London/Hamburg. 21-Jähriger kann sich nach seinem Triumph über Novak Djokovic vor Lob kaum retten. Boris Becker adelt den “Deutschen mit Humor“.

Deutschlands Tennis-Idol Boris Becker war nach dem Titel von Alexander Zverev beim ATP-Saisonfinale in London tief beeindruckt. "Auf diesen Moment hat die ganze Tenniswelt gewartet", sagte Becker bei der BBC: "Jahrelang haben wir gesagt, das Tennis braucht neue Gesichter und starke neue Spieler. Er hat bewiesen, dass er der Beste der neuen Generation ist."

Zverevs Sieg über seinen früheren Schützling Novak Djokovic (6:4, 6:3) bezeichnete Becker als "große Überraschung". Zwar habe der 21 Jahre alte Hamburger schon zuvor Djokovic und Federer in Masters-Endspielen geschlagen, aber "Novak und Roger nacheinander in einem der größten Turniere der Welt zu bezwingen, beweist ihm und der ganzen Welt, dass er der nächste Superstar wird."

Becker: Zverev ist ein Deutscher mit Humor

Selfie mit dem Mann der Zukunft: Boris Becker (l.) und Alexander Zverev (r.) schafften im Februar dieses Jahres den Davis-Cup-Klassenerhalt mit Deutschland.
Selfie mit dem Mann der Zukunft: Boris Becker (l.) und Alexander Zverev (r.) schafften im Februar dieses Jahres den Davis-Cup-Klassenerhalt mit Deutschland. © Imago/Paul Zimmer

Becker schwärmte auch von den Fähigkeiten seines Nachfolgers neben dem Platz. "Ein Deutscher mit Humor, der reden und über sich selbst lachen kann – ein Star ist angekommen", sagte der dreimalige Wimbledon-Sieger, auch mit Blick auf die launige Rede seines Landsmannes während der Siegerehrung in der o2-Arena.

Becker, der als Kommentator der BBC das Spiel verfolgte, hatte das ATP-Finale dreimal gewonnen – 1995 als letzter Deutscher, bis Zverev am Sonntagabend in London nachzog. Nach seinem historischen Sieg beendet der Hamburger das Jahr nun auf Platz vier der Weltrangliste – mit lediglich 35 Zählern hinter dem Schweizer Roger Federer.

Mit deutlichem Abstand an der Spitze des Klassements steht weiterhin Djokovic. Der Serbe konnte seinen Vorsprung in dem am Montag veröffentlichten Ranking auf den Spanier Rafael Nadal auf 1565 Punkte ausbauen.

Sky feiert Bestwert im Herrentennis

150.000 Tennisfans sahen Zverevs Meisterstück bei Sky. Das ist für den Pay-TV-Sender nach eigenen Angaben vom Montag der bisher beste Wert bei der Übertragung eines Männerspiels. Der Sender hat Exklusiv-Rechte an mehreren Turnieren der ATP.

Zum Vergleich: Der Sieg von Angelique Kerber in Wimbledon hatte im Juli 190.000 Zuschauer. Damals war das Finale gegen Serena Williams zusätzlich im ZDF übertragen worden und hatte dort 2,3 Millionen Zuschauer.

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DFB-Kicker beklatschen Zverev

Auch David Beckham verfolgte gemeinsam mit Sohn Romero die Sternstunde des Deutschen im Publikum.
Auch David Beckham verfolgte gemeinsam mit Sohn Romero die Sternstunde des Deutschen im Publikum. © Imago/Xinhua

Nicht nur aus der Szene erhielt Zverev nach dem überraschenden Sieg zahllose Gratulationen. Unter anderem sendeten Steffen Seibert, Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel, und das für den Sport verantwortliche Bundesinnenministerium Glückwünsche an den gebürtigen Hamburger.

"Herzlichen Glückwunsch an Alexander Zverev zum Sieg im ATP-Finale, nach Siegen über Federer und Djokovic und als erster Deutscher seit 23 Jahren!", schrieb Seibert bei Twitter. Beim Kurznachrichtendienst verneigten sich auch die entthronten deutschen Fußball-Weltmeister über ihren offiziellen Kanal "Die Mannschaft" mit drei Klatsch-Emojis vor Zverev.

Hansestadt feiert den "Hamburger Jung"

Auch in der Hansestadt wurde der Erfolg des Imageträgers mit Begeisterung aufgenommen. "Ein Hamburger schreibt Tennis-Geschichte: Glückwunsch Alexander Zverev zu diesem sensationellen Erfolg! Und das mit gerade einmal 21 Jahren!", twitterte Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD).

