Hamburg. Handballerinnen starten an diesem Sonnabend mit geringerem Etat in ihre 30. Saison in der Bundesliga.

Wo man auch hinschaut beim Buxtehuder SV, mit wem man auch spricht, immer wieder springen einen Zahlen, Daten und Fakten an. An diesem Sonnabend (19 Uhr/sportdeutschland.tv) gehen die Bundesliga-Handballerinnen in ihre 30. Erstligasaison. Ein Jubiläum. Nur getoppt von Bayer Leverkusen (34. Saison). Der Tabellendritte der vergangenen Saison und Europapokalteilnehmer eröffnet mit einem Heimspiel in der Halle Nord gegen die HSG Bensheim/Auerbach, den Vorjahreszwölften, die neue Spielzeit.

750 Dauerkarten sind verkauft. Ein Rekord für den BSV, der mit 1186 Fans ohnehin den höchsten Zuschauerschnitt der vergangenen Saison hinter Metzingen (1411) zu bieten hatte. Angeführt von Dirk Leun (54), dem dienstältesten Trainer der Liga, der seit 2008 in seine elfte Saison mit den Buxtehuderinnen geht, hat das Team sieben Abgänge zu verkraften. Das zur Nationalspielerin ausgebildete Rückraumtalent Emily Bölk (20) ging den nächsten Karriereschritt, wechselte zum Meister Thüringer HC. Sechs Zugänge mit einem Altersschnitt von 22 Jahren müssen neu integriert werden.

„Es ist ein großer Umbruch, ja“, sagt Geschäftsführer Peter Prior, „wir haben uns aber gut verstärkt.“ Vor allem Rückraumtalente Annika Lott (18/von Bayer Leverkusen) und Isabelle Dölle (19/Werder Bremen) sind ein Versprechen für die Zukunft. Beide nahmen zuletzt an der U-20-Weltmeisterschaft für die DHB-Juniorinnen teil. Beide sollen an der Seite der erfahrenen Kräfte Jessica Oldenburg (27/seit 2009 im Verein) und Friederike Gubernatis (30/seit 2013) lernen.

Auf eine Zahl will sich der BSV nicht festlegen

Der BSV sieht sich mehr und mehr als Ausbildungsverein, auch weil die wirtschaftliche Entwicklung in Buxtehude wie auch im Frauen-Handball im Allgemeinen keine größeren Sprünge zulässt. Der Etat ist leicht auf unter eine Million Euro gesunken, das letzte Jahr schloss die Spielbetriebs-GmbH mit einem Minus ab. Prior und der vom Ligakonkurrenten VfL Oldenburg neu ­gekommene Marketingleiter Stefan Eickelmann (37) fahnden weiter nach Sponsoren. Mit dem Trikotsponsor, der Hanseatischen Immobilien Treuhand (hit.), gelang es, einen neuen Partner zu finden. „Wir sind hier in Buxtehude verwurzelt. Das wollen wir auch bleiben“, sagt Prior. Spiele in Neugraben oder Wilhelmsburg auszutragen sei nicht geplant. Obwohl „die Halle Nord unser limitierender Faktor bleibt“, wie Eickelmann sagt. Das Dach der maroden Halle ist in der Sommerpause erneut geflickt worden.

Nur auf eine Zahl wollen sie sich beim BSV nicht festlegen. Die Frage nach dem Saisonziel bleibt schwammig, wegen des Umbruchs, auch wegen einer Acht-Spiele-Serie von enttäuschenden Testspielergebnissen. „Das erste Saisonspiel ist immer eine Wundertüte“, sagt Trainer Leun: „Wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung in der spielerischen Qualität. Das steht vor jeder Platzierung.“ Platz eins bis drei scheinen an Thüringen, Bietigheim und Metzingen vergeben. Dahinter beginnt das eng umkämpfte Mittelfeld. „Schon die Plätze vier bis sechs sind für uns ein ambitioniertes Ziel“, sagt Leun.

Dass sich die Liga in ihrer Leistungsdichte dritteln lässt und Zweitligisten wie Meister und BSV-Kooperationspartner HL Buchholz 08-Rosengarten auf den Aufstieg verzichten, soll nicht so bleiben. Dafür ist Andreas Thiel (58) verantwortlich. Der frühere Nationaltorwart ist neuer Präsident des Ligaverbands HBF. Er strebt Reformen wie die Einführung von Play-offs und eine Reduzierung der Teams an.