Bergedorf. Hamburger Oberligameister unterliegt Zweitligisten MSV Duisburg nur mit 0:1. Spieler änderten eigenständig die Taktik.

Die Kommentare aus dem Lager des Oberligisten TuS Dassendorf klangen nach Spielschluss an den Sander Tannen zunächst nicht nach einem großen Pokalfight. „Primär enttäuscht“ sei er, bekannte Kapitän Amando Aust. „Schon enttäuscht“ beschrieb Mittelfeldtechniker Sven Möller sein Innenleben. „Lieber 1:4 statt 0:1 verloren“, hätte sich Sportchef Jan Schönteich gewünscht. Zwar betonten alle – danach – den Stolz auf die eigene Leistung, doch die allgemeine Gefühlslage beim Hamburger Meister und Oddsetpokalsieger von 2018 ließ sich in vier Wörter fassen: Da war mehr drin.

Gegen einen wenig überzeugenden MSV Duisburg hielt der Außenseiter in der ersten Runde des DFB-Pokals lange mit, spielte sich jedoch nur Halbchancen heraus. Dabei postierte Dassendorf, im 5-3-2-System angetreten, zum allgemeinen Erstaunen unter den 3500 Fans an den ausverkauften Sander Tannen seine Fünferabwehrkette zehn Meter hinter die Mittellinie. Derart offensiv gehen nur wenige Teams zu Werke, die einen Drei-Klassen-Unterschied ausgleichen wollen. Fast hätte sich diese Herangehensweise sofort gerächt, denn Cauly Oliveira Souza (1.) und Moritz Stoppelkamp (9.) tauchten nach lang über die Abwehr gechippten Bällen frei vor Dassendorfs Keeper Christian Gruhne auf. Oliveira Souza stolperte Gruhne den Ball in die Arme, Stoppelkamp schoss in die Wolken.

Partie lebte von der Spannung

Dann bekam Dassendorf das Geschehen besser in den Griff. Carolus kam im Anschluss an einen Einwurf per Drehschuss aus sieben Metern sogar zu einer Halbchance, die Duisburgs Keeper Daniel Davari parierte (16.). Genau in dieser Phase mussten die Gastgeber jedoch­ das 0:1 hinnehmen. Carolus verfehlte einen langen Abstoß, Stoppelkamp flanke in die Mitte, und der sonst überragende Innenverteidiger Joe Warmbier grätschte den Ball unglücklich zu Boris Tashchy, der aus 16 Metern flach ins lange Eck verwandelte (24.).

Bis zur Pause ließ Dassendorf nun nicht mehr viel zu, stellte nach dem Wechsel auf 5-4-1 um. Duisburg kam durch Standards und Konter zu mehr Tormöglichkeiten, versiebte diese allesamt, oder der starke Gruhne parierte. Die Partie lebte von der Spannung, ob der Underdog einen „Lucky Punch“ würde setzen können. Doch obwohl Dassendorf hübsche Ballstafetten zeigte, ab und zu den MSV sogar in dessen Hälfte einschnürte, erspielte sie sich keine ganz klaren Gelegenheiten. Möllers Kopfball (51.) flog weit vorbei, Pascal Nägeles Schuss (69.) weit drüber.

Anweisungen des Trainers gingen verloren

Die taktisch extrem offensive Herangehensweise an die Partie offenbarte sich später als Missverständnis. „Eigentlich war die Ansage, viel tiefer zu stehen. Wir sind es aber in der Oberliga Hamburg gewohnt, mutig zu sein, weil wir schnelle Spieler haben, die viele Bälle ablaufen“, erklärte Spielführer Aust.

Kommentar von Dassendorfs Trainer Elard Ostermann: „Von der Bank bis zum Feld ist von meinen Anweisungen wohl einiges verloren gegangen.“ MSV-Coach Ilia Gruev, sympathisch unaufgeregt, unterstellte Dassendorf hingegen Absicht. „Kann sein, dass du einen anderen Plan hattest“, wandte er sich direkt an Ostermann, „aber wir haben euch bei eurem Testspiel gegen den HSV beobachtet. Da habt ihr auch so gespielt.“ Am 4. Juli hatte die TuS Dassendorf vor 3500 Fans an den Sander Tannen, ein Freundschaftsspiel gegen den HSV mit 0:10 verloren. Obwohl seine Spieler mutiger gespielt hatten als angeordnet, war auch Ostermann schließlich mit der Leistung zufrieden. „Wir haben uns toll verkauft, den Zuschauern viel geboten, darauf können wir stolz sein“, sagte er.

„Die Oberliga ist unsere Champions League“

Die Frage, ob die TuS Dassendorf als Abo-Oberligameister auch in der Regionalliga Nord mithalten könnte, beantwortete dieses Spiel deutlich: Sie könnte. Sie will aber aus finanziellen Gründen nach wie vor nicht. Am Credo von Mäzen Michael Funk („Die Oberliga ist unsere Champions League“) hat sich nichts geändert. Das sehen die Spieler ebenso. „Ich rahme mir jetzt das Trikot ein, und dann wollen wir unsere Hausaufgaben im Oddset-Pokal machen“, sagte Mittelfeldspieler Möller. Damit es dann vielleicht wieder einen starken Gegner gibt. Im DFB-Pokal.

Dassendorf: Gruhne - Büchler (83. Saquip), Warmbier, Karikari (46. Nägele), Lenz, Carolus - Dettmann, Aust, Möller - Schied (64. Dittrich), Maggio. - Tor: 0:1 Tashchy. - Z.: 3500.