Hamburg. Mittelblockerin Anisa Sarac hat beim Volleyball-Team Hamburg entscheidend zur jüngsten Siegesserie beigetragen.

Mannschaftssport ist ein komplexes Thema. Mit der Suche nach Erklärungen dafür, warum Dinge genauso oder überhaupt nicht so laufen, wie sie geplant waren, können sich Aktive, Trainer, Fans und Journalisten tagesfüllend befassen. Die Zweitligafrauen des Volleyball-Teams Hamburg beweisen derzeit allerdings, dass es manchmal auch ganz einfach sein kann. Die sportliche Berg-und-Tal-Fahrt des Teams von Cheftrainer Jan Maier, das nach sechs Niederlagen in Serie dem Abstiegskampf mit zuletzt drei Siegen in Folge entrinnen konnte, ist an einem Namen festzumachen: Anisa Sarac.

Nachdem die Mittelblockerin Mitte November mit einer hartnäckigen Entzündung der Bizepssehne ausgefallen war, hatte der jungen Mannschaft nicht nur Abwehrqualität gefehlt, sondern auch die Führungsstärke der 22-Jährigen. Bei ihrer Rückkehr am 20. Januar konnte Sarac, deren Vater aus Bosnien stammt, die 1:3-Niederlage gegen Tabellenführer DSHS Köln zwar auch nicht verhindern. Anschließend gab es jedoch 3:2-Auswärtssiege gegen die Abstiegskonkurrenten Bad Laer und Gladbeck sowie das überraschend deutliche 3:0 gegen das Spitzenteam von Bayer Leverkusen. Und jedes Mal war deutlich der Unterschied zu sehen, den eine gesunde Anisa Sarac ausmachen kann.

Eine der besten Blockerinnen der Liga

Kein Wunder also, dass Cheftrainer Maier seine Sieggarantin mit großen Worten adelt. „Anisa ist technisch eine der besten Blockerinnen der Liga. Zusätzlich gibt ihre bloße Präsenz auf dem Feld ihren Mitspielerinnen ein Gefühl der Sicherheit. Sie hat die Gabe, ihre Teamkolleginnen besser zu machen, und das ist sehr viel wert“, sagt der 45-Jährige. Die so hoch Gelobte glaubt, dass insbesondere ihre Einstellung zum Sport und zum Leben ihrem Team zugutekomme.

„Ich bin eine lockere Spielerin, die grundsätzlich nicht zu Nervosität neigt“, sagt sie. Volleyball habe eine ausgeprägte psychische Komponente, und die Niederlagenserie habe für Verunsicherung gesorgt. „Das von außen mit ansehen zu müssen ist nicht einfach. Aber ich habe versucht, in der Phase als Stütze zu wirken und den Mädels gute Ratschläge zu geben“, sagt sie.

Perspektivwechsel tat ihr gut

Tat allerdings ist in ihrem Fall noch besser als Rat, und so brachte erst ihre Rückkehr aufs Feld den nötigen Stimmungsumschwung. Besonders geholfen habe ihr, sagt Anisa Sarac, in der jüngsten Phase auch die Erfahrung aus der vergangenen Spielzeit. Damals war sie, weil die etatmäßige Zuspielerin Maria Kirsten aus privaten Gründen den Verein verlassen hatte, von den damaligen Trainern Ali Hobst und Slava Schmidt zur Stellerin umgeschult worden und hatte diese Position mit gutem Erfolg ausgefüllt. „Dieser Perspektivwechsel hat meinen Horizont erweitert. Dadurch habe ich ein noch breiteres Spielverständnis gewonnen und erkenne peripher jetzt auch im Blockspiel viel mehr als früher“, sagt sie.

Mit Ruhe zum Erfolg

Zudem sei das Zusammenspiel mit Kapitänin Saskia Radzuweit, die als Außenblockerin brilliert, eine weitere Erfolgskomponente. „Wir harmonieren sehr gut. Es ist einfach schön zu spüren, dass ich wieder ein Teil des Teams bin und meinen Beitrag leisten kann, dass wir hier in Hamburg eine erfolgreiche Zukunft haben“, sagt die Absolventin der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg mit Blick auf den weiterhin nicht gesicherten Spielbetrieb für die Saison 2018/19. Auch Anisa Sarac weiß, dass Siege das beste Mittel sind, um Fans und Sponsoren zu begeistern. Deshalb freut sie sich auch schon auf diesen Sonnabend, wenn um 19 Uhr der Tabellendritte Blau-Weiß Dingden in der CU-Arena gastiert. „Das ist ein Gegner, der uns liegt“, sagt sie, „und dank der neu gewonnenen Ruhe und Konstanz bin ich zuversichtlich, dass wir unsere Serie fortsetzen können.“ Sie wird dazu ihren Beitrag leisten, so viel ist sicher.