Erstmals findet eine Fußball-WM in drei Ländern gleichzeitig statt. Trump freut sich, Konkurrent Marokko als fairer Verlierer.

Moskau. Die erste XXL-WM mit 48 Teilnehmern findet 2026 in den USA, Kanada sowie Mexiko statt. Das Trio erhielt bei der Wahl durch den Kongress des Fußball-Weltverbands am Mittwoch in Moskau den Zuschlag und setzte sich gegen Außenseiter Marokko durch. 134 Fifa-Mitgliedsverbände votierten für den Dreierbund aus Amerika, auf Marokko entfielen 65 Stimmen.

Damit steigt eine WM erstmals seit 1994 wieder in den USA, Mexiko ist nach 1970 und 1986 bereits das dritte Mal Gastgeber eines Weltturniers. Für Kanada ist es eine WM-Premiere. Marokko scheiterte bereits mit seiner fünften Bewerbung, vorerst bleibt Südafrika 2010 der einzige afrikanische WM-Ausrichter.

Nach der verlorenen Abstimmung gratulierte Marokko Sieger-Trio. "Marokko 2026 gratuliert United 2026 zum Sieg und wir wünschen ihnen alles Gute“, teilten die Nordafrikaner via Twitter mit. Auch Donald Trump teilte sich im Kurznachrichtendienst mit. "Gratulation – ein großes Ergebnis harter Arbeit!“, twitterte der US-Präsident. Die Beziehungen der USA zu ihren beiden benachbarten Co-Ausrichtern sind unter Trump sehr angespannt.

DFB stimmte für Drei-Länder-WM

Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sprach sich für den Sieger aus. „Wegen des neuen Formats eines WM-Turniers mit 48 Mannschaften haben es kleinere Länder ohne umfangreiche Stadionkapazitäten schwerer, erfolgreich als Ausrichter anzutreten“, sagte Verbandschef Reinhard Grindel zum deutschen Votum.

Der DFB kritisierte zudem Donald Trump deutlich für seine Einmischung in den Wahlkampf. Der US-Präsident hatte Ländern, die nicht für den amerikanischen Dreierbund, mit politischen Konsequenzen gedroht.

Findet das WM-Finale in Dallas statt?

Nach den Skandalen um die Vergabe der WM 2018 an Russland und 2022 an Katar stimmte nicht mehr die Fifa-Exekutive, sondern die Versammlung aller Mitgliedsverbände über den WM-Ausrichter ab. Das Amerika-Trio konnte bei den Delegierten vor allem mit finanziellen Versprechungen punkten. Demnach wird mit Einnahmen von 14,3 Milliarden US-Dollar gerechnet, fast doppelt so viel wie bei Marokko.

Zudem sind für die WM, die erstmals in drei Ländern stattfinden wird, bereits alle Stadion vorhanden. In dem nordafrikanischen Königreich hätten neun Arena komplett neu errichtet werden müssen. Deshalb hatte Marokko in einem Fifa-Prüfbericht die deutlich schlechteren Noten erhalten.

Bei der WM in acht Jahren stehen durch die erhöhte Teilnehmerzahl nun 80 statt derzeit 64 Spiele an. Die 48 Teams werden in 16 Vorrundengruppen eingeteilt, insgesamt 32 Mannschaften erreichen die erste K.o.-Runde. 60 Partien werden in den USA und jeweils zehn in Mexiko und Kanada stattfinden. Am Eröffnungstag steigen Spiele in allen drei Ländern. Das Finale soll in Dallas, Los Angeles oder New York/New Jersey stattfinden.

Alle acht Gruppen der WM 2018 in Russland

Gruppe A

RusslandSaudi-ArabienÄgyptenUruguay

Gruppe B

PortugalSpanienMarokkoIran

Gruppe C

FrankreichAustralienPeruDänemark

Gruppe D

ArgentinienIslandKroatienNigeria

Gruppe E

BrasilienSchweizCosta RicaSerbien

Gruppe F

DeutschlandMexikoSchwedenSüdkorea

Gruppe G

BelgienPanamaTunesienEngland

Gruppe H

PolenSenegalKolumbienJapan

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Infantino lobt sich selbst in den höchsten Tönen

Auch Russlands Präsident Wladimir Putin wurde im Moskauer Expocenter gefeiert
Auch Russlands Präsident Wladimir Putin wurde im Moskauer Expocenter gefeiert © Imago/ULMER

Unterdessen nutzte Fifa-Präsident Gianni Infantino den Kongress, um sich den Weltverband und auch sich selbst in den höchsten Tönen zu loben. Am 26. Februar 2016, am Tag seiner Wahl, sei die Fifa "klinisch tot" gewesen. "Heute, zwei Jahre und ein paar Monate später, ist die Fifa am Leben, voller Freude und Leidenschaft sowie mit einer Vision für die Zukunft", sagte der Schweizer.

WM-Spielplan als PDF: Alle Gruppen und alle Spiele

Infantino, der Joseph S. Blatter im Zuge des Fifa-Skandals abgelöst hatte, stellte die Reformen und Veränderungen unter seiner Führung hervor. Diese seien "ausschlaggebend für die Renaissance" des Weltverbandes gewesen. "Wir haben Personen mit der allerhöchsten Integrität in unsere Organe gewählt. Wir haben eine neue Struktur mit absoluter Transparenz", sagte der 48-Jährige: "Alles ist klar und öffentlich dokumentiert."

Die schönsten WM-Tore

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    Infantino kritisiert die Medien

    Infantino sei "stolz auf das, was wir getan haben – wir haben die Fifa zu einer offenen und demokratischen Organisation gemacht". Entsprechend "entspannt und glücklich" könne er beim Kongress sprechen, was er in vier Sprachen tat. Leise Kritik äußerte Infantino an den Medien: "Ich sehe, dass unsere Arbeit nicht in die Schlagzeilen kommt – es sei denn, es geht etwas schief. Aber wir haben Mechanismen eingeführt, die sicherstellen, dass nichts schiefgeht. Und wenn doch, wird das angesprochen."

    Fifa-Präsident Gianni Infantino beim Kongress in Moskau
    Fifa-Präsident Gianni Infantino beim Kongress in Moskau © dpa

    Die Aufstockung der WM von 32 auf 48 Teams ab der Endrunde 2026 sei ein Meilenstein gewesen. "Wir haben die Qualität und die Leidenschaft", sagte Infantino: "Wer immer noch nicht davon überzeugt ist, kann mit denen sprechen, die nicht für die WM qualifiziert sind, das aber so gerne wären."

    Auch mit Blick auf die Finanzen sei Infantino zufrieden. Im Finanzbericht würden "fast unglaubliche" Zahlen stehen. "Manche haben uns finstere Zeiten prognostiziert", sagte der Schweizer. Für die Geschäftsperiode 2015 bis 2018 rechnet die Fifa mit einem Gewinn in Höhe von rund 100 Millionen Dollar (rund 81 Millionen Euro). Für das Jahr 2017 steht allerdings ein Verlust vor Steuern in Höhe von 189 Millionen Dollar (rund 154 Millionen Euro) zu Buche.

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