Hamburg. Nach der Rückkehr zur defensiven Stabilität beim 0:0 im Stadtderby soll jetzt das Spiel nach vorn wiederbelebt werden.

    Drei Spiele, sieben Punkte und nur ein Gegentor – so zufriedenstellend die Bilanz des FC St. Pauli in der vergangenen englischen Woche auch war, so sehr werden in den kommenden Spielen auch wieder andere Qualitäten von den Kiezkickern gefordert sein als nur eine stabile Defensive wie beim 0:0 im Stadtderby am Sonntag beim HSV. In das Heimspiel gegen den SV Sandhausen am kommenden Sonntag und in die Auswärtspartie am 22. Oktober beim sieglosen Schlusslicht MSV Duisburg, das am Montag Trainer Ilija Grujew durch Torsten Lieberknecht ersetzte, wird St. Pauli als Favorit gehen. Mehr Wucht und Entschlossenheit in den Offensivaktionen werden dann gefordert sein, um die Chance zu nutzen, sich im oberen Tabellendrittel der Zweiten Liga festzusetzen.

    „Wir waren zu ungenau und unsauber nach vorn. So richtig freuen kann ich mich jetzt nicht“, sagte Kapitän Johannes Flum nach dem 0:0 im Stadtderby selbstkritisch. Es ist offensichtlich, dass St. Paulis Mannschaft nach knapp einem Viertel der Saison weiter die richtige Balance zwischen einem sicheren Abwehrverhalten und gefährlichen Offensivaktionen sucht. In den bisherigen acht Punktspielen war diese Ausgewogenheit im Grunde nur beim 2:0-Heimsieg gegen Darmstadt 98 zu beobachten. Darauf folgten bekanntlich vier Pflichtspiel-Niederlagen mit insgesamt 15 Gegentoren, aber auch immer noch sechs eigenen Treffern. Die Konsequenz daraus war eine 180-Grad-Wende in Sachen Taktik. „Wir sind enger zusammengerückt“, beschreibt dies Kauczinski und zwar nicht nur im übertragenen, sondern auch im unmittelbaren Sinne auf dem Spielfeld. Die Folge: St. Pauli beendete die Flut an Gegentoren und schaffte es so, mit nur drei eigenen Treffern zwei Siege und ein Unentschieden einzufahren. Der Zweck heiligte in dieser kritischen Phase die Mittel, doch begeistern konnte das Team damit nicht.

    Die Idealvorstellung ist ein Team, das dem Gegner kaum Torchancen ermöglicht

    Dies sehen auch die Verantwortlichen so. „Wir arbeiten daran, zu einem vernünftigen, ausgewogenen Verhältnis zu kommen und über die Null zu unserem Spiel finden“, beschreibt St. Paulis Sportchef Uwe Stöver den Auftrag für die kommenden Wochen. Die Idealvorstellung ist also ein Team, das dem Gegner kaum Torchancen ermöglicht, selbst aber ein kreatives und torgefährliches Offensivspiel beherrscht.

    Genügend Spieler für den zweiten Aspekt sind im Team durchaus vorhanden. Allein für die vorderste Angriffsreihe stehen Dimitrios Diamantakos, Torschütze gegen Paderborn, Henk Veerman, Torschütze gegen Union Berlin, Köln und Aue sowie Torvorbereiter gegen Paderborn, und nach überstandenem Rippenbruch auch wieder Sami Allagui zur Verfügung. Dazu sind Christopher Buchtmann, Mats Möller Daehli, Richard Neudecker und Cenk Sahin sehr geeignete Akteure für vielversprechende Offensivaktionen, wobei die Außenbahnspieler Möller Daehli und Sahin zuletzt aber vor allem durch ihre intensive Arbeit nach hinten auffielen.

    „13 Punkte und Platz sechs – damit müssen wir uns nicht verstecken“, sagt Trainer Kauczinski. „Deshalb können wir ein bisschen selbstbewusster auftreten.“ Zur gewünschten Entwicklung wird aber Offensivakteur Waldemar Sobota in den kommenden Wochen nichts beitragen können. Eine Untersuchung bestätigte, dass sich der 31-Jährige einen Muskelfaserriss im rechten Adduktorenbereich zugezogen hat.