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Der Hamburger Tennis-Verband gratulierte ebenso. "Wir sind unheimlich stolz auf unseren Hamburger Jung. Die Zverevs sind seit mehr als zwei Jahrzehnten Teil der Hamburger Tennisfamilie. Alexander, sein Bruder Mischa und die Eltern Alex Senior und Irina sind tief verwurzelt beim Uhlenhorster HC“, sagte HTV-Präsident Matthias von Rönn am Montag.

"Mit seinem WM-Titel hat Sascha große Begeisterung in der Hamburger Tennisszene ausgelöst. Wir gratulieren ihm ganz herzlich!“, ergänzte von Rönn. Mit Michael Stich gehört noch ein weiterer Hamburger zu den nun drei deutschen Tennis-Weltmeistern.

Pressestimmen zu Zverevs WM-Sieg

Telegraph (Großbritannien)

Mit seinen Stelzenbeinen und seinen schnell zuckenden Muskeln sprang der 1,98 große Zverev wie ein gigantischer Watvogel an der Grundlinie entlang. Das führte dazu, dass dieses dunkelblaue Rechteck nicht größer als ein Planschbecken aussah. Das war es sicherlich, was es Djokovic fast unmöglich machte, den Ball an ihm vorbeizufeuern und nur sieben Treffer im Spiel zu erzielen.

The Independent (Großbritannien)

Zverev schlug Djokovic mit seinen eigenen Waffen, indem er seinen Gegner mit der unnachgiebigen Beharrlichkeit seines Ballschlags zermürbte. Der Deutsche lieferte überragend, zeigte den Willen, das Netz anzugreifen und seine Bälle mit Überzeugung und Präzision zu schlagen.

BBC (Großbritannien)

Zverev wird schon seit langem als der junge Spieler angekündigt, der am ehesten das Zepter im Herrentennis übernehmen könnte, wenn sich einmal Leute wie Djokovic, Federer, Rafael Nadal und Andy Murray zur Ruhe setzen. Mit seinem kräftigen Aufschlag, krachenden Bodenschlägen und verbessertem Spiel am Netz zeigt der 1,98 Meter große Deutsche alle Facetten, um ganz an die Spitze aufzusteigen.

Daily Mail (Großbritannien)

Attraktiv, talentiert, manchmal gereizt, aber mit einem Sinn für Humor, er ist, was das Tennis braucht vor den drohenden Abschieden der Stars wie Federer und Nadal. Es gab dieses Mal keine kindischen Pfiffe von den Zuschauern, nur Anerkennung für einen neuen Star."

The Sun (Großbritannien)

"Zverev hatte das Londoner Publikum, inklusive David Beckham und Sohn Romeo, auf seiner Seite. Er feierte, indem er einen Hund küsste, der in der Tasche seiner Mutter saß."

Marca (Spanien)

Der ganze Druck lastete auf Djokovic, dem Favoriten sowohl was das Tennisspiel als auch was das Ranking betrifft. Zverev war ein Überraschungsgast, der nach der Überraschung vom Vortag im Halbfinale gegen Roger Federer befreit aufspielen konnte.

Sport (Spanien)

Die ATP-WM hat einen neuen König. (...) Zverev hat auf dem Londoner Platz sein ganzes Repertoire gezeigt und nicht vor Djokovic gezögert. Der zeigte nicht sein bestes Spiel. Das hatte er im Halbfinale vorgeführt, als er Anderson an die Wand spielte.

Mundo Deportivo (Spanien)

Alles schien bereit, um das ATP-Finale zum krönenden Abschluss der Wiederauferstehung Djokovics zu machen. (...) Mit seinen 31 Jahren wurde er jedoch von dem Jungspund eingeschüchtert, der einen sehr kraftvollen Aufschlag zeigte, solide spielte und an seinen Triumph glaubte.

Kronen Zeitung (Österreich)

Auf Beckers Spuren. Jubelstimmung bei unseren Nachbarn!

Kurier (Österreich)

Deutscher Sieg bei der Abschlussparty

L'Équipe (Frankreich)

Alexander der Große: Alexander Zverev hat für eine Sensation gesorgt, indem er mühelos die weltweite Nummer Eins Novak Djokovic (6:4, 6:3) im Masters-Finale beherrschte. Der 21 Jahre alte Deutsche hat alles, um sehr hoch und sehr schnell aufzusteigen.

