Hamburg. Hoffnung auf die Königsklassen-Rückkehr eines Schumachers: Sohn des siebenmaligen Weltmeisters testet nächste Woche in Bahrain.

Es gibt Momente im Leben eines Rennfahrers, in denen er auf keinen Fall zögern sollte. Auf der Rennstrecke sowieso, aber auch nicht daneben, wenn er sich in diesem rasanten Geschäft für oder gegen einen Rennstall entscheiden soll. Oder, wenn der eigene Vater ihn fragt, ob er das wirklich will.

Mick Schumacher hat so einen Moment vor vielen Jahren erlebt. Als ihn sein Vater fragte, ob er den Motorsport nur als Hobby oder professionell machen wolle. Wie auf der Strecke hielt der heute 20-Jährige eisern seine Linie. „Ich habe ihm ohne zu zögern gesagt, dass ich es professionell machen möchte. Ich wollte nie etwas anderes tun.“ Sein Vater ließ ihn. Und Mick Schumacher zog seinen Weg durch. In der nächsten Woche kommt er seinem Ziel Formel 1 einen gewaltigen Schritt näher. Am Dienstag wird der Sohn des Rekordweltmeisters Testfahrten in den Ferrari von Sebastian Vettel und Charles Leclerc machen.

Am Rande des Kurses in Sakhir/Bahrain, wo am Sonntag das zweite Saisonrennen ansteht, wird damit wieder der Name Schumacher auf der Anzeigetafel von Ferrari stehen. Die Nachricht elektrisiert die Rennsportszene und weckt die Hoffnung auf die Königsklassen-Rückkehr eines Schumachers. „Es handelt sich ja um einen Test und kein Rennen“, sagt Gerhard Berger. Der ehemalige Weggefährte Michael Schumachers hält bewusst den Ball flach. „Ein Nachwuchsfahrer muss immer zugreifen, wenn sich ihm die Gelegenheit bietet, ein Formel-1-Auto zu testen“, sagt der DTM-Chef. Der 59 Jahre alte Österreicher fuhr für Ferrari in der Formel 1, gewann 1994 das Rennen in Deutschland – also in dem Jahr, als Michael Schumacher im Benetton den ersten seiner sieben WM-Titel holte.

Schumacher ist bereits Formel-3-Europameister

Berger sieht in Mick Schumacher viele Ähnlichkeiten zu dessen Vater. Die Haltung, der Gang, die Unterarme, bemerkte er jüngst. Berger ist von der Entwicklung des 20-Jährigen überzeugt: „Ich freue mich für ihn und finde es toll, dass er in der Ferrari Driver Academy gefördert wird. Ich bin überzeugt, dass er seinen Weg machen wird.“ Bisweilen ist es ein rasanter. Im vergangenen Jahr gewann Mick Schumacher die Formel 3 und wurde dadurch Europameister.

Der Erfolg gab Mick Schumacher den Mut und das Selbstvertrauen, den nächsten Schritt mit dem Rennstall Prema zu gehen. Am Wochenende sitzt er erstmals in Bahrain in einem Formel-2-Cockpit. Die Boliden sind schwerer (720 statt 565 Kilogramm) und leistungsstärker (620 statt 240 PS) als die Formel-3-Wagen. „Aggressiver und schneller“, sagt Mick Schumacher. Am Dienstag kann er das noch besser beurteilen. Einen Tag später dreht Mick Schumacher Runden im Alfa Romeo, enger Partner des Motorenlieferanten Ferrari.

Wann immer der Name Schumacher im Rennsport fällt, ist die Aufregung groß. Michael Schumacher wusste das, als er seinem Sohn die Entscheidung überließ. „Es gibt gute Seiten, und schlechte Seiten“, sagte Mick Schumacher einmal. Der Name öffnet Türen und sorgt für mediale Aufmerksamkeit. Deshalb startete er bei seinen Anfängen auf der Kartbahn als Mick Betsch – dem Mädchennamen seiner Mutter Corinna. Noch hat er nicht den Beweis der Formel-1-Tauglichkeit erbringen können, doch schon jetzt wird er hochgelobt. Der fünffache Weltmeister Lewis Hamilton legte sich fest, dass es „zu 100 Prozent“ bald wieder einen Schumacher in der Formel 1 geben wird.