London/Valencia . Chelsea siegt nach dramatischer Zitterpartie gegen die Eintracht. Auch Arsenal reist zum Finale in Baku.

Aus der Traum: Trotz aufopferungsvollem Kampf und großer Gegenwehr ist die Europa-Tournee von Eintracht Frankfurt kurz dem großen Ziel bitter zu Ende gegangen. Der Pokalsieger unterlag im hochdramatischen Halbfinal-Rückspiel der Europa League 3:4 im Elfmeterschießen beim FC Chelsea, nachdem es nach Verlängerung 1:1 (1:1, 0:1) gestanden hatte.

Der Traum vom größten Erfolg seit dem UEFA-Cup-Triumph vor 39 Jahren platzte damit – das 1:1 aus dem Hinspiel war letztlich zu wenig für den ersten Finaleinzug eines Fußball-Bundesligisten im Wettbewerb. Im Duell von Punkt verschossen Martin Hinteregger und Gonzalo Paciencia. Eintracht-Keeper Kevin Trapp hielt einmal.

Ruben Loftus-Cheek (28.) traf früh für die Londoner, die im Endspiel am 29. Mai in Baku gegen Stadtrivale Arsenal die Trophäe holen wollen. Das Tor der Frankfurter durch den umworbenen Torjäger Luka Jovic (49.) reichte nur zum Elfmeterschießen. Die Stamford Bridge bleibt für deutsche Mannschaften uneinnehmbar – in zehn Versuchen hat kein Bundesligist im Stadion der Blues gewonnen (acht Niederlagen, zwei Remis).

Schlechte Voraussetzungen

"Wir werden alles geben, um das Wunder zu schaffen", hatte der Frankfurter Sportvorstand Fredi Bobic vor der Begegnung gesagt. Die Voraussetzungen dafür waren denkbar ungünstig. In der Liga setzte es zuletzt ein 1:6 bei Bayer Leverkusen. In den zurückliegenden vier Pflichtspielen blieb die Eintracht ohne Sieg, die Profis gingen nach 47 Partien in dieser Spielzeit auf dem Zahnfleisch.

Vor 40.853 Zuschauern in der ausverkauften Arena, darunter 2235 lautstarke Eintracht-Fans, war der Bundesliga-Vierte zu Beginn dennoch gut in der Partie. Von allzu großem Respekt vor dem Champions-League-Gewinner von 2012 war nichts zu spüren. Brenzlig wurde es für die Frankfurter im Grunde nur, wenn Chelsea-Star Eden Hazard seine Klasse zeigte.

In der 14. Minuten waren die Gäste der Führung sehr nahe. Nach Vorarbeit von Jovic zog Außenverteidiger Danny Da Costa volley ab, Chelsea-Torwart Kepa Arrizabalaga parierte großartig.

Druck von Chelsea

Auf der Gegenseite scheiterte der französische Weltmeister Olivier Giroud an Eintracht-Keeper Trapp (23.). Wenige Sekunden später musste der Japaner Makoto Hasebe nach einem Kopfball von David Luiz auf der Torlinie klären (24.). In dieser Phase machte Chelsea mächtig Druck. Der Treffer von Loftus-Cheek nach Vorarbeit von Hazard war keine Überraschung.

Nach dem Tor ließ es der Europa-League-Gewinner von 2013 etwas ruhiger angehen, die Eintracht kam wieder besser ins Spiel. Gegen Hazard und Loftus-Cheek hatten die Hessen allerdings keine Mittel. Beide waren kaum zu stoppen und sorgten immer wieder für Gefahr. Der Frankfurter Kapitän David Abraham sah im Duell mit Hazard kein Land.

Streit um Strafstoß

Direkt nach dem Seitenwechsel war die Eintracht hellwach. Erst forderten die Gäste nach einem Handspiel von Mateo Kovacic vergeblich einen Strafstoß, wenige Sekunden vollstreckte Jovic nach Vorarbeit von Mijat Gacinovic. Nach dem Ausgleich wogte das Spiel hin und her, Frankfurt war mit Chelsea absolut auf Augenhöhe.

In der Verlängerung leistete sich Chelsea den Luxus, Stürmerstar Gonzalo Higuain (96.) in die Partie zu bringen. Die große Chancen auf den Treffer vergab aber der ebenfalls eingewechselte Sebastien Haller auf der Gegenseite (100. und 105.+1). Eine Schrecksekunde gab es, als Azpilicueta nach einer Ecke Trapp den Ball aus den Händen und ins Tor köpfte - der Treffer wurde aber nicht anerkannt (116.).ef

Auch FC Arsenal im Finale

Auch der FC Arsenal um Ex-Nationalspieler Mesut Özil hat den Einzug ins Finale der Europa League perfekt gemacht und darf auf den ersten internationalen Titel seit 25 Jahren hoffen. Die Gunners gewannen am Donnerstagabend auch das Halbfinal-Rückspiel beim FC Valencia mit 4:2 (1:1) und treffen damit am 29. Mai in Baku auf den Sieger der Partie FC Chelsea gegen Eintracht Frankfurt, die am Donnerstagabend in die Verlängerung ging. Kevin Gameiro (11. Minute) hatte die Spanier in Führung geschossen und damit kurzzeitige Hoffnungen auf ein Comeback nach dem 1:3 im Hinspiel geschürt.

Doch das routinierte Londoner Team von Trainer Unai Emery drehte die Partie dank Treffern von Dreifachtorschütze Pierre-Emerick Aubameyang (17./69./89.) und Alexandre Lacazette (51.). Gameiro (58.) hatte zwischenzeitlich noch einmal ausgeglichen.

Arsenal schaffte es damit einen Schritt weiter als im Vorjahr, als gegen den späteren Titelträger Atlético Madrid im Halbfinale Schluss war. In 22 Jahren unter Langzeitcoach Arsène Wenger war den Gunners nie ein Titel auf europäischer Bühne geglückt, nun gibt es dazu erstmals seit 2006 wieder in einem Endspiel die Chance. Der Titel würde Arsenal auch die Rückkehr in die Champions League bescheren, die in der Premier League angesichts von drei Punkten und acht Toren Rückstand vor dem letzten Spieltag wieder nicht zu gelingen scheint.

Das Team um Özil, Bernd Leno und Shkodran Mustafi hatte im bestens gefüllten Estadio Mestalla nur in den Anfangsminuten Probleme mit dem mutigen Gegner. Spätestens mit dem ersten Treffer des Ex-Dortmunders Aubameyang flauten Stimmung und Sturmlauf der Gastgeber ab, für die Engländer reichte es so locker zum Endspiel-Einzug.