Hamburg. Erst das Final4 der Frauen-WM, dann das Weihnachtsspiel des HSV – Wieder großer Sport in der Barclaycard Arena.

13.200 Zuschauer, vier Teams, ein Ziel: Die Handball-WM der Frauen steht vor ihrem finalen Showdown. Wenn in der ausverkauften Hamburger Barclaycard Arena die Medaillen der Frauen-Weltmeisterschaft vergeben werden, fiebert auch Ex-HSV-Profi Rafael van der Vaart (34) in der Halle am Volkspark mit. Mit Töchterchen Jesslynn drückt der niederländische Fußballstar seiner Lebensgefährtin Estavana Polman die Daumen.

„Ich habe EM und WM gespielt. Jetzt sehe ich das von der anderen Seite. Das ist auch mal schön. Aber der Druck ist noch da, weil ich nervös bin, ob alles gut geht“, sagte van der Vaart vor den Halbfinalspielen am Freitag. Die Niederlande treffen um 17.30 Uhr in der Neuauflage des WM-Finales von 2015 auf Titelverteidiger Norwegen (damals 23:31), anschließend kämpfen um 20.30 Uhr Frankreich und Schweden um den zweiten Platz im Endspiel am Sonntag (17.30 Uhr). Sport1 überträgt alle Spiele live.

„Ich habe nach der Geburt davon geträumt“

Die Geschichte des Wochenendes ist auch die Polmans. Keine sechs Monate nach der Geburt ihrer Tochter steht die 25 Jahre alte Rückraumspielerin wieder auf dem Feld – und prägt das Spiel ihrer Mannschaft mit ihrer dynamischen Spielweise und Torgefahr aus der zweiten Reihe. „Ich bin stolz auf sie. Fünf Monate nach der Geburt so fit und so wichtig zu sein für die Mannschaft ist schon großartig“, sagt van der Vaart. WM-Gold wäre die Krönung eines sagenhaften Comebacks.

Dass Polman überhaupt an der WM teilnimmt, ist erstaunlich. „Ich habe nach der Geburt davon geträumt. Ich habe mir selbst gesagt, dass es vielleicht klappen könnte. Und jetzt stehe ich hier“, sagt die Torjägerin. Nach Jesslynns Geburt im Juni legte Polman unzählige Sonderschichten ein, trainierte in Esbjerg bei ihrem dänischen Club dreimal pro Woche zusätzlich mit einem persönlichen Trainer.

Rasante Entwicklung des Frauenhandballs

Mit Erfolg: Nach verhaltenem Turnierstart entschied sie den Achtelfinal-Krimi gegen Japan (26:24) mit ihren beiden Treffern in der Verlängerung und gehörte auch im Viertelfinale gegen Tschechien (30:26) zu den Aktivposten. Polman ist in den Niederlanden ein echter Star. Nach dem zweiten Platz bei der WM 2015 wurde eine Tulpe nach ihr benannt. Und spätestens seit Beginn der Liaison mit van der Vaart im Frühjahr 2016 ziert sie regelmäßig die Cover der Regenbogenpresse.

Mit dem Namen Polman geht aber auch die rasante Entwicklung des Frauenhandballs einher. Seitdem sie im Herbst 2010 als 18-Jährige für Oranje debütierte, ging es für die Niederlande sukzessive bergauf. Sowohl bei der WM 2015 als auch bei der EM 2016 warf sich das Team ins Endspiel. Die beiden Silbermedaillen waren die bisher einzigen Podiumsplätze in der Geschichte des Verbandes. Bei den Olympischen Spielen in Rio wurden die Niederlande Vierte.

Dicker Brocken

Insgesamt 13 der 16 „Oranjes“ spielen oder spielten für deutsche Vereine – somit ist zumindest die Bundesliga nach dem Achtelfinal-Aus der deutschen Mannschaft noch zahlreich vertreten, wenn die Medaillen vergeben werden. Auf die Niederländerinnen wartet jedoch ein dicker Brocken: Welt- und Europameister Norwegen. Die Skandinavierinnen demontierten im Viertelfinale Olympiasieger Russland mit 34:17 (15:8) – und machten deutlich, dass der Weg zu Gold nur über sie führt.

„Das war mit das beste Spiel, seitdem ich diese Mannschaft trainiere“, lobte Trainer Thorir Hergeirsson. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2009 hat er die Skandinavierinnen immerhin zu drei EM-Titeln, zwei WM-Triumphen und Olympia-Gold 2012 in London geführt. „In dieser Form ist Norwegen unschlagbar“, sagte Russlands Trainer Jewgeni Trefilow. Sollte sich die Pro­gnose bewahrheiten, wäre es der vierte Titel.

Weihnachtsspiel gegen den VfL Fredenbeck

Am 26. Dezember (15 Uhr) steht die Barclaycard Arena erneut ganz im Zeichen des Handballs. Für sein Weihnachtsspiel gegen den VfL Fredenbeck hat der Handball Sport Verein (HSV) Hamburg, Tabellenführer der 3. Liga Nord, bereits mehr als 8000 Karten verkauft. Die Marke des Vorjahres, als 8555 Besucher zum Spiel gegen den DHK Flensborg kamen, dürfte damit klar übertroffen werden. „Wir hoffen diesmal auf 10.000 Zuschauer. Die Veranstaltung hat bereits Kultcharakter“, sagt Sportchef Martin Schwalb.

Für diese besondere Begegnung hat sich HSV-Marketingchef Sebastian Frecke Besonderes einfallen lassen. Die Mannschaft wird auf der Trikotbrust für den gemeinnützigen Verein HanseaticHelp werben, der in seinem Lager an der Großen Elbstraße 264 Sachspenden wie Kleidung, Schuhe, Schulranzen für mehr als 150 Hilfsorganisationen in und um Hamburg, aber auch in der ganzen Welt sammelt. Mehr als 100.000 Einzelstücke warten dort in 1300 Einzelpositionen sortiert auf ihre neuen Besitzer.

Am Donnerstagnachmittag packten die Handballer unter Anleitung von Trainer Torsten Jansen mit an, füllten einen Container mit neun Tonnen Kleidung und Wäsche, der in die Türkei verschifft und danach im Nordirak unter Flüchtlingen verteilt werden soll. Beim Weihnachtsspiel wird HanseaticHelp vor den Halleneingängen zwei Lastwagen aufstellen, an denen Spenden abgegeben werden können. „Das ist eine großartige Aktion der Handballer“, sagt Vereinsvorstand Arnd Boekhoff, der wie alle der zahlreichen Helfer ehrenamtlich arbeitet.