Hamburg. Hamburgs Floorball-Torhüter Mike Dietz investiert mehr als nur Zeit in seinen Sport. Der Aufwand ist immens.

Für einen, der „aus Versehen“ in seinen Sport hineingeraten ist, hat es Mike Dietz wahrlich weit gebracht. Zwölf Jahre war er alt, als seine Eltern ihm zurieten, neben dem Tennis auch einen Mannschaftssport auszuprobieren. Und da in seinem Heimatverein Eimsbütteler TV Floorball angeboten wurde, entschied sich der gebürtige Hamburger, dem Sport, der sich selbst gern als Eishockey ohne Eis beschreibt, eine Chance zu geben. Eine gute Entscheidung war das, denn wenn die deutschen Herren an diesem Donnerstag zur WM nach Prag aufbrechen, steht Dietz zum vierten Mal in Serie im Aufgebot.

Wobei Stehen im Zusammenhang mit dem 28-Jährigen der falsche Begriff ist, schließlich ist er Torhüter, und die schützen im Floorball ihr 1,15 Meter hohes und 1,60 Meter breites Gehäuse kniend. Wenn Mike Dietz, der in der Bundesliga für die ETV Piranhhas Bälle stoppt, seine 194 Zentimeter Körperlänge in das Stahlrohrgestänge faltet, schmerzen dem Laien schon beim Zuschauen die Gelenke. Bis auf eine Schleimbeutelentzündung musste der Eppendorfer jedoch bislang keine Knieschäden beklagen, auch seine Größe sei kein Problem. „Je schneller das Spiel wird, desto mehr hilft es einem Torhüter, wenn er viel Fläche anbieten kann“, sagt er. Und schnell sind die Schüsse auf Weltspitzenniveau. Mit bis zu 200 km/h kommt die 23 Gramm schwere Plastikkugel angeflogen. „Merkt man schon, wenn die einen trifft“, sagt Mike Dietz in einem Tonfall, der suggeriert, dass ihn ein Volltreffer gar nicht juckt.

„Jeder Fehler wird bestraft“

Torhüter, heißt es im Sport, sind besondere Typen, den meisten wird eine Macke nachgesagt. Mike Dietz sagt, dass er nichts von einer Macke wisse, er aber spüre, dass er auf dem Spielfeld anders auftrete als im Alltag, deutlich lauter und exzentrischer. Und dass ihn am Torwartspiel besonders reize, unmittelbar Spiele entscheiden zu können. „Jeder Fehler wird sofort mit einem Gegentor bestraft, deshalb muss man als Torhüter mental stark sein.“ Besonders trainiert habe er seinen Geist allerdings noch nie, ebenso wenig seine Reaktionsfähigkeit.

Das liegt vor allem daran, dass im Floorball keine Mittel für zusätzliche Trainingsmaßnahmen zur Verfügung stehen. Im Gegenteil: Allein in diesem Jahr hat Mike Dietz für die Teilnahme an der WM-Qualifikation, den WM-Trainingslagern und die Reise nach Prag rund 2000 Euro aus eigener Kasse aufgebracht. Als voll berufstätiger Maschinenbauingenieur kann er sich das leisten; Studenten wie sein ETV-Vereinskollege und Zimmerpartner Flemming Kühl (20), zweiter Hamburger im WM-Aufgebot, haben daran deutlich mehr zu schlucken.

Schwere Aufgabe

Finanzieller und zeitlicher Aufwand sind also immens, wenn man Deutschland im Floorball vertreten möchte. Auch deshalb spüre er, sagt Mike Dietz, dass das Ende seiner Karriere naht und die anstehende WM seine letzte sein könnte, zumal er mehr Druck verspüre als zu seinen Anfängen, „weil die Erwartungshaltung höher ist“. Zu gern würde er den Erfolg seiner ersten WM 2012 in Zürich wiederholen, als man Vierter wurde.

In die Phalanx der Top vier – Schweden, Finnland, Schweiz, Tschechien – einzubrechen sei zwar nahezu unmöglich, ebenso die direkte Viertelfinalqualifikation, für die man aus den Gruppenspielen gegen Gastgeber Tschechien (Sa., 18.15 Uhr), die Schweiz (So., 14 Uhr) und Lettland (Mo., 12.45 Uhr) zwei Siege bräuchte. Aber da jedes Spiel erst einmal gespielt werden muss, bleibt Mike Dietz optimistisch.