Hamburg. Als erster Hockeyspieler gewinnt der 18-Jährige vom Uhlenhorster HC die seit 2009 vergebene Auszeichnung.

Um sein Lieblingsfach zu erraten, braucht es nicht mehr als einen Versuch. Wäre ja auch seltsam, wenn der „Eliteschüler des Sports 2018“ nicht auf Sportunterricht stünde. Das war es dann aber auch schon mit der Eindimensionalität im Leben des Hannes Müller. Wer sich mit Lehrern und Trainern des 18 Jahre alten Bundesliga-Hockeyspielers unterhält, versteht schnell, welche Facetten dazu geführt haben, dass er in der diesjährigen Wahl an der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg (ATW) – die einzige Einrichtung ihrer Art in Hamburg und eine von 43 Eliteschulen in Deutschland – Nachwuchsschwimmhoffnung Rafael Miroslaw auf Rang zwei verweisen konnte.

Wer schulische und sportliche Leistungen optimal miteinander vereint und darüber hinaus sozialkompatibel daherkommt, der hat beste Aussichten, als Eliteschüler des Jahres ausgewählt zu werden. „Hannes zeichnet sich durch eine hohe soziale Kompetenz aus, sorgt mit seiner Art für gute Stimmung, ist sehr aufmerksam und konstruktiv“, sagt Sportklassenkoordinator Christian Andresen, der für die 277 Sportler unter den gut 1300 ATW-Schülern verantwortlich ist. „Hannes ist ein vor Spielfreude und Spielwitz sprühender, torgefährlicher Hockeytechniker. Er ist ein ausgesprochen integrer Teamplayer, überaus ehrgeizig und zielstrebig auf dem Weg in die internationale Spitze“, sagt Markku Slawyk, der als Landestrainer Hockey viermal in der Woche im Rahmen des Schulunterrichts für die Ausbildung der Talente mitverantwortlich ist.

Zielstrebig und ehrgeizig

Wer sich mit dem so Gelobten unterhält, sieht sich einem jungen Mann gegenüber, der ungern in den Himmel gehoben werden möchte. Zielstrebig und ehrgeizig, das sei er wohl, allerdings beschränke sich dies auf den Sport, dem er gegenüber der Schule klare Priorität einräumt. Einen Berufswunsch kann der Schüler des 13. Jahrgangs, der im kommenden Jahr Abitur macht, noch nicht nennen. „Ich weiß nur, dass ich auch beruflich im Sport tätig sein will“, sagt er.

Menschlich gesehen: Der Eliteschüler

Handball und Tischtennis hat Hannes Müller auch mal im Verein ausprobiert, doch die familiäre Vorbelastung durch seinen Vater und den zehn Jahre älteren Bruder Martin, die ebenfalls passionierte Hockeyspieler waren, hatte ihm schon als Dreijährigem den Weg in seinen Lieblingssport geebnet. Weil in Köthen (Sachsen-Anhalt), wo er aufwuchs, eine Bundesligakarriere nicht möglich gewesen wäre, entschied er sich 2016 zu einem Wechsel nach Hamburg, den ihm sein Kumpel Christopher Kutter (18) schmackhaft gemacht hatte. Bei einem Turnier in Berlin hatte er den Nachwuchsakteur des Uhlenhorster HC vor zehn Jahren kennengelernt, seitdem pflegte man eine Freundschaft. Im ersten Jahr in Hamburg lebte Müller bei Familie Kutter, ehe er 2017 ins Internat der Eliteschule umzog.

Feste Größe

Der Schritt, das kann Hannes Müller heute mit voller Überzeugung sagen, war der richtige. Im Bundesligateam des UHC, das an diesem Wochenende zu den Lokalduellen beim Club an der Alster (Sa, 16.15 Uhr, Pfeilshof) und gegen den Hamburger Polo Club (So, 16 Uhr, Wesselblek) antritt, hat sich der Offensivspieler zur festen Größe entwickelt. Als Mitglied des deutschen U-21-Auswahlteams durfte er Anfang 2018 bei der Hallen-EM in Antwerpen (Belgien) bereits erste A-Kader-Erfahrungen sammeln. Kein Wunder also, dass es nur einen Versuch braucht, um sein größtes sportliches Ziel zu erraten: Olympiasieger natürlich, spätestens 2024.