Hamburg. Oberliga-Team startet nach Insolvenzverfahren mit Sparzwängen. Der verletzte Kapitän soll Cheftrainer werden, wenn er möchte.

Der Frist für die Abgabe der Lizenzunterlagen für die Oberliga, die an diesem Freitag abläuft, kann Sven Gösch entspannt entgegensehen. Der Sportdirektor der Crocodiles Hamburg, der, nachdem sein Vorgänger Christian Schuldt am Mittwoch seinen letzten Arbeitstag hatte, nun auch alleiniger Geschäftsführer ist, hat nicht nur alle notwendigen Unterlagen längst beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) eingereicht. Er hat auch, nachdem in der abgelaufenen Saison der Spielbetriebs GmbH die Insolvenz drohte, Zeichen erhalten, dass die Lizenz für die Spielzeit 2019/20 nicht in Gefahr ist.

Zwar kann das Planinsolvenzverfahren erst Anfang Juli formal abgeschlossen werden. „Aber dann starten wir mit einer schwarzen Null“, sagt der 46-Jährige, der mit einem leicht verschlankten Etat in der Größenordnung von 750.000 Euro planen kann. Dank der Hilfe des Sponsorenpools, der im Existenzkampf half, die für die Eröffnung eines Planinsolvenzverfahrens notwendige Summe von 200.000 Euro zu stemmen, sei die finanzielle Basis gelegt. Mit Hauptsponsor Hapag-Lloyd ist man „in aussichtsreichen Gesprächen.“

Neue Regelung mit Bäderland soll entlasten

Der Sponsorenpool wird wie geplant 25 Prozent der Anteile an der GmbH übernehmen und sich entsprechend auch in die Vereinspolitik einbringen. Der mächtige Gesellschafter Klaus-Peter Jebens, dessen Rolle im unwürdigen Finanzgebaren der vergangenen Saison weiterhin unklar ist, habe seine Unterstützung zugesagt. Mit Bäderland, dem städtischen Betreiber der Spielstätte Eisland Farmsen, soll eine neue Abgabenregelung gefunden werden, die den Etat ein wenig entlastet.

Soll das sportliche Fortkommen nicht gefährdet werden, gibt es im Kader nur wenig Einsparpotenzial. Aktuell stehen die Angreifer Daniel Lupzig, Lennart Palausch, Dominik Lascheit, André Gerartz, Thomas Zuravlev und Leo Prüßner, die Abwehrspieler Norman Martens, Dominic Steck, Tom Kübler und Yannis Walch sowie Torhüter Kai Kristian unter Vertrag. Zwei weitere Stürmer und ein Verteidiger sind als Zugänge fix und sollen in den kommenden Tagen vorgestellt werden. Stürmer Tobias Bruns, der nach seinem Arterienriss in der kommenden Woche wieder kontaktsporttauglich geschrieben wird, soll bleiben. Als dritter Torhüter ist wie in der abgelaufenen Saison Carlos Warnecke vorgesehen, ein Back-up für Kristian wird gesucht.

Stärke der Ausländer entscheidet

Da in der neuen Spielzeit von DEL2-Kooperationspartner Lausitzer Füchse weniger und vor allem jüngere Spieler für die Crocodiles abgestellt werden sollen, plant Gösch mit 17 eigenen Feldspielern plus zwei Torhütern, ergo zwei Feldspielern mehr als 2018/19. „Mit dem Abstieg wollen wir nichts zu tun haben, die Play-offs müssen unser Ziel sein. Ob wir das erreichen, hängt maßgeblich daran, wie stark die beiden Ausländer sein werden, die wir holen“, sagt Gösch. Die beiden kanadischen Topspieler werden wohl nicht mehr in Farmsen auflaufen. Brad McGowan will in der DEL 2 bleiben, wo er bereits nach Bekanntwerden des Insolvenzantrags von Januar an für Freiburg spielte. Josh Mitchell, mit dem ein finales Gespräch aussteht, dürfte zu den letztjährigen Konditionen nicht zu halten sein. Und mehr Geld können die Crocodiles nicht bieten.

Dass man sportliches Mittelmaß in Hamburg auf Dauer nicht verkaufen kann, weiß er. „Aber wir müssen erst einmal wieder Vertrauen zurückgewinnen und die Fans, die wir verprellt haben, zurückgewinnen.“ Man plane angesichts des Vertrauensverlusts mit einem Zuschauerschnitt, der deutlich unter den 1431 der vergangenen Serie liege.

Gösch wünscht sich Schubert als Trainer

Die wichtigste Frage ist die nach der Zukunft von Christoph Schubert. Der Kapitän (37) ist seit eineinhalb Jahren an der Schulter verletzt, hofft aber weiterhin auf ein Comeback. Sollte dies nicht gelingen, würde Gösch ihn gern als Cheftrainer verpflichten. Amtsinhaber Jacek Plachta ist ebenfalls ein Kandidat. Schubert hofft, eine Entscheidung bis Ende Juni treffen zu können, Gösch möchte aber bis Mitte Juni Klarheit, um die Kaderplanung mit dem Coach abschließen zu können. Trainingsauftakt ist der 15. August, die Saisoneröffnungsparty mit einem Spiel gegen die Lausitzer Füchse ist für 24. August in Farmsen geplant. Die Saison beginnt Ende September.