Hamburg. Handball-Topspielerin bilanziert erste Saison nach Abschied aus Buxtehude: „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Entscheidung.“

London, Usedom, Dominikanische Republik – und Buxtehude: Eine illustre Mischung an Urlaubsorten ist das, die sich Emily Bölk für die kommenden vier Wochen auf die Agenda geschrieben hat. Auf Sonne und Strand freut sich die 21-Jährige, die aber vor allem auf ihrem Heimatbesuch im Süden Hamburgs auch die abgelaufene Saison noch einmal Revue passieren lassen wird. Eine Saison, in der die Handball-Nationalspielerin ihrer Karriere einen wichtigen Impuls gegeben hat.

Das optimale Urlaubsfeeling hatte sich die Rückraumspielerin, die im vergangenen Sommer vom Buxtehuder SV zum Thüringer HC gewechselt war, am Mittwochabend erarbeitet. Mit den deutschen Damen gewann sie im westfälischen Hamm nach dem 24:24 im Hinspiel das Rückspiel um die Qualifikation für die WM in Japan (30. November bis 15. Dezember) gegen Kroatien mit 25:21. Vier Tore trug Bölk zu dem immens wichtigen Sieg bei, der der Auswahl von Bundestrainer Henk Groener (58) die Möglichkeit gibt, sich für die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio zu qualifizieren. Zwar ist nur der Weltmeister direkt startberechtigt, ein Platz unter den besten sieben sichert allerdings die Teilnahme an einem Qualifikationsturnier. „Aus unserem Team war noch niemand bei Olympia. Natürlich ist das im Hinterkopf, auch wenn wir zunächst erst einmal bei der WM überzeugen wollen“, sagt Emily Bölk.

Bundesliga bietet nur noch wenige Anreize

Den Wechsel nach Erfurt hatte die Tochter der 1993er-Weltmeisterin Andrea Bölk als wichtigen Karriereschritt eingeplant. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Entscheidung“, sagt sie. Vor allem die Einsätze mit dem THC in der Champions League hätten sie individuell vorangebracht. „Die ersten Vorrundenspiele waren sehr lehrreich, wir haben drei Klatschen gekriegt. Aber dann haben wir uns reingebissen und die Hauptrunde erreicht. Vom Niveau und der Härte her war es für mich eine neue, wichtige Erfahrung“, sagt sie.

Tatsächlich scheint die Bundesliga für Bölks individuelle Entwicklung nur noch wenige Anreize zu bieten. Punktgleich mit Meister Bietigheim hatte der Thüringer HC zehn Punkte Vorsprung auf den Dritten Metzingen und weitere sieben auf Buxtehude. Im Verein übernahm die Rechtshänderin die ihr zugedachte Rolle einer Leistungsträgerin problemlos, warf im Pokalfinale gegen Bietigheim mit Schlusspfiff das 24:23-Siegtor. Auch in der Nationalmannschaft hat sie sich vom gefeierten Toptalent zur Führungsspielerin entwickelt. „In der abgelaufenen Saison habe ich vor allem meine Wettkampfhärte verbessern können. Außerdem bin ich selbstbewusster geworden. Als Kopfmensch habe ich früher oft an mir gezweifelt. Wenn die erste Halbzeit schlecht war, habe ich das in der zweiten oft nicht rumreißen können. Das ist jetzt besser geworden“, sagt sie.

Forderung des Bundestrainers

Deshalb fühlte sich die Handballerin des Jahres 2018 angesprochen, als Bundestrainer Groener in der vergangenen Woche in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ forderte, mehr seiner Spielerinnen müssten zu Wechseln zu europäischen Topclubs bereit sein, um auf internationalem Parkett eine noch bessere Rolle spielen zu können. Aktuell ist mit Bölks Rückraumkollegin Xenia Smits (25) vom Champions-League-Endrundenstarter Metz (Frankreich) nur eine Auswahlakteurin im Ausland aktiv. „Ihr Beispiel zeigt, dass der Schritt nicht zu groß ist. Das Ausland war für mich auch im vergangenen Sommer schon ein Thema“, sagt Emily Bölk. Ihr Vertrag beim THC, der am 8. Juli wieder in die Vorbereitung startet, läuft noch bis Sommer 2020. Was danach kommt, darüber wird sie sicher schon im Urlaub nachdenken.