Hamburg. Vor dem Duell der beiden Mannschaften: Der eine Verein plant ein Internat in der Arena, dem anderen fehlen Hallenzeiten.

Reges Treiben auf der Geschäftsstelle des Handball Sport Vereins (HSV) Hamburg in der Bahrenfelder Volksbank Arena, Leute kommen, Leute gehen, die Kaffeemaschine im Vorraum ist im Dauereinsatz. Mittendrin Torsten Jansen, kurze Hose, Trainingsjacke. Er hat es sich auf der blauen Sitzecke bequem gemacht. Der Trainer lächelt, sieht sich aber genötigt, umgehend eines klarzustellen: „Die arbeiten nicht alle bei uns.“

Beim HSV herrscht Aufbruchstimmung. Knapp zwei Jahre nach dem Neustart steht der Verein vor den nächsten Entwicklungsschritten. Die Finanzen stimmen, an den Strukturen wird gearbeitet, der sportliche Erfolg soll am Freitagabend (20 Uhr, Sporthalle Hamburg, Krochmannstraße 55) fortgeschrieben werden. Der Tabellenführer der 3. Liga Nord (26:4 Punkte) trifft auf Aufsteiger HG Hamburg-Barmbek (10:20), den 14. Es ist ein ungleiches Lokalderby. Hier ein Etat von 1,6 bis 1,8 Millionen Euro (HSV), dort einer von 150.000 Euro, der bislang zu zwei Dritteln gedeckt ist. 3300 der 3600 Eintrittskarten waren am Donnerstagabend verkauft. HSV-Event­manager Felix Neve rät, sich die letzten Sitzschalen online zu sichern.

Erweiterung und Ertüchtigung der Halle

Platzprobleme kennen auch die Barmbeker zur Genüge. Sportchef Jürgen Hitsch diskutierte Donnerstagnachmittag im Margaretha-Rothe-Gymnasium (MRG) mit Behördenvertretern eine Ausnahmegenehmigung für die Sporthalle am Langenfort (Barmbek-Nord), die Heimspiel- und Trainingsstätte des Teams. Nur 199 Zuschauer sind dort aus Brandschutzgründen zugelassen. Hitsch hofft nun, dass zu den letzten vier Saisonbegegnungen wenigstens 500 der Zutritt gewährt wird. „Es sieht gut aus“, sagt er.

Für die Zukunft setzt er auf eine Erweiterung und Ertüchtigung der Halle. Entsprechende Gespräche mit Architekten hat Hitsch geführt. Jetzt ist die (Bezirks-)Politik am Zug. In der weit größeren Sporthalle Wandsbek wiederum, in der die Barmbeker das Hinspiel vor 1600 Besuchern 16:32 gegen den HSV verloren, fühlen sich Trainer Holger Bockelmann und seine Mannen nicht heimisch. Hier können sie nur ausnahmsweise trainieren, zudem muss der Club die aufwendige Reinigung des Bodens garantieren, für die eine beauftragte Firma pro Spiel erst 500, dann 2000 Euro verlangte. Zuletzt schrubbten Mannschaft und Helfer das Parkett vom klebrigen Harz frei.

HSV will weiter in Talente investieren

Die HG Barmbek, ein Zusammenschluss der Handball-Abteilungen des HSV Barmbek-Uhlenhorst, des SC Urania und des USC Paloma, braucht nicht nur für seine erste Mannschaft angemessene Räumlichkeiten. „Wir können derzeit keine Jugendlichen aufnehmen, weil uns neben dem MRG nur eine kleine Schulturnhalle für zwei Stunden zur Verfügung steht“, klagt Hitsch. Da die HG Barmbek zehn Erwachsenen-Mannschaften zum Spielbetrieb angemeldet hat, jedoch nur ein Jugendteam, muss die Spielgemeinschaft an den Hamburger Handballverband mehr als 600 Euro Strafe zahlen.

Der HSV kennt dieser Art Probleme nicht. In der von der Alexander-Otto-Sportstiftung gebauten Volksbank Arena, in der einst auch das Eishockeyteam Hamburg Freezers trainierte, steht dem Club die Handballhalle praktisch rund um die Uhr zur Verfügung. Die offizielle Miete pro Stunde beträgt 70 Euro plus Mehrwertsteuer. Der Club sieht sich als Spitzensportverein im Herren- und Jugendbereich, eine zweite Herren-Mannschaft gibt es nicht und ist nicht geplant. Vielmehr will der HSV weiter in Talente investieren, auch auswärtige nach Hamburg
locken. Die Nachfrage ist groß. Internatsplätze für die 16- bis 18-Jährigen fehlen in Hamburg, weil Handball bisher keine Schwerpunktsportart mit den dazugehörenden Privilegien ist.

Lösung liegt für Jansen auf der Hand

Die Lösung liegt für HSV-Trainer Jansen auf der Hand. Die leer stehende Geschäftsstelle der Freezers in der Volksbank Arena böte auf rund 300 Quadratmetern genug Möglichkeiten, Jugendliche unterzubringen. Die Räume müssten umgebaut, pädagogisches Personal eingestellt werden. „Das ist eine Kostenfrage“, sagt Jansen. „Sollte es klappen, hätten wir eine Infrastruktur, die nur wenigen Bundesligaclubs zur Verfügung steht.“ Die Rückkehr in die Erste Liga bleibt für den HSV das (Fern-)Ziel, nur dass diesmal gesunde Strukturen zum Erfolg führen sollen und nicht die Wohltaten Einzelner.

Jansen will diesen Prozess die nächsten Jahren begleiten. „Es macht doch viel mehr Spaß, etwas zu entwickeln, als sich in ein gemachtes Netz zu setzen. Das habe ich schon als Spieler so gehalten“, sagt der Weltmeister von 2007 zu möglichen Angeboten höherklassiger Clubs. Ohnehin müsste er dafür noch die A-Lizenz machen, die schon in der 2. Bundesliga gefordert wird. „Nach der Saison kümmere ich mich darum“, sagt er noch unbekümmert.

Sein Barmbeker Kollege Bockelmann kann noch nicht in derartigen Zeiträumen denken. Den Klassenerhalt hält er für machbar, weil HSV-Neuzugang Finn Maciejewski (22) und die Rückkehr des lange verletzten Dennis Tretow (34) dem Angriff mehr Durchschlagskraft verleihen. Gegen den HSV darf Maciejewski heute nicht spielen, darauf einigten sich beide Clubs.