Es ist bekannt, dass Joachim Löw und Didier Deschamps eine Freundschaft verbindet. Der Bundestrainer und der Franzosen-Coach tauschen sich regelmäßig aus. Dass Löw am Freitag Deschamps eine SMS mit „Merci“ geschickt hat, ist aber nicht überliefert. Auch von einem Dank an Ronald Koeman, dem niederländischen Bondscoach, weiß man nichts. Beides wäre angebracht.

Löw und die deutsche Nationalelf sind durch Hollands Sieg gegen Frankreich (2:0) aus der Nations-League-A abgestiegen. Von 2020 an, wenn der nächste Zyklus des Wettbewerbs beginnen wird, spielt der Weltmeister von 2014 gegen Wales und Österreich, statt gegen Schwergewichte. Ein solcher Niedergang ist eines ruhmreichen Fußballlandes unwürdig. Genauso wie das gesamte Länderspieljahr 2018. Nie in der Geschichte des DFB gab es mehr Niederlagen in einem Jahr (sechs). Nie zuvor schied eine deutsche Elf in der Gruppenphase einer WM aus. Und bis zum sportlich kaum ernst zu nehmenden Testspiel gegen ein geschwächtes Russland am Donnerstag (3:0) hatte keine DFB-Auswahl einen schlechteren Toreschnitt pro Spiel (0,82). Ein Abstieg in Zahlen.

Aber er hat auch sein Gutes. „Danke, Holland!“, sollte Löw denken. Die Niederlage gegen Oranje (0:3) im Oktober war der Wendepunkt. Sie hat dem 58-Jährigen die Augen geöffnet. Löw hätte das lange Klammern an seinen Weltmeistern von 2014 fast den Job gekostet. Im DFB galt es als schwer vorstellbar, dass man ihm nach dem Schrumpfen auf die Größe eines WM-Vorrundenletzten auch noch die Zweitklassigkeit verzeihen würde. Das wird jetzt akzeptiert.

Löw hat endlich begonnen, was Koeman­ längst umgesetzt hatte. Lähmte Holland das Festhalten an alte Helden wie Arjen Robben, so emanzipierte sich Koeman und baute ein junges Team auf, das nun verdient den Weltmeister schlagen konnte. Löw macht es jetzt genauso. Mit Leroy Sané, Serge Gnabry und Niklas Süle setzt er auf 22- und 23-Jährige, denen die Zukunft gehört.

Man stelle sich vor, er wäre direkt nach der WM so mutig gewesen. Es hätte einer sportlichen Leitung beim DFB bedurft, die den Abstieg vor Beginn des Wettbewerbs als einen möglichen Kollateralschaden des Umbruchs öffentlich als akzeptabel deklariert. Nun ist er passiert. Er sollte einen Platz im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund erhalten – als eine Mahnung, die Zukunft nie wieder so zu bremsen wie 2018.