Torhüter-Legende Buffon klagt nach dem Elfmeter in der Nachspielzeit bei Real und seiner Roten Karte den Referee an. Ramos droht Ärger.

Italiens Presse schäumt

Nach dem schmerzhaften Champions-League-Aus von Juventus Turin im Viertelfinale gegen Real Madrid hadern die italienischen Medien mit den Entscheidungen von Schiedsrichter Michael Oliver. "So geht es nicht", befand die "Gazzetta dello Sport". Das Konkurrenzblatt "Corriere dello Sport" schrieb gar von einem "Diebstahl".

Pressestimmen zum Champions-League-Drama Real gegen Juventus

Gazzetta dello Sport (Italien)

"Wut und Stolz: Juve empört. So geht es nicht. Diese Nacht in Madrid wird für immer eine Nacht der Wut und des Ärgers wegen eines verpassten Traums infolge eines sehr umstrittenen Elfmeters sein. Ärger wegen einer kaum für möglich gehaltenen Leistung, die plötzlich zu gelingen schien und nicht belohnt wurde. Nach Messi steht auch Ronaldo einen Schritt vor der Kapitulation vor einer italienischen Mannschaft, doch das Wunder geschieht diesmal nicht."

Corriere dello Sport (Italien)

"Ein Diebstahl! Die Champions League löst sich für Juve wegen eines äußerst umstrittenen Elfmeters in Luft auf. Die Ungerechtigkeit könnte nicht größer sein. So ist es einfach schrecklich. Eine absolute Ungerechtigkeit. Juve siegt auf dem Spielfeld und Klubchef Andrea Agnelli gewinnt außerhalb des Stadions, indem er den Schiedsrichter schwer belastet. Die Champions League erlebt seinen unglaublichsten Abend."

Tuttosport (Italien)

"Nein, so nicht! Ein Elfmeter Ronaldos in der 97. Minute versenkt Juve kurz vor der Erfüllung seiner Träume. Die Turiner standen einen Schritt vor einem Meisterwerk wie jenes von AS Rom gegen Barcelona, ein Meisterwerk aus Taktik, Technik und Intelligenz. Juve hätte den Einzug ins Halbfinale voll verdient gehabt."

La Repubblica (Italien)

"Die Grausamkeit des Fußballs: Es ist schwierig, wahrscheinlich unmöglich, all dies zu akzeptieren. Der Platzverweis für Buffon im wahrscheinlich letzten internationalen Spiel seiner Karriere, ein Elfmeter Ronaldos, der Juve in der letzten Sekunde versenkt, nachdem die Mannschaft vom Einzug ins Halbfinale geträumt hatte. Niemand kann dieses Urteil akzeptieren."

Corriere della Sera (Italien)

"Ein Match wie in einem Film. Juve lebt seinen Traum und schafft drei Tore gegen Real. Doch ein Elfmeter Ronaldos zerstört diesen Traum, während Buffon Rot sieht und so seine Karriere in Europa beendet. Für Juve könnte es nicht schmerzhafter sein. Dabei war alles perfekt: Buffon ist ein Riese, die Abwehr ist unbesiegbar, Pjanic ein fantastischer Regisseur. Doch Ronaldo ist einfach tödlich."

1/5

Juventus um den starken Weltmeister Sami Khedira hatte in Madrid die 0:3-Heimspielniederlage aus dem Hinspiel wettgemacht. Dan gab Oliver nach einem Zweikampf zwischen Turins Verteidiger Medhi Benatia und Reals Lucas Vazquez in der Nachspielzeit einen äußerst umstrittenen Elfmeter für die Hausherren und schickte Juventus-Torhüterlegende Gianluigi Buffon wegen zu heftigen Protestierens vom Feld. Madrids Superstar Cristiano Ronaldo blieb eiskalt und schoss den Titelverteidiger per Strafstoß ins Halbfinale.

Buffon klagt Schiedsrichter an

Auch Juventus' Torwart-Ikone Gianluigi Buffon hat nach dem Aus im Viertelfinale der Champions League bei Titelverteidiger Real Madrid den englischen Schiedsrichter Michael Oliver heftig kritisiert. "Dieser Unparteiische hat kein Herz. Stattdessen hat er einen Mülleimer", sagte der italienische Rekord-Nationalspieler.

