Hamburg. Hamish Imrie kam in die Hockey-Bundesliga, um ein besserer Spieler zu werden. Schon jetzt ist klar, dass das funktioniert hat.

Hamish Imrie hat ein neues Lieblingswort. Es lautet „phänomenal“, er benutzt es oft, wenn er über seinen neuen Verein redet, was daran liegen könnte, dass er sich beim Harvestehuder THC so wohl fühlt wie bei bislang keinem anderen Club außerhalb seines Heimatvereins Grange HC. „Ich bin hier so phänomenal aufgenommen worden, dass Hamburg längst meine zweite Heimat ist“, sagt der schottische Hockey-Nationalspieler, der schon in England und den Niederlanden aktiv war und sich im Sommer für den Wechsel an die Barmbeker Straße entschied.

Was ihn in der Bundesliga erwarten würde, das wusste der 22-Jährige allenfalls aus Erzählungen seines Landsmanns Michael Bremner einzuschätzen, der für den Lokalrivalen Uhlenhorster HC spielt. Im Europapokal hatte er mit Grange in der Saison 2015/16 gegen den HTHC verloren, damals war er Cheftrainer Christoph Bechmann aufgefallen. Dass man erst jetzt zusammenfand, hat auch damit zu tun, dass der Mittelfeldspieler sich im Juni 2017 bei einem Länderspiel so schwer am Knie verletzte, dass er mehr als ein Jahr pausieren musste. Deshalb war er auch nicht sofort überzeugt davon, den Sprung in die Bundesliga, die neben der niederländischen Hoofdklasse als Topliga Europas gilt, schaffen zu können.

Spiel auf ein neues Level angehoben

Mit der Erfahrung aus sieben Saisonspielen kann Hamish Imrie nun jedoch mit voller Überzeugung sagen, dass das Bauchgefühl nach dem Probetraining im April das richtige war. Zwar werde in der Bundesliga viel mehr Wert auf die Defensivarbeit gelegt als in allen anderen Ländern, in denen er aktiv war. „Aber für mich ist das überhaupt kein Problem. Ich war noch nie so fit wie derzeit und spüre, dass ich mein Spiel auf ein neues Level angehoben habe. Von Weltklassespielern wie Tobias Hauke oder Michael Körper und einem Motivator wie Bechi lernen zu dürfen, das ist einfach phänomenal“, sagt er.

Ganz so euphorisch ist Motivator Bechmann zwar nicht, was seinem Naturell auch widersprechen würde. Dennoch ist der Coach überrascht davon, wie schnell sich seine Neuerwerbung an das Bundesliganiveau angepasst hat. „Er wird von Spiel zu Spiel besser und bringt viel Lernwillen und Arbeitseifer mit“, sagt der 46-Jährige. Besonders überrascht sind sie im HTHC – Hamish Imrie eingeschlossen – über die Torjägerqualitäten. Mit fünf Treffern liegt der Schotte in der internen Scorerliste nur ein Törchen hinter Standardspezialist Körper. „Meine Stärke ist es, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu stehen“, sagt Imrie. Torriecher nennt man das.

Auch als Fußballer begabt

Auch als er sich nach seiner ersten Knieverletzung im Alter von 15 Jahren zwischen seinen beiden Lieblingssportarten entscheiden musste, bewies Imrie ein gutes Näschen. Damals spielte er im Jugendteam der Raith Rovers mit dem heutigen HSV-Verteidiger David Bates zusammen, die beiden halten noch immer Kontakt und wollen sich bald in Hamburg treffen. „Aber ich hatte das Gefühl, dass ich im Hockey weiter kommen würde als im Fußball, deshalb habe ich mich für Hockey entschieden“, sagt er. Eine gute Wahl, finden sie nun auch beim HTHC.

An diesem Sonntag (12 Uhr) macht Hamish Imrie nun erstmals Bekanntschaft mit Tabellenführer Rot-Weiß Köln, tags zuvor (14 Uhr, beide Partien an der Barmbeker Straße) will er sein Torkonto gegen den Vorletzten Düsseldorfer HC aufbessern. Wenn es ihm dann noch gelingt, die deutsche Sprache zu lernen und einen Job als Social-Media-Spezialist zu finden, dann könnte sein Traum von einem mehrjährigen Engagement in Hamburg tatsächlich wahr werden. Und das wäre dann wirklich: phänomenal.