Herning. Nach dem 1:3 gegen Lettland hat der neuformierte Olympia-Zweite nur noch theoretische Chancen auf das Viertelfinale.

Das Wunder von Pyeongchang ist vergessen: Deutschlands Eishockey-Nationalteam steht bei der WM in Dänemark vor dem Vorrunden-Aus. Nach dem 1:3 (0:0, 0:1, 1:2) gegen Lettland hat der neuformierte Olympia-Zweite von Südkorea nur noch theoretische Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale.

Die Auswahl von Bundestrainer Marco Sturm präsentierte sich am Sonnabend in Herning engagiert, musste aber auch wegen der mangelnden Chancenverwertung im fünften WM-Vorrundenspiel die vierte Niederlage hinnehmen. „Man kann keinem einen Mangel an Einstellung vorwerfen. Wir haben bis zum Letzten gekämpft. Wir wollen uns jetzt mit Anstand verkaufen“, sagte Kölns Moritz Müller.

Trotz Niederlage: "Wir haben unser bestes Spiel gemacht"

„Wir haben heute unser bestes Spiel gemacht“, meinte Kapitän Dennis Seidenberg und sagte: „Wir haben genug Chancen gehabt, wir haben sie nicht konsequent ausgenutzt.“ Das erste Turnier-Tor von Silbergewinner Dominik Kahun (49. Minute) war zu wenig gewesen. Ronalds Kenins (37.), Guntis Galvins (41.) und Andris Dzerins (48.) hatten zuvor für die Entscheidung zugunsten der Letten gesorgt, gegen die Deutschland in den vergangenen beiden Jahren in brisanten Partien immens wichtige Erfolge gefeiert hatte.

Damit ist kaum noch zu verhindern, dass die deutschen Eishockey-Cracks nach dem letzten Vorrundenspiel aus Dänemark abreisen. Um das frühe Turnier-Ende noch zu abzuwenden, müssten sie die Top-Duelle mit Finnland und dem 26-maligen Champion Kanada gewinnen und sind auf Schützenhilfe angewiesen. Schon am Sonntag (20.15 Uhr/Sport1) ist das Team, das nur zehn Olympia-Finalisten in seinen Reihen hat, gegen den zweimaligen Weltmeister Finnland zum Siegen verdammt.

2016 und 2017 hatte Sturm das Nationalteam jeweils ins Viertelfinale geführt. Diese WM mit dem Neuanfang nach Olympia droht jetzt zweieinhalb Monate nach dem dramatisch verlorenen Endspiel von Pyeongchang zum ersten großen Rückschlag unter dem deutschen NHL-Rekordspieler zu werden. Nur gegen den krassen Außenseiter Südkorea hat die DEB-Auswahl bislang gewonnen.

Topstürmer Draisaitl kassierte Zeitstrafe

„Wir brauchen jeden Mann heute. Wir müssen bissiger, härter sein als der Gegner. Dann können wir die Letten heute schlagen“, sagte Sturm unmittelbar vor Spielbeginn bei Sport1. Wie vom Coach gefordert legte die deutsche Auswahl angeführt von einem starken NHL-Star Leon Draisaitl mit viel Tempo und Intensität gegen den unbequemen Gegner los. Gewillt ihren verpatzten Start mit drei Niederlagen aus drei WM-Spielen wettzumachen, traten sie auch defensiv lange diszipliniert auf. Das Einzige, was fehlte, war ein Tor.

Kurz vor Ende des ersten Abschnitts kassierte Topstürmer Draisaitl nach einem Check gegen den Kopf eine Disziplinarstrafe. Zehn Minuten musste der beste deutsche Eishockey-Spieler auf der Strafbank verbüßen. Auch ohne den 22 Jahre alten Angreifer der Edmonton Oilers machten die Deutschen Druck, blieben aber zu wenig zwingend.

Dass Marc Michaelis und Marcel Noebels allein vor dem lettischen Torhüter Elvis Merzlikins kurz vor Ende des Mitteldrittels die Führung verpassten, rächte sich dann. Fast im Gegenzug jubelten die Letten, DEB-Goalie Niklas Treutle war machtlos. 15 Sekunden nach Beginn des dritten Drittels sah der Nürnberger dann beim vorentscheidenden Gegentor durch Galvins etwas unglücklich aus.

Vor zwölf Monaten hatte Sturms Mannschaft bei der Heim-WM in Köln das Alles-oder-Nichts-Spiel um den Einzug ins Viertelfinale im Penaltyschießen gegen Lettland für sich entschieden. In Riga machten die Deutschen gegen den Gastgeber im September 2016 die Qualifikation für Olympiaperfekt. Diesmal verließen sie enttäuscht das Eis.