Dortmund. Bundestrainer Löw verlängert beim DFB und beruft den Freiburger Stürmer in den vorläufigen Kader. Götze und Wagner fehlen.

Überraschung in Joachim Löws WM-Aufgebot: Der Bundestrainer nimmt den Freiburger Stürmer Nils Petersen in sein vorläufiges Aufgebot für die Mission Titelverteidigung in Russland (14. Juni bis 15. Juli). Nicht dabei sind dagegen Sandro Wagner (Bayern München) und der WM-Finaltorschütze von 2014, Mario Götze (Borussia Dortmund). "Es tut mir für ihn persönlich auch leid", sagte Löw über Götzes Nicht-Berücksichtigung.

Dafür darf Kapitän Manuel Neuer weiter auf seine WM-Teilnahme hoffen. Neuer ist einer von vier Torhütern im Kader. Neben seiner etatmäßigen Nummer eins nominierte Löw dessen bisherigen Stellvertreter Marc-Andre ter Stegen vom FC Barcelona, Leverkusens Bernd Leno und Kevin Trapp (Paris St. Germain). Bis zur Nominierung seines endgültigen, 23-köpfigen Aufgebots am 4. Juni muss Löw einen Torwart streichen.

Bayern-Kapitän Neuer (32) wartet nach seinem Fußbruch im September noch immer auf sein Comeback. Zuletzt hatte er selbst die Zweifel an seiner WM-Teilnahme genährt. Ohne Spielpraxis werde er nicht am Turnier teilnehmen können, sagte er.

Özil und Gündogan dabei

Dabei sind auch Ilkay Gündogan und Mesut Özil, die durch ein Treffen mit Recep Tayyip Erdogan und Trikot-Geschenke an den türkischen Staatspräsidenten für Wirbel gesorgt hatten. "Ein bisschen Verständnis zeige ich, weil es für Spieler mit Migrationshintergrund nicht immer einfach ist, wenn zwei Herzen in der Brust schlagen", sagte Löw über die Aktion seiner Nationalspieler mit türkischen Wurzeln. "Ich kann sagen, dass beide Spieler einen sehr guten Charakter besitzen und viel für die Integration in Deutschland getan haben."

Löw: "Von Petersen erwarte ich mir einiges"

Petersen war in der abgelaufenen Saison mit 15 Bundesliga-Treffern der beste deutsche Stürmer und belegte in der Torschützenliste Rang zwei hinter Robert Lewandowski von Bayern München. Petersen bestritt noch kein A-Länderspiel, gewann 2016 in Rio de Janeiro aber mit der deutschen Olympiaauswahl Silber. Mit sechs Toren in sechs Spielen wurde der 29 Jahre alte frühere Junioren-Nationalspieler Torschützenkönig.

"Nils hat es bei einer Mannschaft, die nicht unbedingt in jedem Spiel wahnsinnig viele Chancen herausspielt, 15 Tore erzielt"; sagte Löw über Petersen. "Er ist fit und auch als Joker immer sofort da. Mein Gefühl sagt mir, dass er mit der Aufgabe wachsen kann. Von ihm erwarte ich mir einiges."

Alle acht Gruppen der WM 2018 in Russland

Gruppe A

RusslandSaudi-ArabienÄgyptenUruguay

Gruppe B

PortugalSpanienMarokkoIran

Gruppe C

FrankreichAustralienPeruDänemark

Gruppe D

ArgentinienIslandKroatienNigeria

Gruppe E

BrasilienSchweizCosta RicaSerbien

Gruppe F

DeutschlandMexikoSchwedenSüdkorea

Gruppe G

BelgienPanamaTunesienEngland

Gruppe H

PolenSenegalKolumbienJapan

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Wagner nannte mögliches WM-Aus "Wahnsinn"

Löw wollte am Mittag die Nationalspieler benennen, die er am 23. Mai mit ins WM-Trainingslager nach Südtirol nehmen will. Es war erwartet worden, dass Löw zunächst für den Angriff auch Wagner neben dem Leipziger Timo Werner und Stuttgarts Mario Gomez in sein vorläufiges Aufgebot beruft. Confed-Cup-Sieger Wagner hatte sich nach einer guten Rückrunde Hoffnungen auf die WM gemacht.

Der 30 Jahre alte Bayern-Angreifer hatte zuletzt betont, es wäre "Wahnsinn", wenn er nicht mit nach Russland fahren würde. Nach seiner starken Rückrunde mit acht Toren in 14 Spielen für den deutschen Meister hatte der Confed-Cup-Sieger fest mit dem Turnier geplant. Gomez (32) kam für Stuttgart in der zweiten Halbserie wie Wagner auf acht Treffer (16 Spiele).

Löw und Bierhoff verlängern erneut

Derweil hat Löw seinen Vertrag beim DFB um zwei weitere Jahre bis 2022 verlängert. Bislang war der 58-Jährige, der seit 2006 im Amt ist, bis 2020 gebunden. Wie Löw verlängerte auch DFB-Direktor Oliver Bierhoff mit dem Verband. Der Schöpfer der neuen DFB-Akademie bleibt sogar bis 2024.

Löw bedankte sich für das Vertrauen und kündigte weitere Großtaten an. "Eine vorzeitige Vertragsverlängerung ist immer etwas ganz Besonderes", sagte Löw, der es eine "große Verantwortung" nannte, "die Nationalmannschaft in der Weltspitze zu etablieren". Dabei könne es nach der WM in Russland durchaus einen größeren Umbruch im Kader geben. "Mir macht es wahnsinnig viel Spaß, in dieser Konstellation mit vielen inspirierenden Menschen zu arbeiten", sagte Löw.

Löw hatte den Posten vor zwölf Jahren nach der Heim-WM von Jürgen Klinsmann übernommen, dessen Assistent er seit 2004 war. 2014 in Brasilien führte er das Nationalteam zum vierten Weltmeistertitel.

DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte Löw zuletzt auch im Falle eines vorzeitigen Scheiterns der Mission Titelverteidigung eine Jobgarantie ausgestellt. Selbst nach einem Viertelfinal-Aus solle Löw bleiben, sagte er. Nun sprach Grindel von einer "langfristigen Weichenstellung für ein erfolgreiches Team, das immer wieder neue Herausforderungen annimmt".