Hamburg. Dass ein US-amerikanischer Importspieler so offen über seine Schwächen spricht wie Lamont Crittendon, das ist selten.

Man hat ja schon viel gehört von US-amerikanischen Importspielern, die für ihren Sport nach Europa kommen. Aber dass einer so offen über seine Schwächen spricht wie Lamont Crittendon, das ist selten. „Fast alle Amerikaner glauben, dass sie die Liga dominieren, wenn sie in Deutschland spielen. Aber so einfach ist das nicht“, sagt der 23-Jährige, der seit dieser Saison für die in die Zweite Football-Liga (GFL 2) abgestiegenen Hamburg Huskies verteidigt. Auch er selbst habe nichts über seine neue Heimat gewusst, als er sich für den Weg nach Übersee entschied. „Aber jetzt sehe ich, wie gut deutsche Footballspieler sind und dass die Qualität der Liga deutlich höher ist, als ich es erwartet hätte“, sagt er.

Als Linebacker hat Crittendon, der in Decatur (Alabama) aufwuchs und am Murray-State-College vom selben Trainer wie Huskies-Chefcoach Kendral Ellison trainiert wurde, die Aufgabe, die Angriffsversuche der Gegner zu blocken. „Ich wäre gern Receiver oder Runningback, aber meine Ballkoordination ist zu schlecht“, gibt er unumwunden zu. Das sei auch der Grund dafür, dass er nicht für die anderen US-Volkssportarten Baseball und Basketball tauge.

Abschluss in Public Relations

Also hat er sich damit abgefunden, „dass ich andere über den Haufen renne, und es macht mir mittlerweile auch Spaß“. Sich in Nordamerika für höhere Ligen zu empfehlen, sei an seiner Körpergröße gescheitert. Mit 178 Zentimetern galt er in Auswahlprozessen stets als deutlich zu klein. „Das ist Politik, da hilft alles Talent nichts“, sagt der Neu-Hamburger, der in Horn eine Wohnung mit dem verletzten Runningback Ja Vontae Hence und einem Huskies-Jugendspieler teilt.

Talent hat Crittendon, der einen Abschluss in Public Relations vorweisen kann, durchaus. Er ist einer von fünf Teamkapitänen und wurde mehrfach von gegnerischen Coaches angesprochen, dass die Zweite Liga deutlich unter seinem Niveau sei. „Doch das ist für mich nicht wichtig, ich will meinen Beitrag leisten, damit wir mit den Huskies die Rückkehr in die GFL schaffen“, sagt er. Ein Sieg am Sonnabend (16 Uhr, Hammer Park) gegen die Lübeck Cougars wäre dafür hilfreich. „Wenn wir unser Spiel konstant durchziehen, kann uns niemand schlagen“, sagt Lamont Crittendon – und klingt damit doch noch wie ein typischer US-Importspieler.