Hamburg. Die Windsurferin findet in der Hansestadt ihre neue Heimat: „Wo mich der Wind gerade hinträgt, da ist mein Zuhause.“

Lena Erdil muss eine Weile überlegen, als die Frage nach der Heimat kommt. „Als Profi-Windsurferin ist es schwierig, von einem Zuhause zu sprechen, eigentlich bin ich immer unterwegs“, sagt die professionelle Windsurferin, „wo mich der Wind gerade hinträgt, da ist mein Zuhause.“

Geboren in Izmir, wuchs die Tochter eines türkischen Professors und einer deutschen Grundschullehrerin in Göttingen, der Heimatstadt ihrer Mutter, auf. Im Alter von zehn Jahren zog Erdils Familie nach Brüssel, im englischen Brighton studierte sie Politik und Philosophie. „Ich bin nicht das typische Surfer-Girl und habe die meiste Zeit meines Lebens weit weg vom Wasser gelebt“, sagt die 30-Jährige, die mit Deutsch, Englisch, Türkisch, Spanisch und Französisch gleich fünf Sprachen spricht.

Zahlreiche Erfolge

Erst nach dem Abschluss ihres Studiums wurde der Traum von der professionellen Windsurfkarriere konkret, auch wenn sie bereits im Alter von 18 Jahren an einem World Cup teilgenommen hatte und sich in ihrer ersten Saison gleich unter den Top Ten der Slalomwertung festsetzte. In Folge entwickelte sich die 1,64 Meter große Windsurferin zu den besten Slalomfahrerinnen der Welt und feierte zahlreiche Erfolge: 2015 und 2016 sicherte sie sich den IFCA-Weltmeistertitel, 2014, 2016 und 2018 wurde sie PWA Slalom-Vizeweltmeisterin. Nur der Weltmeistertitel im PWA Slalom World Cup fehlt ihr noch.

Doch diesen Titel hat Erdil für die Zukunft fest im Blick – und das mit Hamburg im Rücken: „Es ist schön, hier in Hamburg eine Base gefunden zu haben.“ Mit ihrem Freund Kai-Nicolas Steimer, einem professionellen Stand-Up-Paddler und elffachen deutschen Meister, lebt sie in Harburg. „Von hier aus werde ich alle möglichen Trips starten – zu den deutschen Windsurf-Events und zu den World-Cup-Events. Dafür ist Hamburg eine gute Basis. Besonders wegen des Flughafens, und weil es ganz dicht am Meer liegt. Ich freue mich total, hier zu sein“, sagt die Athletin, die bei Red Bull unter Vertrag steht und ihre Leidenschaft auch an andere Frauen weitergeben möchte. „Die Welt des professionellen Windsurfens ist keine einfache, besonders nicht für Frauen“, betont Erdil, die im türkischen Bodrum ein Windsurfcenter betreibt.

Girlscamp auf der Ostseeinsel Fehmarn

Um möglichst viele Mädchen von ihrem Sport zu begeistern, veranstaltet Lena Erdil an diesem Wochenende ein Girlscamp auf der Ostseeinsel Fehmarn. „Seitdem ich festgestellt habe, dass in Deutschland schon seit Jahren keine Frauen mehr bei Slalomwettbewerben mitgefahren sind, habe ich beschlossen, dass ich das ändern muss“, begründet Erdil ihren Schritt zu einem eigenen Camp für Frauen. „Ich möchte Frauen ihre ersten Schritte erleichtern, indem ich ihnen Material zur Verfügung stelle und ihnen Tipps zur Technik gebe.“