Das Elitefeld des Rennens verspricht schnelle Zeiten – doch alles hängt von den Wetterbedingungen ab. Sonntagmorgen aber soll es in Hamburg regnen

Frank Thaleiser nimmt es inzwischen mit Humor. „Seit drei Jahren präsentieren wir jedesmal das schnellste Läuferfeld, das wir jeweils verpflichten konnten, und seitdem macht uns jedesmal das Wetter einen Strich durch unsere Planungen“, sagt der Cheforganisator des Haspa-Mara­thons mit einem milden Lächeln. Dass bei der 33. Auflage des Hamburger Stadtlaufes am Sonntagmorgen erneut Regenschauer die angestrebten Bestzeiten verhageln könnten, sieht er mit Blick auf die Wetter-App seines Mobiltelefones fast schon als gegeben an. Erst gegen Mittag soll es über dem Stadtgebiet aufklaren. Dann sind die Spitzenläufer bei Frauen und Männer längst im Ziel am Fernsehturm. „Wenigstens gibt es keinen nennenswerten Wind, die Temperaturen liegen um angenehme zehn bis zwölf Grad Celsius, vielleicht hilft uns das ja“, hofft Thaleiser.

Das Elitefeld des Marathons ist prominent besetzt. Mit dem Kenianer Emmanuel Kipchirchir Mutai startet einer der besten Ausdauerläufer der Welt erstmals in Hamburg. 2014 unterbot er in Berlin in 2:03:13 Stunden den damaligen Weltrekord um zehn Sekunden, wurde aber hinter seinem Landsmann Dennis Kipruto Kimetto nur Zweiter, der in 2:02:57 Stunden als neuer Weltrekordler ins Ziel kam. 2011 hatte Mutai in 2:04:40 Stunden den renommierten London-Marathon gewonnen, sein bisher größter sportlicher Erfolg. In den folgenden Jahren bremsten ihn chronische Magenprobleme. Eine Infektion mit Helicobacter-pylori-Bakterien zehrte lange an seinem Stehvermögen, erst seit einem Jahr fühlt er sich „wieder gesund und voll belastbar“, wie er nach seiner Ankunft in Hamburg sagte.

Sein niederländischer Manager Michel Boeting räumt ihm dennoch für Sonntag kaum Siegchancen ein. „Der Magen war, ist und bleibt leider sein körperlicher Schwachpunkt. Emmanuel wird wohl nie wieder an seine phänomenale Leistung von Berlin anknüpfen können. Ich traue ihm in Hamburg jedoch wieder eine Zeit um 2:07 oder 2:06 Stunden zu.“ Das wäre schon ein erheblicher Fortschritt gegenüber jenen 2:10:14 Stunden, die er im vergangenen Jahr als Zehnter des Valencia-Marathons brauchte.

Für das Rennen plant Jurrie van der Velden mit vier Tempomachern. Seit sieben Jahren stellt der Niederländer, Athletenmanager der Agentur Global Sports Communication des Holländers Jos Hermens, das Elitefeld für den Hamburger Marathon erfolgreich zusammen. Angepeilt werden Endzeiten von 2:05 Stunden, 2:08 und 2:16, zudem gibt es einen Pacemaker für die deutschen Läufer. „Wir haben in der Spitzengruppe das Feld nochmals unterteilt, damit jeder sein angemessenes Tempo laufen kann und keiner das Rennen zu schnell angeht und auf den letzten Kilometern einbricht“, sagt van der Velden. Mutai hat er für die zweite Laufgruppe vorgesehen.

Den Streckenrekord stellte in Hamburg vor fünf Jahren Mutais Landsmann Eliud Kipchoge (33) mit 2:05:30 Stunden auf. Es war damals die Marathon-Premiere des heute mit Abstand besten und stabilsten Läufers über die 42,195 Kilometer. Am vergangenen Sonntag gewann der Olympiasieger von 2016 in Rio den London-Marathon bereits zum dritten Mal.

Die Favoriten des Haspa-Mara­thons sind nach Einschätzung van der Veldens diesmal Sammy Kitwara (Kenia/2:04:28), Stephen Kiprotich (Uganda/2:06:33), der Olympiasieger von 2012, und Stephen Chebogut (Kenia/2:05:52). „Einen Streckenrekord kann man aber nicht planen, das hängt von vielen Faktoren ab“, sagt der Athletenmanager. Ein wichtiger Aspekt ist die Zusammenarbeit unter den Läufern. „Wenn wir vom Start weg bis Kilometer 38 oder 40 zusammenbleiben, keiner ausreißt, kann eine schnelle Zeit herauskommen“, sagt Sammy Kitwara, der vergangenes Jahr den Valencia-Marathon in 2:05:15 Stunden gewann. Kooperation würde sich am Ende für alle auszahlen. Für jene Läufer, die unter einer Zeit von 2:06:30 Stunden bei den Männern und 2:22:30 Stunden bei den Frauen bleiben, wird ein Jackpot von 20.000 Euro aufgeteilt. Die Prämie für Sieger und Siegerin: 40.000 Euro, für Platz zwei die Hälfte – bei Endzeiten unter 2:08:30 (Männer) und 2:23:00 (Frauen). „Doch alles hängt vom Wetter ab“, sagt Kitwara, „wenn es vom Start weg regnet, kostet uns das zwei bis drei Minuten.“

Für den Marathon (Start: 9.30 Uhr/NDR live) liegen bisher 14.250 Anmeldungen vor. Mit den Staffelläufern (Start: 9.30 Uhr), den Halbmarathonis (Start: 8.30 Uhr) sowie den Schülern und Schülerinnen, die bereits am Sonnabend von 8.30 Uhr an rund um das Messegelände das „Zehntel“ über 4,2195 Kilometer bestreiten, summiert sich die Zahl auf 33.183 Teilnehmer. „Mir wäre es lieber, wenn wir am Sonntag 5000 Zuschauer weniger an der Strecke hätten, die dann dafür beim Marathon mit einer Startnummer loslaufen würden. Unsere Aufgabe muss sein, diesen wieder attraktiver zu machen“, sagt Marathon-Chef Thaleiser.

Die große Streckenkarte und alle Straßensperrungen des Haspa-Marathons gibt es morgen in der Wochenend-Ausgabe des Abendblatts.