Baden-Baden. HSV-Beachvolleyballerinnen gewinnen Abstimmung der deutschen Sportjournalisten. Auch Kerber und Hambüchen ausgezeichnet.

„Das ist megageil, einfach unfassbar“, jubelte Laura Ludwig (30). Kira Walkenhorst (26) musste kurz schlucken, ehe sie – sichtlich von ihren Gefühlen mitgenommen – sagte: „Dieses Jahr ist schier unglaublich. Mit diesen Erfolgen hatte niemand von uns vor zwölf Monaten rechnen können.“

Das HSV-Duo Ludwig/Walkenhorst, die Beachvolleyball-Olympiasiegerinnen von Rio de Janeiro, sind Deutschlands Mannschaft des Jahres. Noch nie in der seit 1947 durchgeführten landesweiten Ehrung ist ein Volleyballteam ausgezeichnet worden, noch nie eine derart kleine Mannschaft. Doch die Triumphe der beiden im Jahr 2016, olympisches Gold als erste Europäerinnen, Europa- und deutsche Meisterschaft, Weltranglistenerste, hatte kein anderes Team toppen können.

Tennis-Queen Angelique Kerber erstmals Sportlerin des Jahres

Als Ludwig/Walkenhorst am Mittwochabend in der Volksbank-Arena den Hamburger Sportgala-Award erhielten, den Walkenhorst aus der Hand des Beachvolleyball-Olympiasiegers Julius Brink entgegennahm, saß Ludwig nach ihrer Oberarm-Operation zu Hause auf dem Sofa. Eine Woche zuvor war sie in Berlin an der Supraspinatussehne operiert worden und durfte ihren rechten Arm nicht bewegen. In Baden-Baden gestattete sie sich ihren ersten öffentlichen Auftritt nach dem Eingriff: „Es geht mir deutlich besser. Im neuen Jahr kann ich hoffentlich wieder voll angreifen.“ Das ZDF hatte sie und Walkenhorst am Sonntag in einem Privatjet aus Hamburg einfliegen lassen.

Ludwig/Walkenhorst (3898 Punkte) hatten sich in der Kategorie Mannschaft gegen die Handballmänner (3123), Europameister und Olympia-Dritter, und die Fußballfrauen (2272), die in Rio erstmals Olympiasiegerinnen wurden, überraschend klar durchgesetzt. „Die beiden haben diese großartige Auszeichnung verdient – für ihre sportliche Leistung und für ihr sympathisches und gewinnendes Auftreten am Rande des Spielfeldes“, sagte Hamburgs Sportsenator Andy Grote (SPD). „Unsere Stadt kann froh sein, solche Botschafterinnen in der Welt zu haben.“

Olympiasieger Florian Hambüchen zum zweiten Mal geehrt

Wimbledonsieger Michael Stich 1991 und Ruderweltmeister Peter-Michael Kolbe 1975 waren die bisher letzten Hamburger, die von Deutschlands Sportjournalisten zu Sportlern des Jahres gekürt wurden. Den Titel Mannschaft des Jahres konnte noch kein Hamburger Team gewinnen.

Sportlerin des Jahres wurde erstmals Tennis-Queen Angelique Kerber, Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen zum zweiten Mal nach 2007 Sportler des Jahres. Kanu-Bundestrainer Reiner Kießler (65) ist Trainer des Jahres. Dies ergab die Abstimmung unter mehr als 3000 Sportjournalisten.

Die 750 Gäste im Kurhaus von Baden-Baden spendeten den Siegern am Sonntagabend bei der 70. Auflage der Gala begeisterten Applaus. Kerber tritt nach einer Saison der Superlative die Nachfolge von Kugelstoßerin Christina Schwanitz an. Sie wurde als erste Tennisspielerin seit Steffi Graf 1999 ausgezeichnet. Zum Ende seiner internationalen Karriere folgt Hambüchen auf Triathlet Jan Frodeno. Ludwig/Walkenhorst lösten die nordischen Kombinierer ab.

Kerbers Saison hatte im Januar überraschend begonnen. Mit ihrem Sieg bei den Australian Open in Melbourne schaffte die 28-Jährige die größte deutsche Tennis-Sensation seit Boris Beckers Wimbledonsieg 1985. Kerber machte dann einfach weiter. Sie gewann auch die US Open in New York und stand zuvor in Wimbledon und bei Olympia sowie später beim WTA-Finale jeweils im Endspiel. Vor knapp einer Woche wurde sie vom Weltverband ITF auch offiziell als beste Tennisspielerin des Jahres 2016 ausgezeichnet.

Zweifel an der Kür Hambüchens zum Sportler des Jahres gab es ebenfalls nicht. Seine Auszeichnung ist der festliche Schlussakt eines herausragenden Jahres. Seine internationale Karriere hatte er mit der goldenen Reckübung im August im Olympiafinale von Rio beendet. In der Turn-Bundesliga will der an der Schulter lädierte Wetzlarer jetzt von Saison zu Saison schauen.

Sportlerin des Jahres

1. Angelique Kerber (Tennis) 4664 Punkte, 2. Laura Dahlmeier (Biathlon) 1940, 3. Kristina Vogel (Radsport) 1845, 4. Isabell Werth (Dressurreiten) 1460, 5. Barbara Engleder (Gewehrschießen) 809.

Sportler des Jahres

1. Fabian Hambüchen (Gerätturnen) 3695 Punkte , 2. Jan Frodeno (Triathlon) 2410, 3. Nico Rosberg (Automobil) 1487, 4. Sebastian Brendel (Kanu) 1373, 5. Michael Jung (Vielseitigkeitsreiten) 875.

Mannschaft des Jahres

1. Laura Ludwig/Kira Walkenhorst (HSV/Beachvolleyball) 3898 Punkte, 2. Handballnationalmannschaft Männer 3123, 3. Fußballnationalmannschaft Frauen 2272, 4. U-23-Fußballnationalmannschaft 1155, 5. Dressur-Equipe (Reiten) 777.