Antwerpen. Beim Turnier in Belgien ist Deutschland ist mehr als nur eine Nummer zu groß für bemitleidenswerte Schotten

Am Ende konnte auch Christopher Rühr mit einem Lächeln im Gesicht das Stadion am Wilrijkse Plein verlassen. Immer wieder hatte der Kölner Torjäger im Auftaktspiel der deutschen Hockeyherren bei der EM im belgischen Antwerpen Abschlüsse gesucht. Genauso oft stand ihm ein schottischer Abwehrspieler oder Torhüter Tommy Alexander, der in der Bundesliga für den Uhlenhorster HC hält, im Weg. Sieben Minuten vor Schluss jedoch traf Rühr, dessen Laune mit jeder vergebenen Chance schlechter geworden war, mit einem Abstauber zum 8:0 – und machte damit nicht nur sich selbst, sondern auch Bundestrainer Stefan Kermas glücklich.

„Chrissi hat viel fürs Team gearbeitet, deshalb bin ich froh, dass er sich am Ende noch selbst für seine Leistung belohnt hat“, sagte der 40-Jährige, der um die sensible Ader seines Angreifers weiß, am Sonnabendnachmittag nach dem 9:0 (2:0, 2:0, 2:0, 3:0)-Erfolg über bemitleidenswerte Schotten. Deren Konzept, sich nicht defensiv einigeln, sondern mit den Deutschen mitspielen zu wollen, misslang vollkommen.

Der Grund dafür war schnell gefunden: Die deutschen Herren hatten über die gesamte Spielzeit den Fuß auf dem Gaspedal gelassen und den Druck auf den Gegner konstant hoch gehalten. „Das war unser Ziel. Die Jungs wollten einen guten ersten Auftritt, dafür brauchten wir hohes Tempo, Spielwitz und eine konzentrierte Defensivarbeit. Das war alles zu sehen“, sagte Kermas.

Ein Kritikpunkt bei deutschem Kantersieg

Tatsächlich gab es gegen die international maximal drittklassigen Schotten, die bei Europameisterschaften wie auch England und Wales mit einem eigenen Nationalteam antreten, während man bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen als Team Großbritannien aufläuft, keine Schwächephase.

Einziger Kritikpunkt könnte die Strafeckenverwertung sein, nur zwei aus zehn wurden genutzt. Das jedoch wäre angesichts der Vielzahl an Toren aus unterschiedlichen Spielsituationen Jammern auf sehr hohem Niveau. Die Deutschen trafen per Ecke, per Abstauber, aus kurzer Distanz und vom Kreisrand, nach sehenswerten Kombinationen oder auch nach feinen Einzelleistungen.

„Das war ein sehr gelungener Auftakt. Wir haben sehr strukturiert gespielt. Alle waren heiß auf das Spiel, das hat man dann an unserer Laufleistung gesehen“, bilanzierte der Mülheimer Angreifer Timm Herzbruch, der in der 8. Minute die Führung geschossen hatte und mit zwei weiteren Treffern (40., Ecke/49.) bester deutscher Schütze war. Krefelds Niklas Wellen (9./34.) traf doppelt, dazu waren der Kölner Mats Grambusch (25.), der in Bloemendaal (Niederlande) engagierte Hamburger Florian Fuchs (28.), Rühr (53.) und der Berliner Martin Häner (55., Ecke) erfolgreich.

Holland siegt 5:1 gegen Irland

Natürlich hob Bundestrainer Kermas hervor, den auch in der Höhe verdienten Auftakterfolg nicht überbewerten zu wollen. Wo sein Team sich leistungstechnisch einordnen kann, wird die zweite Gruppenpartie am Sonntagabend (20.30 Uhr) gegen Titelverteidiger Niederlande zeigen. Der Erzrivale wurde am Sonnabendnachmittag in seinem Auftaktmatch beim 5:1 gegen Irland auch nicht über die Maßen gefordert.

„Danach werden wir wissen, wo wir stehen. Das wird ein interessantes Match“, sagte Mittelfeldspieler Dieter Linnekogel vom Club an der Alster. Kermas will dem Duell mit Oranje allerdings nicht allzu viel Bedeutung beimessen. „Ich habe den Jungs vorm Turnier gesagt, dass die Spiele gegen Schottland und am Dienstag gegen Irland unsere Highlights sind, denn wenn wir die gewinnen, sind wir sicher im Halbfinale“, sagte er.

Die deutschen Damen starten am Sonntagmorgen (9 Uhr) gegen Weißrussland ins Turnier. Weitere Gegner sind am Montag (13.30 Uhr) England und am Mittwoch (12.15 Uhr) Irland.