Viele Zuschauer in Hamburg-Horn: Ausgerechnet beliebtes Rennen wird von Todesfall eines Galopp-Pferdes überschattet.

Als Eugen Andreas Wahler am Mittwochabend um kurz nach 21 Uhr das Pressezelt auf der Galopprennbahn in Horn betrat, sah man dem Chef des Hamburger Rennclubs an, dass etwas Schlimmes passiert war. Mit ernster Miene erklärte Wahler, dass es beim Seejagdrennen zu einem dramatischen Zwischenfall gekommen war. Das Pferd „Captian von Trappe“ verstarb nach einem Unfall im Hindernisrennen.

Im Rennbahnteich hatte das Tier, das zu schnell in das Wassserhindernis gelaufen war, zunächst Jockey Miguel Lopez, der unverletzt geblieben ist, abgeworfen, und war reiterlos noch rund 400 Meter weitergelaufen, ehe es die Bahn über die Begrenzungen verlassen hatte, und in einem Graben zusammenbrach. „Wir werden aufarbeiten, wie es dazu kommen konnte. Bisher sind wir ohne Zwischenfälle durch die Woche gekommen. Das ist sehr traurig“, sagte Wahler. Unmittelbar nach dem Zwischenfall war der Rennbahnarzt zu dem Tier gelaufen, konnte aber nicht mehr helfen.

Der abgeworfene Jockey Miguel Lopez schaut schockiert seinem Pferd hinterher.
Der abgeworfene Jockey Miguel Lopez schaut schockiert seinem Pferd hinterher. © Witters

„Ob sich das Pferd die Verletzung im Wasser zugezogen hat oder beim Verlassen der Bahn, ist schwer zu sagen“, sagte Bahn-Tierarzt Klaus Weigand: „Wir haben das Tier mit einem Frontlader geborgen, es von beiden Seiten angeschaut, und konnten zunächst keine äußerlichen Verletzungen feststellen. Aber beim Abtasten konnte ich eine unnatürliche Beweglichkeit im Hals feststellen und Genickbruch diagnostizieren.“

Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art: Schon im vergangenen Jahr hatte der Tod zweier Pferde das Derby überschattet.

Renn-Präsident kündigt Aufarbeitung an

Am Donnerstag kündigte der Präsident des Hamburger Renn-Clubs, Eugen Andreas Wahler, eine Untersuchung des jüngsten Vorfalls an. "Wir werden aufarbeiten, wie es dazu kommen konnte", sagte er.

Deutschlands größte Tierrechtsorganisation Peta übte nach dem siebten Rennbahntod eines Pferdes in diesem Jahr in Deutschland erneut heftige Kritik. "Es ist verabscheuungswürdig, wie die Pferde in Hamburg als Sportgeräte missbraucht werden. Für Prestige und Profit wird der Tod eines Tieres billigend in Kauf genommen", monierte Peta-Fachreferentin Jana Hoger. Und forderte: "Es wird höchste Zeit, dieser skrupellosen Branche endlich einen Riegel vorzuschieben und die Tierquälerei auf deutschen Pferderennbahnen zu verbieten."

Eugen Andreas Wahler, der Präsident des Hamburger Renn-Clubs.
Eugen Andreas Wahler, der Präsident des Hamburger Renn-Clubs. © Witters

Wahler relativierte trotz des "traurigen Vorfalls" die Kritik. „In Deutschland fristen Hindernisrennen ein Schattendasein. Das ist in Frankreich, England und Polen anders“, erklärte Wahler. Seine Analyse: „Bei uns im Land ist die Angst vor Unfällen immer groß, und es heißt, dass die Pferde überbeansprucht werden. Aber das ist Unsinn, wenn die Tiere gut vorbereitet werden.“ Und wie immer im Sport ist das Risiko für einen Unfall nie auszuschließen.

Unglück überschattet positive Zuschauerbilanz

Der Sieg im Seejagdrennen ging an den Tschechen Jan Faltejsek auf „Serienlohn“. Das Paar gewann das legendäre Hindernisrennen der Galopper mit sieben Längen Vorsprung vor Lukas Sloup auf „Wutzelmann“ und Luca Murfuni mit „Turfrubin“. Vor der Siegerehrung leerte Faltejsek erst einmal seine Schuhe aus, in denen sich bei dem Ritt durchs Wasser jede Menge Flüssigkeit angesammelt hatte. „Ich habe dieses Rennen im See gewonnen. Ich bin überglücklich“, sagte er.

Ohne das Unglück hätte es für die Veranstalter der diesjährigen Derbywoche ein rundum zufriedenstellender Tag sein können. 5900 Zuschauer kamen auf die Rennbahn nach Horn, der Wettumsatz betrug in den sieben ausgetragenen Rennen sehr gute 250.934,09 Euro. „So ein Tag tut gut. Wir haben bei tollem Wetter überragenden Sport geboten. Der Besuch war sehr gut, die Stimmung entsprechend. Ich bin sehr zufrieden“, bilanzierte Wahler. Den Sieg im Hauptrennen sicherte sich Wladimir Panov. Beim mit 55.000 Euro dotierten „Sparkasse-Holstein-Cup“ siegte der Russe auf „Waldpfad“ vor Per-Anders Graberg auf „Ambiance“ und Adrie de Vries mit „Clear for Take Off“.

Nun werden die Verantwortlichen den tödlichen Unfall aufarbeiten, und sich vor allem auf kritische Fragen, die von Tierschützern kommen werden, vorbereiten.