Foix Prat d'Albis. Der deutsche Radprofi Emanuel Buchmann glänzt in den Pyrenäen bei der Frankreich-Rundfahrt. Was ist jetzt für ihn drin?

Emanuel Buchmann ist mit einer überragenden Klettershow in die absolute Weltspitze gestoßen, seine Kollegen trauen ihm bei der Tour de France sogar den ganz großen Wurf zu. Einen Tag nach seinem beeindruckenden vierten Platz am legendären Tourmalet belegte der 26 Jahre alte Ravensburger am Sonntag auf der 15. Etappe nach Foix Prat d'Albis erneut Rang vier und untermauerte damit seine gestiegenen Ansprüche auf einen Top-3-Platz beim größten und bedeutendsten Radrennen der Welt.

„Es lief wieder sehr gut. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden“, sagte Buchmann in der ARD. Im Gelben Trikot bleibt auch nach den schweren Pyrenäen-Teilstücken weiter Frankreichs Publikumsliebling Julian Alaphilippe, der plötzlich auch im Hochgebirge zur absoluten Elite zählt – am Sonntag aber auf Buchmann und weitere Top-Fahrer fast eine Minute Zeit verlor.

Buchmann der "nächste große deutsche Star“?

Buchmann darf sich nun mehr denn je Hoffnungen machen, als erster deutscher Radprofi seit Andreas Klöden 2006 auf das Podium in Paris klettern zu dürfen. „Er hat bewiesen, auf was für einem Niveau er ist. Mit ihm kann man definitiv die Tour gewinnen. Ich denke, er ist der nächste ganz große deutsche Star“, lobte sein Kollege Gregor Mühlberger das immer größer auftrumpfende Leichtgewicht.

Der Brite Simon Yates jubelt über seinen Etappensieg am Sonntag.
Der Brite Simon Yates jubelt über seinen Etappensieg am Sonntag. © David Stockman/BELGA/dpa

Am Sonntag ließen die Favoriten eine Gruppe ziehen, der neben einigen starken Bergfahrern auch der Deutsche Simon Geschke angehörte. Der 33 Jahre alte Berliner fuhr mit Tagessieger Simon Yates bis in den Schlussanstieg, wurde dann aber abgehängt. Die Ränge zwei und drei belegten im Nebel und Regen von Foix Prat d'Albis Vortagessieger Thibaut Pinot aus Frankreich und der Spanier Mikel Landa.

Buchmann ist 27 Sekunden vom Podium entfernt

In der Gesamtwertung liegt Buchmann derzeit auf Rang sechs. Sein Rückstand auf Alaphilippe beträgt 2:14 Minuten, der auf den Drittplatzierten, den Niederländer Steven Kruijswijk, nur noch 27 Sekunden. Im Duell mit den direkten Rivalen wie Vorjahressieger Geraint Thomas (Zweiter) und Egan Bernal (Fünfter) zeigte Bora-hansgrohe-Profi Buchmann, wie stark er wirklich ist. Am Sonnabend war er mühelos mit der Weltelite auf den 2115 Meter hohen Tourmalet hochgefahren und hatte etwa einen Kilometer vor Schluss selbst eine Attacke gesetzt. „Das war schon ein sehr gutes Gefühl“, sagte Buchmann bescheiden zu seinem famosen Ritt durch die Pyrenäen. Am Sonntag war er wieder ähnlich stark.

Teamchef Ralph Denk war merklich stolz ob der Leistung seines Kapitäns. „Wenn Emanuel attackiert und Thomas fliegen geht, dann ist das ein sehr ausgeglichenes Rennen. Das ist schön für den Radsport und schön, dass er auf Augenhöhe mit den Besten fährt“, sagte der Oberbayer, der Buchmann „absolute Weltspitze“ nannte.

Titelverteidiger Thomas fehlt die Dominanz

Im Gegensatz zur Sky-Dominanz aus den Vorjahren wirkt Nachfolger Ineos ohne den verletzten viermaligen Tour-Sieger Chris Froome 2019 angreifbar. Der britische Titelverteidiger Thomas ließ sich am Tourmalet von einer Buchmann-Attacke abhängen, auch Super-Talent Bernal zeigt bislang nicht die von ihm erwartete Dominanz im Hochgebirge.

Er bleibt im Gelben Trikot, auch wenn er am Ende seiner Kräfte wirkt: Alaphilippe freut sich auf den anstehenden Ruhetag.
Er bleibt im Gelben Trikot, auch wenn er am Ende seiner Kräfte wirkt: Alaphilippe freut sich auf den anstehenden Ruhetag. © Reuters/Christian Hartmann

Neben Buchmann muss das Ineos-Duo auch immer mehr das französische Duo Alaphilippe und Tourmalet-Sieger Pinot fürchten. Vor den Augen des Präsidenten Emmanuel Macron war das Gastgeber-Tandem am Sonnabend zu einem Doppelerfolg geflogen. Für den Fall des ersten französischen Tour-Gesamtsieges seit 1985 versprach Macron bereits Champagner auf den Champs Élysées am kommenden Sonntag.

Die restliche Tour auf dem Sofa mitverfolgen muss hingegen der deutsche Meister Maximilian Schachmann. Er brach sich bei seinem Sturz im Einzelzeitfahren drei Knochen der linken Mittelhand und flog am Samstag zurück. Zimmerkollege Buchmann wird er damit in den Alpen auch als Helfer fehlen. Die Tour wird nach einem Ruhetag am Dienstag in Nimes fortgesetzt, die nächste Bergetappe steht am Donnerstag auf dem Programm.