Hamburg. Bundesligamänner von ETV Piranhhas und BW Schenefeld kämpfen zum Hauptrundenabschluss um die Play-offs.

Mit dem Überwinden von Hindernissen kennt Felix Irrgang sich aus, es ist immerhin sein Hobby. Einmal in der Woche sucht der 26-Jährige beim Klettern an künstlichen Wänden Entspannung vom Alltag. Der ist für den Spielertrainer der Floorball-Bundesligamänner von Blau-Weiß 96 Schenefeld zwar zu einem wichtigen Teil auch vom Sport geprägt, da er im Hauptberuf auf einer reduzierten 30-Stunden-Stelle in der Qualitätssicherung eines Teehandelsunternehmens arbeitet. Aber angesichts der Hürde, die an diesem Sonnabend auf den studierten Lebensmittelchemiker und sein Team wartet, kann Erfahrung im Überwinden von Hindernissen garantiert nicht schaden.

Um 18 Uhr wird in der Sporthalle Achter de Weiden am Schulzentrum Schenefeld die letzte Hauptrundenpartie der Saison 2018/19 angepfiffen. Gegner sind die ETV Piranhhas Hamburg, und als wenn ein Lokalderby nicht per se für ein Mehr an Emotionen sorgen würde, bekommt das Duell durch die Tabellenkonstellation eine noch herausragendere Bedeutung. Vier Plätze trennen die auf Rang neun positionierten Gastgeber zwar von den Eimsbüttelern, aber nur zwei Punkte.

Ziel ist der Klassenerhalt

Mit einem Sieg wären die Blau-Weißen deshalb sogar für die Play-offs (die Teams auf den Plätzen drei bis sechs spielen zwei Halbfinalisten aus, die Topteams UHC Weißenfels und MFBC Leipzig sind fürs Halbfinale gesetzt) qualifiziert und könnten die Piranhhas in die Play-downs zwingen, die sie bei einer Niederlage selbst spielen müssten. Dort ermitteln der Neunt- und Zehntplatzierte den Relegationsgegner des Zweitligazweiten. Einen direkten Absteiger gibt es nicht, da der TV Lilienthal, aktuell Vierter, in der kommenden Saison nicht mehr in der Topliga antritt.

Klingt kompliziert, ist es aber nicht, wenn man um die Marschroute weiß, die Felix Irrgang und sein Spielertrainerkollege Benedikt Fiedrich der Mannschaft verordnen wollen. „Mein persönliches Saisonziel war die Teilnahme an den Play-offs, das gemeinsame Ziel ist der Klassenerhalt, und da wir durch einen Sieg beides erreichen könnten, werden wir voll auf Sieg spielen. Es geht schließlich um alles“, sagt der in Chemnitz aufgewachsene und im Floorball sozialisierte Nationalspieler, der sich selbst als Center oder auf dem Flügel einsetzt.

Positive Entwicklung

Spielertrainer zu sein empfindet Irrgang, der seit Sommer 2017 für Schenefeld spielt und dafür von seinem Wohnort, einer Achter-WG in einer Stadtvilla in Alsternähe, regelmäßig in die zum Kreis Pinneberg zählende Kleinstadt pendelt, bisweilen als Belastung. „Vor allem bei den Spielen ist es schwierig, weil man sich nicht nur auf sich selbst konzentrieren kann, sondern auch die eigenen Mitspieler und den Gegner im Blick haben muss, um die richtigen Schlüsse zu ziehen“, sagt er. Aber weil sein Sport, der sich aufgrund seiner Rasanz gern als Eishockey ohne Eis bezeichnet, tief in der Nische verharrt und deshalb kein Geld für Trainer zur Verfügung steht, kümmert er sich mit Freude um die Betreuung des jungen Teams. In diesem haben in der zweiten Saison nach dem Aufstieg 2017 vor allem die Talente eine positive Entwicklung genommen.

Nachdem es nach dem Hinspiel, das Mitte November 5:5 endete, zu Verstimmungen kam, weil aus dem ETV-Lager eine absichtlich überharte Spielweise des Gegners befürchtet worden war, appelliert Felix Irrgang ausdrücklich an den Fairnessgedanken. „Die Rivalität im Floorball hat ein gesundes Maß, niemand würde absichtlich einen Gegner verletzen“, sagt er. Man freue sich auf das Duell mit dem ETV, eine stimmungsvolle Kulisse – und auf die Chance, das letzte Hindernis auf dem Weg in die Play-offs zu überwinden.