Der Bundestrainer will den 32-Jährigen mit zur WM nehmen. Aber Neuer läuft nach langer Verletzungspause die Zeit davon.

München. Die Reaktion kam prompt und sie kam deutlich: Am Mittwochmorgen hatte der „kicker“ das Saisonaus für Manuel Neuer vermeldet, der Torhüter des FC Bayern werde weder im abschließenden Bundesligaspiel gegen den VfB Stuttgart am Samstag (15.30 Uhr/Sky) noch im Pokalfinale eine Woche später gegen Eintracht Frankfurt zum Einsatz kommen. Unterfüttert wurde dies mit einem Zitat von Trainer Jupp Heynckes: „Manuel wird gegen Stuttgart nicht spielen – und auch im Pokalfinale nicht.“

Am Mittag aber dementierte München bereits – ebenfalls mit einem Heynckes-Zitat: „Das habe ich so nicht gesagt“, hieß es da. „Tatsache ist, dass Manuel am Samstag beim letzten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart noch nicht im Kader stehen wird. Für das Pokalfinale ist die Entscheidung hingegen noch offen.“

Es war nur eine weitere Episode, die zeigt, wie schwer sich alle Beteiligten damit tun, Neuers Gesundheitszustand einzuschätzen – und wie aufgeregt jede Meldung dazu diskutiert wird.

Neuer: Acht Monate ohne Spielpraxis

Denn am kommenden Dienstag, am 15. Mai, gibt Bundestrainer Joachim Löw im Dortmunder Fußballmuseum den 30 Mann starken vorläufigen Kader für die Weltmeisterschaft in Russland bekannt. Dann wird Neuer seit acht Monaten kein Fußballspiel mehr bestritten haben, seit er sich im Training zum dritten Mal den linken Mittelfuß gebrochen hatte.

Seitdem wird gerätselt über die Gesundheit des Torhüters, der bei der WM 2014 ein wesentlicher Faktor für den Titelgewinn war, der seit 2016 Kapitän der Nationalmannschaft ist. Wird er überhaupt rechtzeitig fit für das Turnier vom 14. Juni bis 15. Juli? Wird er noch einmal ein Spiel bestreiten können, bevor die WM beginnt? Und nimmt Löw seinen Kapitän trotzdem mit – oder hält er am zuletzt immer wieder betonten Leistungsprinzip fest, wonach die Form im Hier und Jetzt deutlich schwerer wiegt als Verdienste vergangener Tage? Dann führt kein Weg vorbei am formstarken Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona.

Noch aber halten die Verantwortlichen Neuer alle Türen offen. „Bei der Entscheidung“, sagt Teammanager Oliver Bierhoff am Mittwoch bei einer Veranstaltung in Hamburg, „wird das persönliche Gespräch mit Manuel sehr wichtig sein.“ Eine Frist setzt er nicht: „Es gibt keine Deadline, bis zu der er spielen muss.“

Fährt Trapp für Neuer zur WM?

Eigentlich sollte Neuer am Sonnabend wieder im Tor stehen, im letzten Bundesligaspiel gegen Stuttgart. Doch daraus wird nichts, weil der Fuß erneut anschwoll und Neuer eine mehrtägige Pause einlegen musste. Am Dienstag immerhin stand er wieder auf dem Platz, absolvierte Teile des Mannschaftstrainings. Sehr gut habe das geklappt, heißt es aus seinem Umfeld, am Mittwoch habe sich der Torhüter sogar noch besser gefühlt.

Aber die Zeit wird immer knapper, das weiß auch Neuer. „Ich denke nicht, dass es vorstellbar ist, dass ich ohne Spielpraxis in so ein Turnier gehe“, sagt er selbst. Aber: „Es sind ja noch ein paar Spiele.“ Denn Neuer hat nicht den 15. Mai im Kopf, nicht den 23. Mai, wenn das Trainingslager in Südtirol beginnt – sondern den 4. Juni: Dann muss Löw jene 20 Feldspieler und drei Torhüter festlegen, die er mit nach Russland nimmt.

Zuvor, für das Trainingslager, plant Löw nach Abendblatt-Informationen vier Torhüter mitzunehmen – neben Neuer und ter Stegen wohl Bernd Leno und Kevin Trapp.

Drei Wochen Zeit hat Neuer also noch, seine Fitness unter Beweis zu stellen – viele Gelegenheiten aber nicht mehr: Vor der endgültigen Nominierung steht nur noch ein Testspiel gegen Österreich an.