Hamburg. Für die Athleten der Team-Hamburg-Staffel sind die 42,195 Kilometer Herausforderung und Erkundungstour zugleich.

Die Haspa-Filiale an der Reeperbahn lädt zum Verweilen ein. Mit Café-Bar und ausliegenden iPads im hippen Lounge-Bereich wird aus der Bank ein Nachbarschaftstreff mitten auf dem Kiez. Lokale Anbieter stellen ihre Kunst aus, die Bank wirbt – und Hamburgs Spitzensportler lernen sich an diesem Dienstagmorgen kennen.

Mit einem großen Hallo begrüßen sich Ruderer Stephan Riemekasten (25), Weitspringer Junior Boateng (17) und das 49er-Segelduo Gwendal Lamay (21) und Luke Willim (20). Zusammen starten die olympischen Perspektivkader­athleten des neuen, 76 Sportler umfassenden Team Hamburg beim 34. Haspa Marathon am 28. April. „Wir kannten uns vorher noch nicht, deshalb ist es ganz cool, sich hier heute zu treffen“, sagt der Berliner Riemekasten.

Staffeln sind restlos ausgebucht

Der U-23-Weltmeister im Doppelzweier von 2015 wechselte vor Kurzem an den Bundesstützpunkt Männer-Skull nach Allermöhe/Ratzeburg und kämpft fortan um einen Startplatz bei den Sommerspielen 2020 in Tokio. Gemeinsam geht das Sportlerquartett, das von der Stiftung Leistungssport und der Haspa finanziell gefördert wird, fremd, startet als eine von 1500 Staffeln. 6000 Läufer nehmen die 42,195 Kilometer gemeinsam in Angriff, die 2012 eingeführten Staffeln sind restlos ausgebucht.

„Ausdauertraining steht bei uns gerade gar nicht auf dem Plan“, sagt Steuermann Lamay vom Norddeutschen Regatta Verein und erklärt: „Wir müssen Gewicht zulegen, sind noch zu leicht für den 49er.“ Das Kieler Duo ist am Olympiastützpunkt in Schilksee beim Pumpen im Kraftraum statt beim Joggen an der Förde zu treffen. „Wir müssen auf 160 Kilo kommen, 80 für jeden“, sagt Vorschoter Willim. Für die Herausforderung Marathon haben sie sich dennoch gemeldet. In der Staffel könnten die Kräfte schließlich aufgeteilt werden, befinden die Junioren-Europameister von 2017.

Sprinter hat „Respekt“

Eine Woche vor seinem Freiluft­saisonstart hat auch Sprinter Boateng „Respekt“ vor seinem Marathondebüt. „Im Training komme ich addiert vielleicht auf 1,5 Kilometer“, sagt der U-20-Junior, der mit der 4x200-Meter-Staffel des HSV in diesem Winter deutscher Vizemeister in der Halle wurde und dessen Paradedisziplin der Weitsprung ist (Bestweite: 7,13 m). „In der Schule haben wird den Cooper-Test absolviert“, erzählt der Eliteschüler des Sports am Alten Teichweg. Zwölf Minuten Dauerlauf, mehr bringt der schnellkräftige Steilshooper erst einmal nicht mit.

Dass ihr Ehrgeiz dennoch geweckt worden ist, liegt an Mitstreiter Riemekasten. „2012 bin ich den Frankfurt-Marathon gelaufen. Die letzten Kilometer waren hart, sodass es am Ende 3:09 Stunden wurden“, sagt der Yale-Absolvent, der nach vier Jahren an der US-Eliteuni sein Medizinstudium am Universitätskrankenhaus Eppendorf fortsetzt. Riemekasten ist in den Trainingsumfängen im Boot und am Ergometer der Kilometerfresser des QSporuartetts. „Die Dreistundenmarke sollten wir anpeilen“, gibt er als Losung für den Marathon aus.

Kaffee, Snacks und Jubelschilder

Weil er die größte Ausdauer mitbringt, entscheidet er sich pflichtbewusst für den längsten Teilabschnitt. Vom Start/Ziel an den Messehallen geht es über 15,6 Kilometer in den Hamburger Westen und zurück, über Reeperbahn, Elbchaussee und Hafenstraße. „Das wird eine Sightseeing-Runde für mich“, sagt er. Sprinter Boateng will die 11,5 Kilometer entlang der Außenalster und des Stadtparks bis in die City Nord übernehmen. Bleibt der in diesem Jahr geringfügig geänderte Rückweg für die Segler. Willim läuft die geringste Strecke (5,4 km), wegen der nicht zu verlierenden Kilos, Lamay die 9,7 Kilometer durch Winterhude und Eppendorf bis ins Ziel.

Die Haspa öffnet am Marathonsonntag ihren Nachbarschaftstreff. Für die Zuschauer gibt es dort Kaffee, Snacks und Jubelschilder. „Umdrehen wäre jetzt auch blöd!“, steht auf einem. „Unser Motto“, scherzt Riemekasten.