Cottbus. Die Erfurterin kollidierte bei vollem Tempo mit einem anderen Fahrer. Bundestrainer Uibel: “Es sieht sehr schlimm aus.“

Große Sorgen um Kristina Vogel: Die zweimalige Bahnrad-Olympiasiegerin und elfmalige Weltmeisterin ist am Dienstag beim Training in Cottbus schwer verunglückt. Die Erfurterin kollidierte bei voller Geschwindigkeit mit einem Fahrer, der sich ebenfalls auf der Radrennbahn befand. Dies teilte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) mit.

Mit Brüchen sei die 27-Jährige zunächst in ein Cottbusser Krankenhaus gebracht worden, später wurde sie per Rettungshubschrauber nach Berlin geflogen. Dort sollte sie operiert werden. "Wir machen uns große Sorgen um Kristina. Es sieht sehr schlimm aus“, sagte Bundestrainer Detlef Uibel am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Laut Informationen von „Bild online“ vom Nachmittag soll keine Lebensgefahr bestehen.

Cottbuser Rennbahn ist aus Beton

In Cottbus wird auf einer Betonpiste gefahren, es ist kein modernes Holzoval. Vogel hatte dem BDR zufolge zusammen mit der vierfachen Juniorenweltmeisterin Pauline Grabosch trainiert. Als Grabosch von der Bahn fuhr, habe Vogel beschleunigt und sei dann mit einem anderen Sportler kollidiert, der plötzlich auf die Bahn gefahren sei.

Am Wochenende soll auf der Radrennbahn der jährlich ausgetragene traditionsreiche Große Preis von Deutschland stattfinden. Straßen-Sprintstar Marcel Kittel zeigte sich bei Twitter besorgt.

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Vogel hatte vor zwei Jahren bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro den Sprintwettbewerb gewonnen, dabei war ihr im entscheidenden Goldlauf kurz vor der Ziellinie der Sattel abgebrochen. Im Teamsprint hatte sie vier Jahre zuvor in London an der Seite von Miriam Welte (Kaiserslautern) triumphiert.

Schlimmer Trainingssturz 2009

2009 mit gerade 18 Jahren war Vogel beim Training auf der Straße schwer verunglückt. Damals hatte ihr ein Kleintransporter die Vorfahrt genommen, sie knallte in die Seite des Fahrzeugs und erlitt dabei schlimme Verletzungen. Vogel verlor sechs Zähne, brach sich den Kiefer und vier Handwurzelknochen. Außerdem hatte sie eine leichte Gehirnblutung und gebrochene Brustwirbel. Im Krankenhaus wurde Vogel damals zwei Tage in ein künstliches Koma versetzt.

Nach dem Unfall musste Vogel vor Gericht lange gegen das Land Thüringen um Schmerzensgeld streiten, weil der Unfallbeteiligte ein Polizist im Dienst gewesen war. Erst 2014 bekam sie ein Schmerzensgeld von 92.000 Euro zugesprochen. Erinnerungen an das Unglück hat Vogel nicht, auch dies war ein Grund, weswegen sie schon neun Monate danach wieder ein Rennen fuhr.

Seit März Rekordweltmeisterin

"Als ich wieder einigermaßen bei mir war, waren die ersten Fragen, die mir durch den Kopf gingen: In welchem Krankenhaus liege ich? Ist meine Steuererklärung fertig? Kriege ich ein neues Fahrrad? Ich wollte und wollte und wollte, so schnell es ging, wieder Fahrrad fahren", erzählte Vogel einmal in einem "Zeit"-Interview. 2012 holte sie dann gemeinsam mit Welte in Melbourne ihre erste WM-Goldmedaille.

Der Kampfgeist ist neben ihrem unerschütterlichen Optimismus und der ansteckenden guten Laune eines ihrer Markenzeichen. Inzwischen zählt Vogel zu den erfolgreichsten Sportlern, die Deutschland derzeit hat. Mit ihrem elften WM-Titel im März im niederländischen Apeldoorn zog die gebürtige Kirgisin mit der australischen Rekordhalterin Anna Meares gleich.