Glinde. Der Ironman auf Hawaii ist für Triathleten eines der härtesten Rennen. Der Hamburger Stefan Graw ist dabei.

Es musste schnell gehen. Sehr schnell sogar. „Ich wurde aufgerufen, und dann musste ich entweder zu- oder absagen“, erzählt Stefan Graw. Gerade eben hatte der Freizeitsportler den Ironman in Hamburg mit einer Klassezeit beendet, als es schon um die nächste Herausforderung ging: den Ironman auf Hawaii, eines der spektakulärsten, aber auch strapaziösesten Sportereignisse der Welt . Der 53-Jährige hatte sich mit seiner Leistung im Juli für den Wettkampf am kommenden Sonnabend qualifiziert. „Natürlich habe ich zugesagt“, sagt Graw.

In Kailua-Kona dabei sein zu dürfen ist für den Sportverrückten der bisherige Höhepunkt seiner Wettkampflaufbahn. Nachdem er also in der Hansestadt in seiner Altersklasse der 50- bis 54-Jährigen den fünften Rang geschafft hatte, unter den deutschen Teilnehmern sogar Ditter geworden war und damit Bronze gewonnen hatte, musste er nicht lange überlegen. „Wir hatten vorher schon besprochen, wenn es zu einer Qualifikation kommt, dann machen wir das“, sagte der zweifache Familienvater.

Zeitintensiver Job

Dass Graw dabei vom „wir“ spricht, ist ein entscheidender Faktor. Die Ehefrau muss mitziehen. Neben seinem zeitintensiven Job als selbstständiger Immobiliensachverständiger gehört der Großteil der Freizeit dem Fitmachen für den Ironman. Bis zu 25 Stunden pro Woche und im Schnitt zweimal am Tag trainiert der gebürtige Lübecker. „Morgens zu Hause, dann fahre ich meine Baustellen ab. Und wenn ich zufällig an der Alsterschwimmhalle vorbeikomme, ziehe ich meine Bahnen. Das kombiniere ich so, wie es passt“, sagt Graw und gibt Einblicke in seinen prall gefüllten Tagesablauf.

Viel Zeit für die Familie und andere Sozialkontakte bleibt da nicht. „Natürlich gehen wir mal spazieren oder treffen Freunde. Aber grundsätzlich ist die Zeit sehr begrenzt. Da muss man eine Frau haben mit viel Verständnis.“

Ehefrau Astrid hat dieses Verständnis. „Sie kommt meist mit zu den Wettkämpfen und steht voll dahinter, sonst würde es auch gar nicht gehen.“ Schon als Jugendlicher lief er auf der Tartanbahn seine Runden. Laufen, das war sein Ding. Zwischen 200 und 1500 Meter gewann er diverse Titel bei Kreismeisterschaften. Inzwischen hat er die Trainer-B-Lizenz und trainiert seit drei Jahren den Dreikampf aus Schwimmen, Radfahren und Laufen. Triathlon.

Auf dieses Event hat er lange hingearbeitet

„Zum Triathlon bin ich über unsere Tochter gekommen, die das in Flensburg macht. Wir haben mal geflachst, dass wir zusammen bei einem Wettbewerb teilnehmen möchten, und das haben wir auch getan.“ Erst standen kürzere Strecken auf der Agenda, ehe sich der 53-Jährige mal bei einem längeren Triathlon ausprobierte. „Gleich bei den ersten Teilnahmen ist der Funke übergesprungen“, erinnert er sich. 2017 nahm er an seinem ersten langen Triathlon teil, in diesem Jahr folgte der zweite. Und nun also Hawaii und der Ironman.

Auf dieses Event hat er lange hingearbeitet. Jeden Tag, ohne Pause. Diszipliniert. Und süchtig nach Bewegung. Dieses Gefühl löse in ihm den Reiz aus, sich jeden Tag aufs Neue zu motivieren, sagt er. Einen Coach hat er allerdings nicht. Die Trainingspläne erstellt er selbst. Und weil nach getaner Arbeit auch eine Belohnung guttut, gönnt er sich nach den anstrengenden Einheiten manchmal etwas Leckeres. „Gern eine Fritz Cola und ein Stück Schokolade“, sagt Graw. Außer Laufen, Fahrradfahren und Schwimmen macht er auch viel Krafttraining und Gymnastik. Diese Einheiten absolviert er in seinem eigenen Kraftraum im Keller.

Er kennt auch die Gefahren

Doch Graw kennt auch die Gefahren bei diesem Sport. „Beim Ironman ist es eine Gratwanderung. Man muss sehr viel trainieren, darf aber nicht zu viel und zu einseitig trainieren, sonst kommt es zu Verletzungen“, erklärt er. Glücklicherweise ist er von großen Verletzungen in diesem Jahr verschont geblieben. So war eine intensive Vorbereitung für Hawaii möglich. „Ich möchte nicht nur durchkommen und Spaß haben, sondern meine Maximalleistung abrufen“, sagt Graw.

Damit alles möglichst perfekt funktioniert, wird nichts dem Zufall überlassen. Bereits eine Woche vor dem Wettkampf ist er mit seiner Familie nach Hawaii geflogen. Er wollte die Strecke vorher noch einmal ablaufen. Nach dem Wettkampf bleiben die Graws noch einige Tage dort, um Urlaub zu machen. Also doch mal einige Tage ohne Sport? „Ob ich Pause mache, weiß ich nicht. Mein Körper braucht die Bewegung“, sagt Graw. Hauptsache, die Familie versteht es.