Hamburg. Bei der deutschen Meisterschaft im Tischfußball auf dem Hamburger Flughafen ist die 28 Jahre alte Hamburgerin Topfavoritin.

„Doch“, sagt Maura Porrmann, „eine deutsche Meisterschaft in der eigenen Stadt ist schon etwas Besonderes.“ Es kommen schließlich mehr Freunde und Bekannte zum Zuschauen, der Tisch, an dem die 28-Jährige ihre Matches bestreitet, wird dicht umlagert sein. Das spornt zusätzlich an. „Die Erwartungen sind bei einem Heimspiel sicherlich höher“, sagt sie.

An diesem Sonnabend also geht es los: Deutsche Meisterschaften im Tischfußball im Terminal Tango auf dem Hamburger Flughafen. Um 10 Uhr starten die Wettbewerbe in zahlreichen Disziplinen, auch für Junioren, Senioren und Rollstuhlfahrer. Dabei sind allein 69 Aktive aus Hamburg, der Hochburg Deutschlands. Hier gibt es 1000 offiziell gemeldete Spieler. Auch beim FC St. Pauli und dem HSV wird nicht nur auf dem Rasen gekickert. Insgesamt drehen in Hamburg sogar etwa 6000 Menschen regelmäßig in Kneipen an den Stangen. Da ist es erstaunlich, dass hier erstmals eine deutsche Meisterschaft ausgetragen wird. Die Weltmeisterschaft 2017 auf Kampnagel war mit Teilnehmern aus 25 Nationen und immer ausverkauften Hallen ein voller Erfolg.

Talent mischte sich mit Ehrgeiz

Nur nicht für Maura Porrmann. Als Weltranglistenerste war die Hamburgerin angetreten – und nach Freilos bereits in ihrem ersten Spiel gescheitert. „Das war schon enttäuschend.“ Jetzt also gibt es die Möglichkeit, es besser zu machen. Im Doppel tritt sie mit Partnerin Sandra Ranff als Titelverteidigerin an. Mitfavoritin bei den Damen ist aber auch Stefanie „Steff“ Schmid (29), die aus Oldenburg nach Hamburg gezogen ist und Dritte der deutschen Rangliste ist. Bei den Männern liegen die größten Hoffnungen der Hamburger Tischfußballfans auf Nationalspieler Minyoung Bai.

2013 hat Maura Porrmann begonnen, intensiv Tischfußball zu spielen. Sie wurde praktisch „mitgeschnackt“ in eine Kickerkneipe, wollte erst gar nicht. Aber wie es oft so ist: Talent mischte sich plötzlich mit Ehrgeiz und Faszination für das Spiel. „Ich wurde am Anfang zerstört, das wollte ich nicht, ich wollte selbst den Gegner zerstören“, erzählte sie einmal dem ZDF, „und mich fasziniert auch das Mentale. Dem Gegner Rätsel stellen und Rätsel lösen. Das mag ich sehr.“ 2015 und 2016 hat sie sich voll auf Tischfußball konzentriert. Das heißt, täglich mehrere Stunden Training, regelmäßig Turniere, das ist dann kein Hobby mehr. „Ich bin jetzt Profi“, sagt Maura Porrmann.

Sie verdient ihr Geld auch mit Musikkabarett

Es gibt Siegprämien, ein Sponsor zahlt Anreise, Startgelder und Unterkunft bei Turnieren, sie trat für Graz in der österreichischen Meisterschaft und der Champions League an, man kann sie auch für Showevents buchen, und sie arbeitet als Trainerin für einen großen Tischfußball-Ausrüster. Das ist die eine Hälfte ihres Lebens. Die andere heißt „Lieblingsfarbe Schokolade“.

Porrmannist die eine Hälfte des gleichnamigen Musikkabarett-Duos. Partnerin Hanna Silberbach lernte sie an der Hamburg School of Music kennen. „Es passte einfach.“ Immer mehr erobern sich die beiden mit ihren komplett selbst komponierten und getexteten Programmen ein Publikum, ihr Tourplan wird ständig voller, das neue Programm „Beziehungsweise anders“ wird demnächst präsentiert.

Klavier, Gitarre und Gesang hat Laura Porrmann gelernt, ist staatlich anerkannte Berufsmusikerin im Bereich der Populärmusik. „Ich verdiene mein Geld mit den beiden Dingen, die ich am meisten liebe“, sagt sie zufrieden: „ich habe ein sehr glückliches Leben.“