Hamburg. Nach dem Abbruch des Spiels BU gegen Meiendorf fordert Dirk Fischer die volle Härte des Sportgerichts. Fanbetreuer unter Verdacht.

Dirk Fischer lag erkältet im Bett, doch was dem Präsidenten des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) am Montag zu Ohren kam, ließ ihn zornig werden. "An beinahe jeder Ecke im Stadion hängen Plakate: Gegen Rassismus, gegen Gewalt! Wenn sich die Vorwürfe als wahr erweisen, muss das Sportgericht mit aller Härte vorgehen", sagte Fischer.

Schiedsrichter brach das Spiel ab

Am Vortag war das Spiel in der Oberliga Hamburg zwischen dem HSV Barmbek-Uhlenhorst (BU) und dem Meiendorfer SV beim Stand von 3:0 abgebrochen worden. Die Meiendorfer hatte den Rasen an der Dieselstraße nach 76 Minuten verlassen, weil ein Barmbek-Anhänger ihren Mitspieler Lawrence Schön nach einer vermeintlichen Tätlichkeit rassistisch beschimpft hat.

Worte wie "Verpiss dich, du Schwarzer" sollen gefallen sein. Der Meiendorfer Abwehrspieler Kevin Heitbrock, ein Deutscher mit ghanaischen Wurzeln, sprang anschließend über die Bande auf die Traversen, um den Zuschauer zur Rede zu stellen. Daraufhin kam es zu Tumulten. Schiedsrichter Thore Holst brach schließlich das Spiel ab.

Schreihals soll Fanbetreuer gewesen sein

HFV-Präsident Dirk Fischer
HFV-Präsident Dirk Fischer © Imago/Future Image

"Bei uns gilt der Rechtsstaat. Bei Rassismus muss eingeschritten werden“, sagte HFV-Präsident Fischer. Der Meiendorfer SV nannte den Fall auf seiner Facebook-Seite "mehr als traurig und beschämend". Bei dem Schreihals soll es sich pikanterweise um einen ehrenamtlichen Fanbetreuer von Barmbek handeln. Der hatte dem Abendblatt noch erklärt, der Ruf "Du Schwarzer" habe sich auf die "schwarze Trikotfarbe der Meiendorfer bezogen. BU entschuldigte sich – ebenfalls via Facebook – für "das absolute Fehlverhalten".

BU stand Videomaterial zur Verfügung

"Für unseren Verein ist das eine höchst unangenehme Sache", betonte Barmbeks Liga-Beauftragter Volker Brumm. "Wir sind froh, dass wir Videomaterial hatten, das die Rufe eindeutig belegt." Noch am Sonntagabend sei sich der Vorstand einig gewesen, den pöbelnden Mann aus dem Verein auszuschließen und ihm Stadionverbot zu erteilen. "Wir distanzieren uns von Beleidigungen und Rassismus", sagte Brumm. "Deshalb hoffe ich, dass unser konsequentes Handeln honoriert wird, denn bei BU hat Rassismus keine Chance."

DFB verweist auf Zuständigkeiten

Das Sportgericht des HFV verhandelt die Angelegenheit voraussichtlich am 27. Februar. Zu möglichen Konsequenzen für den Verein konnte der Verband noch nichts sagen. "Das müssen die Richter entscheiden", erklärte der stellvertretende Geschäftsführer Carsten Byernetzki. Die Spielberichte der Schiedsrichter lägen bereits vor, sagte er am Montag.

Denkbar wäre etwa eine Platzsperre für den Heimverein. Außerdem könnte auf Meiendorf wegen des erzwungenen Spielabbruchs eine Geldstrafe zukommen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wollte sich zu dem Vorfall nicht äußern. "Der angesprochene Vorfall fällt ganz in den Zuständigkeitsbereich des Landesverbandes", teilte der DFB mit.

Kevin-Prince Boateng machte es vor

"Das wäre nicht gut ausgegangen, deshalb sind wir vom Platz gegangen", begründete Meiendorfs Trainer Baris Saglam das in dieser Form einmalige Vorgehen eines Vereins in der Oberliga Hamburg. In einem ähnlichen Fall hatte vor sechs Jahren Kevin-Prince Boateng für Aufsehen gesorgt. Der damalige Profi des AC Mailand hatte nach wiederholten rassistischen Beleidigungen von Fans während eines Freundschaftsspiels beim italienischen Amateurclub Pro Patria aus Protest den Platz verlassen. Seine Mitspieler folgten Boatengs Beispiel, das Spiel wurde abgebrochen.

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