CNN (USA)

Es war zweifellos das Jahr von Novak Djokovic im Herrentennis. Alexander Zverev aber war das am Sonntag egal, als er Djokovic in London mit 6:4, 6:3 schockte, um der jüngste Sieger der Jahresend-Meisterschaft seit dem Serben 2008 zu werden.

Gazzetta dello Sport (Italien)

Djokovic muss sich vor dem neuen Tennis-Phänomen Zverev verneigen. In London strahlt ein neuer Stern, die Zukunft des Tennis hat begonnen. Zverev hat die guten Ratschläge des großen Meisters Lendl angewendet und gesiegt. Lendls unglaubliche Erfahrung hat Zverev geholfen, zwei entscheidende Matchs in Folge zu meistern.

Corriere dello Sport (Italien)

Meister Zverev demütigt Djokovic und siegt 23 Jahre nach Boris Becker. Mit dem jungen Deutschen russischer Abstammung beginnt die Revolution im Tennis. Zverev schafft einen transparenten und voll verdienten Sieg, der ihm ein Weihnachtsgeschenk von 2,5 Millionen Dollar beschert.

La Repubblica (Italien)

Die Schönheit der Jugend: Zverev leitet im Tennis eine neue Ära ein. Der Favorit Djokovic versinkt vor dem 21-jährigen Deutschen, dem neuen König, den Lendl in einen Champion verwandelt hat.

Corriere della Sera (Italien)

Zverev besiegt Djokovic und zählt zu den Großen des Tennis. Djokovic ist nicht wiederzuerkennen und kann nicht reagieren. Für Zverev ist dieser Sieg endgültig der Beginn einer steilen Karriere. Sein junges Alter wird die tödliche Waffe gegen die Generation der wunderbaren Over 30s sein.

La Stampa (Italien)

Zverev wandelt auf den Spuren Boris Beckers, dem letzten Deutschen, der einen Master gewonnen hat. Aber: 2019 wird Zverev nun auch bei den Slams zeigen müssen, was er kann.

Il Giornale (Italien)

Der junge Zverev, Meister unter den Meistern nach dem Finalmatch zwischen dem alten Löwen und dem jungen Star, der sich den Weg frei machen will."

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Zverev bedankt sich vor allem bei seinem Vater

Und der so Beklatschte hob nach seinem Coup vor allem die Arbeit seines Vaters Alexander senior hervor. Bei allem Respekt für Ivan Lendl, der seit August zu seinem Team gehört, "ist mein Vater derjenige, der die Grundlagen gelegt hat. Er ist derjenige, der mir beigebracht hat, wie man Tennis spielt", sagte Zverev: "Mein Vater verdient die meiste Anerkennung."

Zverev senior (58) sagte nach dem Finalerfolg seines Sohnes zur Aufgabenverteilung zwischen ihm und Lendl: "Ich bin mit Sascha 50 Wochen im Jahr unterwegs, Ivan ist vielleicht zwölf Wochen dabei." Wer Berater und wer Chefcoach sei, solle jeder für sich selbst entscheiden: "Ivan ist erst kurz bei uns, ich will nicht beurteilen, welchen Anteil er hat. Er macht seine Arbeit sehr gut."

Lendls wichtiger Austausch mit dem Senior

Zverev hatte bereits während des Turniers erklärt, dass die Beziehung zwischen seinem Vater und dem früheren Ausnahmespieler Lendl viel wichtiger sei, als sein Verhältnis zur einstigen Nummer eins. Nach dem Sieg über Djokovic sagte er: "Ivans Erfahrung auf und neben dem Platz ist unglaublich." Der 58-Jährige habe gemeinsam mit seinem Vater die Niederlage gegen Djokovic in der Gruppenphase analysiert und einen neuen Matchplan ausgegeben.

"Wichtig war, dass er daran geglaubt hat zu gewinnen. Vor allem nach dem 4:6, 1:6 im Gruppenspiel", sagte Zverev senior: "Das war zwar nicht schlecht, aber Sascha musste ein paar Sachen verbessern. Er musste seine Rückhand häufiger einsetzen und mental stärker sein." Der Erfolg seines Sohnes sei für ihn "absoluter Wahnsinn". Vielleicht hilft ihm dieser Sieg, "bei den großen Turnieren besser zu spielen", sagte er.