"Du kannst das nicht pfeifen": Gigi Buffon wütet gegen Schiedsrichter Michael Oliver © Imago/Alterphotos

Da der 40 Jahre alte Buffon seine Karriere im Sommer wahrscheinlich beenden wird, könnte es ein unrühmlicher Abgang aus der Königsklasse gewesen sein. Zudem bliebe es dann dabei, dass der Weltmeister von 2006 nie die Champions League gewonnen hat.

"Nur der Referee hat ein Foul gesehen"

"Wenn du keinen Charakter und keinen Mut hast, dann solltest du das Spiel auf der Tribüne anschauen und mit deiner Frau eine Sprite trinken", sagte Buffon beim italienischen TV-Sender Mediaset Premium in Richtung des Schiedsrichters, ohne dessen Entscheidung die Partie in die Verlängerung gegangen wäre.

"Nur der Referee hat ein Foul gesehen. Du musst Fingerspitzengefühl und ein Verständnis für wichtige Momente haben. Wenn du das nicht hast, hast du es nicht verdient, auf dem Platz zu stehen", sagte Buffon dann beim TV-Sender beIN Sports: "Du kannst das nicht pfeifen."

Auch Benatia teilt gegen Oliver aus

Cristiano Ronaldo ließ in der siebten Minute der Nachspielzeit seine Muskeln spielen
Cristiano Ronaldo ließ in der siebten Minute der Nachspielzeit seine Muskeln spielen © Imago/VI Images

Ähnlich äußerte sich der frühere Bayern-Profi Benatia. "Du darfst in der 93. Minute niemals so einen Elfmeter pfeifen. Jeder weiß, dass dieses Spiel in die Verlängerung gehen sollte", sagte der Abwehrspieler, der den Verdacht einer Bevorteilung Reals in den Raum stellte: "Im vergangenen Jahr haben sie gegen Bayern München zwei oder drei Abseitstore gemacht, wenn ich mich nicht irre. Es ist immer dasselbe. Real ist so eine große Mannschaft – sie bräuchten keine Extra-Hilfe."

Ronaldo wies die Vorwürfe zurück. "Ich verstehe auch nicht, warum sie sich so aufregen", äußerte der portugiesische Europameister und Teamkollege von Weltmeister Toni Kroos bei Sky: "Für mich war es ein klarer Elfmeter." Und wie reagierte Kroos auf das denkwürdige Spiel? Der deutsche Nationalspieler beließ es bei einem angstschwitzenden Smiley bei Twitter.

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Ramos riskiert weitere Sperre

Real-Madrid-Kapitän Sergio Ramos droht unterdessen nach dem Viertelfinalrückspiel auch das Hinspiel im Halbfinale zu verpassen. Grund: Der gesperrte Abwehrchef hätte die Partie gegen Juventus eigentlich komplett von der Tribüne des Madrider Bernabeu-Stadions aus verfolgen müssen. Beim Stand von 0:3 hielt es den 32 Jahre alten Spanier aber nicht mehr auf seinem Sitz, und so verfolgte er die letzten Spielminuten samt des umstrittenen Foulelfmeters vom Ausgang des Spielertunnels aus.

Real Madrids Abwehrstar Sergio Ramos verfolgte die letzten Minuten des Champions-League-Dramas gegen Juventus Turin vom Spielertunnel aus
Real Madrids Abwehrstar Sergio Ramos verfolgte die letzten Minuten des Champions-League-Dramas gegen Juventus Turin vom Spielertunnel aus © imago/Marca | Rafa Casal

Dies ist aber gegen die Uefa-Regeln, die vorsehen, dass ein gesperrter Fußballer sich nicht in der Nähe des Spielfeldes aufhalten darf. Eine neue Sanktionierung sei wahrscheinlich, berichtete die spanische Sportzeitung „Marca“ am Donnerstag – auch angesichts der Tatsache, dass es einen Präzedenzfall gibt: Der frühere Madrid- und Bayern-Star Xabi Alonso hatte beim Champions-League-Finale 2014, bei dem Real den Stadtrivalen Atlético Madrid bezwungen hatte, ebenfalls die Tribüne Richtung Feld verlassen. Er wurde später von der Uefa für den europäischen Supercup gesperrt.