Hamburg. Profiboxerin aus Dortmund unterliegt in historischem Duell einstimmig nach Punkten.

Ihren Kampfgeist, den hatte Christina Hammer immerhin nicht verloren. „Ich werde stärker zurückkommen“, erklärte die 28 Jahre alte Profiboxerin trotzig, nachdem sie im Kampf ihres Lebens chancenlos gewesen war. Unumstrittene Weltmeisterin der vier wichtigen Weltverbände im Mittelgewicht (bis 72,5 kg) hatte die Dortmunderin werden wollen. Doch nach einer beeindruckenden Demonstration ihrer Stärke war es die US-Amerikanerin Claressa Shields, die in Atlantic City Geschichte schrieb.

Als zweite Frau nach der norwegischen Weltergewichtlerin Cecilia Braekhus (37) darf sich die 24-Jährige nun mit den Gürteln von WBO, WBA, WBC und IBF schmücken.

Aggressiv wie ein los gelassener Kettenhund

Diesen Triumph kostete die Olympiasiegerin von 2012 und 2016 genüsslich aus. „Ich bin die größte Frau aller Zeiten“, rief Shields nach dem Kampf im Ring – und spielte damit auf die Bedeutung an, die dem Duell zweier unbesiegter Sportlerinnen zugeschrieben worden war.

Nie zuvor in der Geschichte des Frauenboxens hatten sich zwei Weltmeisterinnen dieser Qualität – Hammer hielt bis zum Sonnabend den WBO-Titel – gegenübergestanden. Und tatsächlich hielt der Kampf, was die Ansetzung versprochen hatte. Hammer, sieben Zentimeter größer als ihre Rivalin, versuchte mit der Führhand zu diktieren und Shields so auf Distanz zu halten. Doch mit der Aggressivität eines von der Kette gelassenen Wachhunds stürzte sich die Lokalmatadorin immer wieder in neue Angriffe, die sie mit sehenswerten Kombinationen abschloss.

Herausforderungen noch im Profibereich

In Runde acht stand die in Kasachstan geborene Deutsche kurz vor dem Knockout. Zwei Kampfrichter werteten diese Runde aufgrund von Shields’ Überlegenheit 10:8, was das Endergebnis von zweimal 98:91 und 98:92 nach zehn Runden erklärt. Die erste und letzte Runde wurde Hammer zugesprochen, was die Siegerin störte: „Ich glaube, ich habe jede Runde gewonnen. Christina war stark, ihr Jab ist sehr gefährlich. Aber letztlich habe ich gezeigt, dass ich die unumstrittene Weltmeisterin bin“, sagte Shields.

Noch im Ring forderte sie Braekhus auf, sich mit ihr im Superweltergewicht zu treffen. Kein Thema dürfte der vertraglich vereinbarte Rückkampf sein, zu eindeutig war dafür der Ausgang des Duells, was Christina Hammer anerkannte: „Ich habe nicht in den Kampf gefunden, war nicht schnell genug. Sie ist wirklich stark und hat den Sieg heute verdient“, sagte sie. In Ruhe will die Studentin der Sportwissenschaften nun überlegen, welche Option sie für die Fortsetzung der Karriere nutzen will. Eine wäre, für Deutschland 2020 in Tokio bei den Olympischen Sommerspielen zu starten, was besonders ihren Trainer Dimitri Kirnos freuen würde, aber auch im Profibereich gibt es noch Herausforderungen. Ihren Kampfgeist wird sie in jedem Fall noch einige Jahre beweisen können.