Hamburg. Der Hamburger Werksfahrer startet von diesem Donnerstag an beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Für ihn ist es wie ein Casting.

Wie gut, dass Vater An­dreas dieses Wohnmobil hat. Unmittelbar neben dem Fahrerlager kann sich Maximilian Buhk zurückziehen, „essen, duschen, schlafen, das ist sehr praktisch“, erzählt der 26 Jahre alte Hamburger. Auch jetzt, am Nürburgring, ist er wieder mit seiner rollenden Heimat vor Ort, wenn er von diesem Donnerstag an beim 24-Stunden-Rennen mit drei Teamkollegen im Einsatz ist. Erst Training, Qualifying, Autoabstimmung, finale Qualifikation – und dann geht es am Sonnabend um 15.30 Uhr auf die legendäre Strecke mit der Nordschleife, bis Sonntag um 15.30 Uhr (RTL Nitro live). 24 Stunden Vollgas. Um den Sieg – und auch um seine persönliche Zukunft.

„In diesem Jahr habe ich ins Klo gegriffen“, gibt Buhk zu. „Ich habe mehr Freizeit, als ich will.“ Bei den GT3-Rennserien in den USA, wo er Fuß fassen wollte, bilden ein Amateur und ein Profi das Team. Buhks Amateur war Teambesitzer JC Perez, ein Kolumbianer mit Wohnsitz in Florida, der viel Geld hat – und Motorsport als Hobby. „Ich habe deshalb meinen Fahrerplatz in der europäischen Blancpain Serie aufgegeben“, erzählt er. Nach drei von 18 Rennen der Schock: „Perez rief mich im April an, er war gestürzt, hatte sich zwei Wirbel gebrochen.“ Das war’s mit den USA. „Ich habe einfach zu wenig Rennen.“

Vertrag läuft zum Jahresende aus

Umso wichtiger ist es für ihn, dass er nun am Nürburgring sein Können im Mercedes-AMG GT3 des Teams „Black Falcon“ zeigen kann. Sein Vertrag als Werksfahrer bei der Mercedes-Privatkundensparte AMG läuft zum Jahresende aus. Seit 2016 ist er dort angestellt, hat die Sicherheit, dass am Monatsende Geld auf dem Konto ist. Das ist nun in Gefahr. „Die Konkurrenz im GT-Sport ist groß, da gibt es viele Fahrer auf Topniveau“, weiß Buhk. Nur zehn bis zwölf Fahrer haben die Sicherheit von Werksverträgen bei Mercedes. Mit drei von ihnen (Hubert Haupt, Thomas Jäger und Luca Stolz) bildet er in der Eifel ein Team, oder besser: eine Interessengemeinschaft. Gemeinsam müssen sie schnell sein, aber jeder Einzelne will noch schneller sein. „Die Ingenieure sehen genau, wer welche Leistung bringt.“

Dass Buhk es draufhat, hat er bewiesen. 2012 wurde der einstige Kartfahrer, der seine ersten Runden in Geesthacht drehte, mit 20 Jahren jüngster Fia-GT3-Europameister, gewann im Jahr darauf die Blancpain GT Series, war jüngster Sieger beim 24-Stunden-Rennen von Spa und wurde ADAC Juniorsportler des Jahres 2013. 2016, in der Debütsaison des Mercedes-AMG GT3, sicherte er sich mit Dominik Baumann die Fahrer- und Teammeisterschaft in der Blancpain GT Series. Das Abenteuer der 24-Stunden-Rennen hat ihn immer gereizt.

Beim Reifenwechsel werden auch die Fahrer abgelöst

„Am Nürburgring sitzt jeder der vier Fahrer etwa zwei bis zweieinhalb Stunden am Stück im Auto“, erzählt Buhk. Fahrerwechsel gibt es, wenn die Reifen getauscht werden. Aber sechs Stunden Ruhe hat man trotzdem nicht. „Zwei Stunden bist du immer als Back-up für einen Fahrer bereit“, heißt also anwesend sein in der Box. Und keiner legt sich hin und schläft sofort ein – „das kann man vergessen, zu viel Adrenalin“.

Der Renntag beginnt gegen 8 Uhr. Warm-up, Feinabstimmung des Autos, Teambesprechung, Medientermine – es zieht sich, bis um 15.30 Uhr der Startschuss fällt. „Ich versuche trotzdem, mich aus jedem Rummel drum herum rauszuhalten, ich brauche meine Ruhe“, sagt Buhk. Glücklich ist dann derjenige, der ein Wohnmobil hat. Dennoch ist immer jederzeitige Bereitschaft nötig. Was, wenn es regnet? „Das hasse ich“, sagt Buhk, „meine Performance ist zwar gut genug, aber ich mag es einfach nicht.“ Anders in der Nacht: „Da fühle ich mich sehr wohl und bin gut unterwegs.“

Buhk benötigt dringend Erfolge für die Eigen-PR

Bei der Generalprobe Ende Mai auf der Nordschleife wurde er mit seinen Kollegen Zehnter, am 10. Juni gab er mit Platz zwei beim Drei-Stunden-Rennen in Silverstone ein erfolgreiches England-Gastspiel. Dringend benötigte Erfolge für die Eigen-PR, wie gesagt. „Ich wollte in diesem Jahr eine Luftveränderung, in Europa kenne ich jede Strecke“, erzählt der HSV-Fan, „da kam mir ein Angebot, in den USA zu fahren, gerade recht.“ Bis im April der Schock kam und das US-Abenteuer beendet war.

Der Nürburgring ist daher für Buhk mehr als nur ein Rennen. Es ist auch ein Casting, wenn man so will: „Ich möchte auch weiter im GT-3-Sport als Werksfahrer Erfolge feiern.“ Da kann das Motto also nur sein: Gas geben!