Hamburg. Hockey-Olympiasieger Fürste freut sich über 13 Sponsoren. Der HSV und der FC St. Pauli kündigen Sportcent.

28 Monate vor den nächsten Olympischen Sommerspielen vom 24. Juli bis 9. August in Tokio steht die Finanzierung des Teams Hamburg. „Wir haben für die kommenden vier Jahre bereits elf Partner akquiriert, bei zwei weiteren stehen wir vor dem Abschluss. Die Grundförderung ist gesichert“, sagt Moritz Fürste.

Der zweimalige Hockey-Olympiasieger verantwortet seit einem Jahr mit der damals neu gegründeten Agentur Upsolut Sports die Sponsorensuche für Hamburgs Olympiakandidaten. Gesellschafter sind zudem Christian Toetzke und Michael Trautmann. Upsolut garantiert dem Team Hamburg bis 2021 jährlich 125.000 Euro an Einnahmen. Inzwischen hat sich die zur Verfügung stehende Summe fast verdoppelt. 20-mal 20.000 Euro will Upsolut jedes Jahr einsammeln, „dem Ziel kommen wir immer näher“, sagt Fürste (33).

Stiftungskapital von sieben Millionen Euro

Das Team Hamburg, vor 15 Jahren zu den Sommerspielen 2004 in Athen zum ersten Mal aufgestellt, wird unter dem Dach der Stiftung Leistungssport gefördert. Das Stiftungskapital, das Stadt und Handelskammer aufbringen, beträgt derzeit rund sieben Millionen Euro. Von den Erträgnissen, 180.000 Euro im vergangenen Jahr, bei fallenden Zinsen rund 170.000 in diesem, werden derzeit zehn Projekte des Nachwuchsleistungssport gefördert; meistens wird dabei die Bezahlung der Trainer bezuschusst.

Das Team Hamburg wiederum erhält 50.000 Euro von der Stiftung und dieselbe Summe von der Stadt. Der Rest muss extern beschafft werden. Im vergangenen Olympiazyklus bis zu den Spielen im August 2016 in Rio de Janeiro wurden jährlich rund 350.000 Euro an die Athleten ausgeschüttet. „Da wollen wir nicht nur hin, es soll sogar etwas mehr werden“, sagt Fürste. In diesem Jahr erhalten die 60 Kadermitglieder einheitlich 250 Euro im Monat. Das hat der Stiftungsbeirat entschieden. Von 2019 an werden die Sportler mit den besten Olympiachancen mit mindestens 450 Euro monatlich unterstützt, im Olympiajahr 2020 soll, wenn möglich, noch etwas draufgelegt werden.

Bundesligavereine wollen weniger zahlen

Die Leistungssportreform des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) sieht ähnliche Strukturen bei der Alimentierung der Spitzensportler vor. Die Besten sollen am stärksten von der Förderung profitieren. Damit jüngere Perspektivkader in Hamburg nicht leer ausgehen und deshalb vorzeitig ihre Karrieren beenden, plädiert Olympiastützpunktleiterin Ingrid Unkelbach bei mehr vorhandenen Mitteln für eine breitere Streuung, „damit der Unterbau an Talenten nicht wegbricht“.

Das Konzept von Upsolut Sports sieht aber nicht nur Transferleistungen vor, eine stärkere Präsenz der oft wenig bekannten Sportler in der Öffentlichkeit ist ein ebenso wichtiges strategisches Ziel. Dazu werden Kurse zum Umgang mit den sozialen Medien und deren Nutzung angeboten, Upsolut will eine Merchandising-Kollektion herausbringen und Medienflächen in der Stadt anmieten, um das Team den Hamburgern näherzubringen. Auch soll das Sponsoring auf breitere Ebene gestellt werden: Neben 20-mal 20.000 könnte dieses Jahr auch die Aktion 200-mal 2000 Euro starten. Auf einem „Athlete’s Day“ stellte Upsolut am 19. März seine Ideen vor. Sportsenator Andy Grote konnte dabei 32 Sportler in der Golf-Lounge an den Elbbrücken begrüßen.

Bricht eine tragende Säule weg?

Eine tragende Säule der Teamfinanzierung droht allerdings ins Wanken zu geraten. Die Fußball-Bundesligaclubs FC St. Pauli (2. Liga) und Hamburger SV (1. Liga) wollen die Abgabe des Sportcents neu verhandeln, wie sie jetzt der Stiftung in ähnlich lautenden Kündigungsschreiben mitteilten. Bisher zahlen die Vereine zehn Cent auf jede verkaufte Eintrittskarte (ohne Dauerkarten). Dabei kamen zuletzt rund 60.000 Euro zusammen. Dritter im Bunde ist seit 2016 der Handball Sport Verein Hamburg, der bislang unverändert zu den Vereinbarungen steht, wie Präsident Marc Evermann dem Abendblatt sagte.

Alexander Harms, Sportmanager der Handelskammer und Geschäftsführer der Stiftung Leistungssport, fürchtet jedoch keinen Paradigmenwechsel. „Diese Absichtserklärungen der Clubs bestehen seit mehr als 15 Jahren. Wir stehen im engen Austausch mit beiden Vereinen zu diesem Thema.“ HSV und FC St. Pauli wollten auf Abendblatt-Anfrage den Vorgang mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht kommentieren. Es ist aber davon auszugehen, dass beide Clubs den Solidarbeitrag für den Hamburger Leistungssport nicht mehr im bisherigen Umfang leisten wollen. Im Gespräch soll eine Obergrenze sein. (rg/lx/C.H.)