Hamburg. Zweitligist HSVH verliert Heimpremiere 22:26 gegen TuS Ferndorf und bleibt als einziges Team punktlos. Edvardsson kehrt Freitag zurück.

So lange haben die Fans des Handball Sport Vereins Hamburg vermutlich noch nie auf das erste Tor ihrer Mannschaft warten müssen. Acht Minuten und 21 Sekunden verbringen die 2871 Zuschauer in der Sporthalle Hamburg im Stehen, ehe Blazenko Lackovic sich im linken Rückraum mit aller Gewalt durchtankt, zum 1:3 aus Hamburger Sicht trifft – und das Publikum das Anfangsritual beenden und sich setzen kann.

Doch schon der Spielbeginn verdeutlicht, was 51 Minuten und 39 Sekunden später ernüchternde Gewissheit ist: Dem HSVH fehlen zur mit Spannung erwarteten Zweitliga-Heimpremiere gegen den TuS Ferndorf Mittel, Konzentration und Treffsicherheit. Der Aufsteiger verliert mit 22:26 (9:10). Während der starke Mitaufsteiger aus dem Siegerland seit nunmehr saisonübergreifend 33 Ligaspielen ungeschlagen bleibt und von Tabellenplatz eins grüßt, rutschen die Hamburger als einziges punktloses Team nach zwei Pleiten aus zwei Spielen ans Tabellenende.

Sorge vor Negativspirale

„Wir müssen langsam anfangen zu punkten, aufpassen, dass wir nicht in eine Negativspirale geraten, die einen dann mental weiter runterzieht“, sagte HSVH-Trainer Torsten Jansen, der einen Heimsieg eingefordert hatte. Er wolle nach nur zwei Saisonspielen nicht seinen Optimismus verlieren, „aber diese Niederlage heute muss ich erst einmal sacken lassen“. Kapitän Lukas Ossenkopp bemängelte, dass sich die Mannschaft „nicht an unseren Matchplan gehalten hat“.

Neben sieben Ballverlusten, zahlreichen vergebenen freien Würfen, darunter drei Siebenmeter und drei Tempogegenstöße allein vor Ferndorfs Schlussmann Lucas Puhl, habe im Angriff die Ballgeschwindigkeit gefehlt, so Ossenkopp. Jansen bestätigte, seiner Mannschaft eigentlich mehr Tempo verordnet zu haben. „Wir wussten um die kompromisslose Art der Ferndorfer Abwehr. Wir wollten hinter ihre Deckung kommen. Das ist uns nicht gelungen“, klagte der Trainer. Auch weil sich der Rückraum zu sehr in Eins-gegen-eins-Duelle verstrickte, zu sehr in die Breite spielte – statt in die Tiefe.

Spielerische Mängel

Erst Ossenkopp fasste sich gegen Ende des Spiels ein Herz und traf zuverlässig aus dem Rückraum. Der Rückraumlinke wird nach seiner Sprunggelenksverletzung langsam herangeführt. Finn Wullenweber, zum Auftakt in Balingen (29:32) mit sechs Toren noch bester Angreifer, scheiterte mit seinen ersten beiden Versuchen an TuS-Torhüter Puhl. Der 20-Jährige blieb anschließend angeschlagen auf der Bank. Auch Philipp Bauer (Rückraummitte), Jan Forstbauer und Kevin Herbst (beide Rückraumrechts) blieben glücklos.

Dabei hatten die Hamburger mit ihrer gewohnt erstklassigen Kulisse am Active-City-Tag vor den Augen von Sportsenator Andy Grote, der im Trikot erschien, alles für einen Handballfesttag bereitet. Und trotz aller spielerischen Mängel kämpfte sich das Team immer wieder zurück. Über das 6:6 nach 21 Minuten und dem knappen Halbzeitrückstand (9:10) stand beim 11:10 (34. Minute) die erste Führung. Es sollte die einzige des Spiels sein. Mit einem 2:7-Lauf zum 13:17 (45.) warfen die Hamburger die Aussichten auf Zählbares fahrlässig weg.

Zehn Minuten vor dem Ende mobilisierte Lackovic noch einmal das Publikum. Beim 20:21 (56.) schnupperte der HSVH erneut am Punktgewinn, doch die Ferndorfer um den neunfachen Torschützen Jonas Faulenbach hatten im Angriff immer eine Antwort parat. Und in der Abwehr Torhüter Puhl (elf Paraden), der mit dem gehaltenen Siebenmeter gegen den zum Linksaußen umfunktionierten Dominik Axmann (58./21:23) alle Hoffnungen zunichtemachte. „Kein Vorwurf an unsere Torhüter, aber wenn der Gegner acht, neun Bälle mehr hält, ist das ein Vorteil“, sagte Jansen. Beim HSVH wurde Schlussmann Aron Edvardsson nach seiner Gehirnerschütterung noch geschont, im Auswärtsspiel an diesem Freitag (20 Uhr/sportdeutschland.tv) beim HC Rhein Vikings in Düsseldorf wird der Isländer seine Premiere feiern. „Wir behalten die Köpfe oben“, blickte Teamoldie Lackovic voraus.

HSV Hamburg: Torhüter: Rundt, Kokoszka (je 4 Paraden); Feldspieler: Bergemann, Axmann, Ossenkopp (je 4 Tore), Lackovic (3), Bauer, Forstbauer (je 2), Fuchs, Tissier, Weller (je 1), Vogt, Herbst, Wullen­weber.