Buxtehude. Die Bundesligafrauen meistern prominente Ausfälle zwischen den Pfosten. Die nächste Bewährungsprobe wartet.

Antje Peveling musste sich entscheiden: Mann oder Mannschaft. Sie wählte beides. Ihrem Ehemann Jan Peveling, der beim Oberligisten VfL Fredenbeck das Tor hütet, hielt sie auf der Tribüne in der Halle die Daumen, ihrem Team zeitgleich 360 Kilometer entfernt via Livestream. Lea Rühter dagegen saß mit im Bus nach Nordhessen – ebenfalls nur als Zuschauerin.

Die schwangere Kapitänin Peveling (31) und die verletzte Nationaltorhüterin Rühter (21) zählen bei den Bundesliga-Handballerinnen des Buxtehuder SV auf dem Papier zu den namhaftesten Ausfällen. Die Nummer eins und zwei im Tor des Europapokalteilnehmers gehören aber keineswegs zu den sorgenvollsten Ausfällen. Das überrascht Außenstehende, Insider dagegen kaum. „Ums Tor mache ich mir die geringsten Sorgen“, bekannte Trainer Dirk Leun angesichts der Ausfälle und Wehwehchen im Rückraum schon vor der Auftaktpartie in Bad Wildungen. „Das Tor wird ein stabiler Faktor bleiben“, ergänzte Peveling, „weil ich weiß, was Kathi kann und dass sie es kann.“ Sie sollten recht behalten.

Zum 41:29-Auswärtssieg zum Saisonstart steuerte Katharina Filter zwölf Paraden bei, darunter zwei gehaltene Siebenmeterstrafwürfe. Die neue Nummer eins zwischen den Pfosten, die als Rückkehrerin von Zweitliga-Kooperationspartner Buchholz-Rosengarten noch als Nummer drei vorgesehen war, wehrte 31 Prozent der Bälle ab. Ein guter Anfang, doch die Aufgaben wachsen:
Am Sonnabend (16 Uhr/Sportdeutschland.tv) ist Bayer Leverkusen Gast in der Halle Nord in Buxtehude. „Ein Spitzenteam, das gut verstärkt für die Top vier infrage kommt“, sagt Leun. In der Vorbereitung setzte es in Testspielen gegen die „Werkselfen“ zwei Pleiten (23:28/24:31).

Debbie Klijns Arbeit trägt Früchte

„Ich habe keine Angst vor der Aufgabe“, sagt die 20 Jahre alte Filter. Respekt schon eher, schließlich wolle sie dem Anspruch beim BSV gerecht werden. „Kathi ist genauso wie Lea ein Riesentalent. Sie sind unser Duo der Zukunft. Das war früh zu sehen“, sagt Debbie Klijn (43). Die niederländische Ex-BSV-Torhüterin, die sich um die Torfrauen in Buxtehude und bei der deutschen Nationalmannschaft kümmert, arbeitet seit vier Jahren zweimal wöchentlich mit den beiden Talenten. Das trägt Früchte.

„Ich habe meine eigene Philosophie im Torwartspiel“, umreißt es Klijn. Eine gute technische Ausbildung und ein hoher Fitnessstand gehörten dazu, schnell reagieren zu können, dabei den Gegnerinnen lange keine Ecke anzubieten ebenso: „Und wir sprechen sehr viel miteinander. Die Spielerinnen formulieren ihre Ziele.“ Wobei die von Rühter und Filter identisch seien: Spitze werden. Rühter feierte bereits ihr Länderspieldebüt, wäre für die WM im Dezember infrage gekommen, hätte sie sich nicht am Meniskus verletzt. Eine Knieoperation war unumgänglich, sie wird zum Jahresende zurückerwartet. Filter steht im Blickfeld des DHB, durchlief die Juniorinnenauswahlen. Als Dritte im Bunde unterstützt Buchholz-Neuzugang Zoe Ludwig (20) per Zweitspielrecht in Buxtehude. Sie fängt auch die Babypause von Antje Peveling mit auf.

Ob die langjährige Nummer eins mit Kind in den Leistungssport zurückkehren wird, ist eher fraglich. „Sportlich muss ich nichts mehr erreichen“, sagt sie. Zumal für den BSV angesichts der finanziellen Spaltung in der Liga Titel und Trophäen außer Reichweite scheinen. Mitfiebern wird Peveling dennoch. Am Sonnabend in der Halle in Buxtehude – und nicht bei ihrem Mann.