Emotionalster Turniersieg seines Lebens

Sein letztes Match in Barcelona zu bestreiten, wo er 2004 den emotionalsten Turniersieg seines Lebens feierte, hätte Charme. „Aber ich nehme es, wie es kommt.“ Es sei ihm auch vollkommen egal, wie ihn die Tennisfans in Erinnerung behielten. „Ich mache mir nichts daraus. Wenn du nicht Rafael Nadal bist, wirst du schnell vergessen. Schon heute erkennen mich viele Leute nicht, wenn ich über die Straße gehe. Aber das stört mich nicht, weil mir immer nur wichtig war, was mein persönliches Umfeld denkt“, sagt er. Der Dienstag mag ein gebrauchter Tag gewesen sein. Aber Tommy Robredo wird weitermachen. Es ist das Leben, das er leben möchte.