Brooklyn/New York. Der deutsche Basketballer von den Dallas Mavericks will auch im stolzen Sportleralter von 39 Jahren weiterspielen.

Zugegeben, seine Tanzeinlage beim Aufwärmen mit dem Kollegen Dwight Powell wirkte etwas steif, aber Dirk Nowitzki (39) hatte sichtlich Spaß. Jeder seiner Gegenspieler von den Brooklyn Nets begrüßte die deutsche Basketball-Legende herzlich. Und obwohl die Mave­ricks das Spiel 106:114 verloren – „Dirkules“ wollen die Fans auch in seiner 20. NBA-Saison noch sehen.

Herr Nowitzki, was ist das Geheimnis Ihrer Freude an Ihrem Job?

Dirk Nowitzki: Ich versuche, jede Minute meiner Karriere noch zu genießen, effektiv zu spielen. Wer weiß, wie lange ich noch spielen werde.

Sie haben noch einen Vertrag für die kommende Saison bei den Dallas Mavericks.

Nowitzki: Ich hoffe, dass das klappt. Ich werde es auf jeden Fall versuchen. Es hängt natürlich auch davon ab, wie und ob mein Körper mitmacht. Manchmal fällt mir das Aufstehen sehr schwer. Aber ich habe nur ein Spiel in dieser Saison verpasst, fühle mich grundsätzlich gut. Deshalb ist es ziemlich sicher, dass ich auch nächstes Jahr wieder dabei bin.

Sie werden von fast allen Spielern gegnerischer Teams herzlich begrüßt. Nicht wie ein Gegner, den es zu schlagen gilt.

Nowitzki: Viele von den Jungs kenne ich schon lange, und natürlich ist es toll, geschätzt zu werden. Jeden Abend gegen die besten Spieler der Welt zu spielen, ich glaube, das werde ich sehr vermissen.

Dallas und die Mavericks haben sich vom Champion zu einem Team entwickelt, das es nicht mehr in die Play-offs schafft ...?

Nowitzki: Wenn man so viele Spiele verliert wie wir in diesem Jahr, das ist sehr frustrierend und raubt zwischendurch auch die Motivation.

Denken Sie sich manchmal: Warum tue ich mir das noch an?

Nowitzki: Nein, ich finde trotzdem immer wieder Wege, mich zu motivieren – sei es individuell oder mit der Mannschaft. Der Spaß steht mittlerweile im Vordergrund und ich versuche, die kleinen Dinge zu genießen. Klar würde ich gerne wieder um den Titel spielen, aber die Situation hier ist nun eine andere. Wir müssen da alle gemeinsam durch, und ich will dem Verein helfen, wieder besser zu werden.

Mark Cuban, der Clubbesitzer, gab vor wenigen Wochen vor, das Team solle absichtlich verlieren, um bei der kommenden Draft-Auswahl der besten Nachwuchsspieler die größte Chance auf den Nummer-eins-Pick zu haben.

Nowitzki: Keiner von uns verliert freiwillig, so viel ist sicher. Und Aufgeben ist keine Option. Wir waren schockiert über seine Aussage, aber das haben wir mit der Mannschaft und unserem Coach Rick Carlisle besprochen. Wir spielen weiterhin auf Sieg. Das ist der einzige Weg. Auch für unsere jungen Spieler, die lernen müssen zu kämpfen. Wir sind alle Sportler, lieben dieses Spiel und natürlich auch das Gewinnen.

Wie war das bei Ihnen vor 20 Jahren, als Sie in der NBA anfingen?

Nowitzki: In meiner ersten Saison habe ich zum Schluss der Saison viele Minuten bekommen und versucht, sie zu nutzen. Ich hatte damals Zweifel, ob ich überhaupt in diese Liga gehöre. Aber diese Extra-Minuten haben mir Selbstvertrauen für meine Karriere gegeben. Und im nächsten Jahr lief es dann wesentlich besser. Es ist jetzt in der Schlussphase der Saison die beste Zeit für junge Spieler. Die Jungs müssen Fehler machen, daraus lernen und Erfahrungen sammeln. Sie machen das gut. Es hilft für ihre und unsere Entwicklung.

Einer der jungen Spieler ist Maxi Kleber. Er ist wie Sie aus Würzburg und in diesem Jahr Rookie.

Nowitzki: Er hat sich super entwickelt, auch wenn er neben den Höhen ein paar Tiefen hatte. Er ist ein guter Verteidiger, der uns viel Energie bringt, und hat immer weiter an sich gearbeitet. Es ist schwierig für die Rookies, wenn man lange Zeit nicht spielen darf. Aber er hat immer an sich gearbeitet, nicht aufgegeben und sich sogar bis in die Startaufstellung gekämpft. Er hat seine Chancen genutzt, und ich freue mich sehr für ihn.

Vor allem bei Spielen an der Ostküste sind immer wieder viele Fans aus Deutschland in den Arenen, um Sie spielen zu sehen.

Nowitzki: Die Unterstützung der Fans aus Deutschland ist phänomenal – schon meine komplette Karriere und auch jetzt noch im Spätherbst. Dass Leute extra in die USA fliegen und ihren Urlaub verschwenden, um mich noch spielen zu sehen, ist eine tolle Sache. Es ist schön, dass man akzeptiert und respektiert wird für das, was man geleistet hat. Und vielleicht noch leistet.

Sie schnappen sich in dieser Saison einen Rekord nach dem anderen, stehen auf Platz sechs der besten Punktelieferanten in der NBA-Geschichte. Was bedeutet Ihnen das?

Nowitzki: Das bedeutet nur, dass ich schon eine lange Zeit dabei bin und zum Glück nur wenige Verletzungen hatte. Dazu habe ich jede Menge Unterstützung des Clubs bekommen, von Cuban, den Coaches, vielen Leuten, die mich auf meinem Weg begleitet haben. Ich kann das einordnen. Und genießen. Aber so richtig wahrscheinlich erst nach dem Ende meiner Karriere.

Haben Sie schon Pläne für Ihre Zukunft? Es war zu lesen, dass Sie den Deutschen Basketball Bund beraten könnten.

Nowitzki: Unsere nahe Zukunft wird in Dallas sein. Wir lieben diese Stadt, all unsere Kinder sind hier geboren und werden hier zur Schule gehen. Für den DBB könnte ich nur arbeiten, wenn ich komplett in Deutschland vor Ort wäre. Halbe Sachen mache ich nicht. Man weiß zwar nie, was die Zukunft bringt, aber momentan gibt es keine Pläne, nach Deutschland zurückzukommen.

Sie sind Fan des FC Bayern München. Was sagen Sie zum Los FC Sevilla in der Champions League?

Nowitzki: Sevilla ist ein gutes Team. Es hätte schlimmer kommen können. Ich freue mich aber auch auf die anderen Spiele. Manchester City gegen Liverpool wird ein großer Spaß.