Timmendorfer Strand. Victoria Bieneck/Isabel Schneider(HSV) und Julius Thole/Clemens Wickler (ETV) werden deutsche Meister.

Das durfte bis in den späten Abend gefeiert werden: Mit seinem dritten Partner hat Clemens Wickler zum dritten Mal die deutsche Meisterschaft im Beachvolleyball gewonnen. Im Finale am Timmendorfer Strand setzte sich der 23-Jährige mit seinem zwei Jahre jüngeren Partner Julius Thole gegen Philipp Arne Bergmann/Yannick Harms aus Hameln mit 2:1 (17:21, 21:12, 17:15)-Sätzen durch. Wickler verwandelte vor 6000 Zuschauer den vierten Matchball. Mit dem Erfolg bestätigte das junge Duo des Eimsbütteler TV seinen raketenartigen Aufstieg vom Talente­team zur Olympiahoffnung.

Drei Titel mit drei unterschiedlichen Partnern gelang in der 27-jährigen Geschichte der Beachmeisterschaften bislang nur dem Berliner Andreas Scheuerpflug (51), der jetzt als Manager die Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst erfolgreich betreut. In Abwesenheit von Ludwig (Babypause) und Walkenhorst (verletzt) schrieben diesmal die Männer die Hauptgeschichte an der Timmendorfer Seebrücke.

„Unglaublich, das war wieder mal mega-knapp. Wir haben aber auch unter Druck immer die Ruhe bewahrt. Das zeichnet uns inzwischen aus“, sagte Jurastudent Thole, der seinen ersten Meistertitel feiern durfte. Seit dieser Saison arbeitet das Paar am zentralen Bundesstützpunkt in Hamburg-Dulsberg mit Sportpsychologin Anett Szigeti zusammen, die auch Ludwig/Walkenhorst 2016 mit zum Olympiasieg in Rio geführt hatte. Das Spiel um Platz drei entschied das neue Nationalteam Nils Ehlers/Lars Flüggen (HSV) mit 2:0 (27:25, 21:16)- Sätzen gegen Tim Holler/Lars Lückemeier (Esslingen/Fellbach).

„Wir waren diesmal die Gejagten“

Mit Armin Dollinger (2015) und Tim Holler (2017) hatte der aus Starnberg stammende Wahl-Hamburger Wickler in der Vergangenheit schon zwei Meistertitel erkämpft. „Diesmal war es eine andere Situation, wir waren nicht die Jäger, sondern die Gejagten“, sagte Weltklasse-Abwehrspieler Wickler. Nach dem starken Auftritt und Überraschungsplatz vier vor zwei Wochen beim Welttour-Finale am Hamburger Rothenbaum musste er mit seinem 2,05 Meter großen Blocker Thole in der Ahmann-Hager-Arena der Lübecker Bucht mit der Rolle des Favoriten klarkommen. Das gelang beiden in mehreren engen Spielen mit Bravour.

Die Last der Favoritenbürde bewältigten im Endspiel der Frauen auch die topgesetzten Victoria Bieneck und Isabel Schneider vom HSV. Das Nationalduo bezwang die in Berlin beim ehemaligen WM-Dritten Kay Matysik trainierenden Sandra Ittlinger und Kim Behrens mit 2:0 (21:15, 21:15)-Sätzen. Bieneck/Schneider gaben im gesamten Turnier keinen Satz ab.

„Ganz viel Training“ sei der Grund für die Leistungssteigerung in dieser Saison gewesen, bemerkte die 27-jährige Bieneck, die an der Ostsee mit exzellentem Blockspiel brillierte. „Wir haben es gelernt, den Fokus ganz auf unser Spiel zu richten“, ergänzte die gleichaltrige Schneider. Beide trainieren seit zwei Jahren ebenfalls in Hamburg bei Chefbundestrainer Imornefe Bowes, dem Lebensgefährten von Laura Ludwig.

Ludwig/Walkenhorst kehren nächstes Jahr zurück

Im Spiel um Rang drei bezwangen Teresa Mersmann und Cinja Tillmann (Münster) das Zufallsduo Julia Sude (Friedrichshafen) und Leonie Körtzinger (HSV) mit 2:1 (19:21, 21:19, 15:8). Sude/Körtzinger hatten sich nach den aktuellen Verletzungen ihrer Partnerinnen Laboureur (Oberschenkelblessur) und Walkenhorst (ausgerenkte Rippe) erst am Donnerstag zusammengetan.

Mit der Medaillenvergabe bei der 27. Titelauflage am Timmendorfer Strand hat für die Top-Teams die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2020 begonnen. Es wird vor allem bei den Frauen ein hartes Rennen: Im kommenden Jahr möchten auch die alles überstrahlenden Ludwig/Walkenhorst in den Sand zurückkehren. Die neuen Meisterinnen Bieneck/Schneider wollen ebenso zu den zwei deutschen Tokio-Teams gehören wie Behrens/Ittlinger und die an der Ostsee enttäuschenden Karla Borger (Stuttgart) und Margareta Kozuch (Hamburg), die jetzt für Düsseldorf starten.

Bei den Männern möchte Wickler seinem neuen Titel-Partner Thole treu bleiben, um die nach dem Olympiasieg von Julius Brink und Jonas Reckermann 2012 herrschende Männerkrise international zu beenden. „Es ist nicht sonderlich erstrebenswert, ständig die Partner zu wechseln“, sagte Wickler. In die Olympia-Qualifikation wollen beide aber erst 2019 eingreifen. „Jetzt ist erst mal Pause“, sagte Thole.