Begleitet von Fanprotesten hat Frankfurt das turbulente erste Montagabendspiel der Saison gegen Leipzig gewonnen und ist nun Dritter.

Frankfurt. Unter Protest auf Platz drei: Eintracht Frankfurt hat in dem von massiven Fan-Demonstrationen begleiteten ersten Montagsspiel dieser Saison den Sprung auf einen Champions-League-Rang geschafft. Der 2:1 (2:1)-Sieg der Hessen gegen RB Leipzig geriet allerdings zur Nebensache. Im Fokus standen die Fans der Eintracht, die unter anderem mit Trillerpfeifen, Bannern, einem kontrollierten Innenraum-Aufmarsch und einem Tennisball-Hagel friedlich ihren Unmut über die ungeliebte Terminierung zum Ausdruck brachten.

Timothy Chandler (22.) und Kevin-Prince Boateng (26.) hatten nach dem Leipziger Führungstreffer durch Jean-Kevin Augustin (13.) vor 45.100 Zuschauern die Partie gedreht. Während die Mannschaft von Trainer Niko Kovac nun als Tabellendritter mehr denn je von der Königsklasse träumen darf, fiel Leipzig drei Tage vor seinem Rückspiel in der Zwischenrunde der Europa-League gegen den SSC Neapel auf Rang fünf zurück.

Boateng drehte das Spiel für die Eintracht
Boateng drehte das Spiel für die Eintracht © dpa | Uwe Anspach

„Wir sind gut gestartet, dann bekommen wir nach unserer Führung zwei saublöde Tore. Dann wurde es ein hitziges Spiel, in dem für uns mehr drin war“, sagte RB-Verteidiger Konrad Laimer nach der Partie bei Eurosport.

Eintracht-Fans pfeifen auf Montagsspiel

Das Spiel stand allerdings trotz seiner sportlichen Brisanz fast ausschließlich im Zeichen der Fan-Proteste. Mit Trillerpfeifen und Tröten sorgten die Anhänger der Heimmannschaft bei gegnerischem Ballbesitz für eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse, verzichteten zudem weitgehend auf einen Support der eigenen Elf. Einige Zuschauer waren der Partie zudem trotz gültiger Tickets gleich ganz fern geblieben.

Frankfurter Fans machen deutlich, was sie von einem Montagsspiel halten
Frankfurter Fans machen deutlich, was sie von einem Montagsspiel halten © Bongarts/Getty Images | Alex Grimm

Auf Spruchbändern wie „Wir pfeifen auf das Montagsspiel“, „Fankultur muss leiden, Einschaltquoten steigen“ oder „Montags hat selbst mein Friseur frei“ formulierten die Fans mal humorvoll, mal bissig ihren Protest gegen die Deutsche Fußball Liga (DFL). Vor dem zweiten Durchgang schossen sie dann gleich mehrfach Hunderte Tennisbälle auf den Rasen, sodass sich der Wiederbeginn der Partie verzögerte.

Die Frankfurter Vereinsführung hatte sich im Vorfeld mit den Anhängern solidarisiert. Unter anderem wurden deshalb vor Spielbeginn Teile der Fankurve in den Innenraum gelassen, um auch dort in einem geordneten Protest ihre Banner zu präsentieren. Dass unmittelbar vor dem Einmarsch der Mannschaften über die Stadionlautsprecher Bob Geldofs Rockklassiker „I don’t like Mondays“ erklang, war ein weiterer kleiner Seitenhieb gegen die DFL.

Frankfurt und Leipzig liefern sich Spektakel

Bei all dem ging beinahe unter, dass sich beide Mannschaften auf dem Rasen einen extrem unterhaltsamen Schlagabtausch lieferten. Leipzig kombinierte sich bei seiner ersten Offensivaktion sehenswert zum Führungstreffer, Frankfurt marschierte ebenfalls mutig nach vorne. Nach mehreren guten Gelegenheiten für die Gastgeber, stocherte erst Chandler den Ball zum Ausgleich über die Linie, ehe Boateng einen klugen Angriff zur Frankfurter Führung veredelte.

Das Spektakel, das noch einen nach Videobeweis zurückgenommenen Foulelfmeter für Leipzig (30.) und eine Rudelbildung nach dem Pausenpfiff beinhaltete, ging auch in der zweiten Halbzeit munter weiter. Dem konnten sich sogar Frankfurts Fans teilweise nicht entziehen, die sich jegliche Fangesänge allerdings weiter konsequent verkniffen. Leipzig schien dagegen zunehmend beeindruckt von der ungewöhnlichen Atmosphäre.

Fan verstirbt nach Herzattacke

Beim Montagabendspiel ist ein Stadionbesucher nach einer Herzattacke ums Leben gekommen. Das teilte Eintracht-Pressesprecher Jan Strasheim nach der Partie mit. Die medizinischen Nothelfer waren umgehend vor Ort, weitere Details zum Vorfall im Oberrang der Frankfurter Fankurve in der Schlussphase der Partie wurden zunächst nicht bekannt.

Ein weiterer Fan verletzte sich nach Schlusspfiff bei einem Sturz vom Zaun. Informationen zum Gesundheitszustand lagen am späten Montagabend noch nicht vor.

Die Statistik

Frankfurt: Hradecky - Salcedo, Abraham, Falette - da Costa, Hasebe, Kevin-Prince Boateng (68. Fernandes), Chandler - Wolf (82. Gacinovic), Haller, Rebic (80. Jovic). - Trainer: Kovac

Leipzig: Gulacsi - Laimer, Orban, Upamecano, Klostermann - Ilsanker - Demme (46. Poulsen), Keita (61. Forsberg) - Sabitzer, Augustin, Lookman (76. Timo Werner). - Trainer: Hasenhüttl

Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)

Tore: 0:1 Augustin (13.), 1:1 Chandler (21.), 2:1 Kevin-Prince Boateng (26.)

Zuschauer: 45.100

Gelbe Karten: Rebic (6), Wolf (4), Hasebe (2), Chandler (3), Kevin-Prince Boateng (5), Falette (8) - Orban (3), Klostermann

Torschüsse: 14:10

Ecken: 7:5

Ballbesitz: 46:54 %