Hamburg. An diesem Sonntag bestreitet Hamburgs Hockeyidol Moritz Fürste sein letztes Spiel. Sein Bruder Jonas schreibt einen Abschiedsbrief.

Lieber Mo, ich kann mir sehr gut vorstellen, wie es dir gehen wird, wenn du am Sonntag um 14 Uhr das letzte Mal das Trikot unseres UHC in der Bundesliga überziehen wirst. Aber erstens kann es doch kaum einen schöneren Abgang geben als einen Derbysieg beim HTHC. Und zweitens kann ich dir mit der Erfahrung, meine aktive Karriere vor zwei Jahren beendet zu haben, sagen: Du musst dir wirklich überhaupt keine Sorgen machen! Natürlich tut es anfangs weh zu sehen, dass Hockey im UHC sogar ohne dich eine Zukunft haben wird. Aber ich weiß, dass du nicht gefährdet bist, in ein Loch zu fallen. Schon deshalb, weil du dazu keine Zeit haben wirst!

Ich bin häufig gefragt worden, ob es nicht hart war, als kleiner Bruder ständig im Schatten eines Weltstars zu stehen. Ob ich nicht neidisch bin auf deine Erfolge. Die Wahrheit ist: Neid habe ich keine Sekunde verspürt. Im Gegenteil: Ich war – und bin es noch – immer stolz wie Bolle auf deine Erfolge. Weil ich weiß, wie akribisch du dafür gearbeitet hast, wieviel Einsatz und Herzblut darin stecken. Diese letzte Hingabe hat mir gefehlt, und ich habe das stets an dir bewundert.

Erstes Bundesligaspiel

Weißt du noch, wie alles angefangen hat mit uns beim UHC? Wie du 2003, als ich gegen München mein erstes Bundesligaspiel machen durfte, suspendiert warst, weil du mit Paddy Breitenstein vorm Training Tennis gespielt hattest und deshalb zu spät kamst? Mit der Pünktlichkeit nimmst du es ja bis heute noch nicht so genau. Das ist aber auch das Einzige, was mich im Umgang mit dir rasend machen kann. Ansonsten kann ich mich an keinen Streit mit dir erinnern. Was aber zum Teil daran liegt, dass ich bei Diskussionen lieber den Raum verlasse, wenn sie sinnlos werden ...

Was ich an dir ganz besonders schätze, ist deine Fähigkeit, unseren Sport perfekt zu repräsentieren. Du hast nie dein persönliches Fortkommen vor das Wohl deines Teams gestellt, du bist ein Kämpfer für die gute und gerechte Sache. Mit dir Seite an Seite dreimal die EHL gewonnen zu haben, war für mich eine große Nummer. Dass wir im Februar bei meinem Kurzzeitcomeback in der Halle endlich gemeinsam unseren ersten deutschen Meistertitel feiern konnten, war der perfekte Abschluss. Und ich freue mich schon jetzt auf gemeinsame Einsätze im Freizeithockey und die vielen sportlichen Wettkämpfe mit unserem gemeinsamen Freundeskreis, ohne die es bei uns nicht geht. Vielleicht schaffst du es ja irgendwann sogar mal, mich im Tischtennis zu besiegen!

Unendlich dankbar

Bis heute versuchst du, mir bei allem zu helfen, was ich tue. Das ist so, seit wir 1994 Papa verloren haben, und dafür bin ich dir unendlich dankbar. Für die Karriere nach dem Leistungssport wünsche ich dir vor allem Gesundheit, die Kraft, deine beruflichen Projekte durchzuziehen, wie du es dir vorstellst, und die Zeit mit deiner Familie, die du bislang nicht hattest. Du kannst dich darauf verlassen, dass ich dich unterstütze, wo ich kann, und dass ich für dich und deine Lieben durchs Feuer gehe, wenn es sein muss. Alles Gute, Dein Joni