Hamburg. St. Paulis Rotsünder muss für gemeinnütziges Projekt tätig werden. Trainer Markus Kauczinski sieht Fortschritte.

Die Stimme von Markus Kauczinski war reichlich angeschlagen, als er sich am Tag nach dem 2:2 gegen den MSV Duisburg in seinem Premierenspiel noch einmal den Fragen der Journalisten stellte. „Deshalb werde ich nur die guten Fragen beantworten“, sagte der neue Trainer des FC St. Pauli, gab aber dann doch ausführlich Auskunft.

Ein wichtiges Thema war dabei natürlich, wie der Verein seinen Stürmer Aziz Bouhaddouz intern für dessen Unsportlichkeit bestraft. Weil er aus einer Wasserflasche dem Duisburger Lukas Fröde ins Gesicht gespritzt hatte, war er mit glatt Rot des Feldes verwiesen worden.

Sinnvoller als branchenübliche Geldstrafe

„Wir haben mit ihm besprochen, dass er für ein soziales Projekt tätig werden wird“, berichtete Kauczinski am Montag auf Nachfrage. Die Vereinsführung hält dies für sinnvoller als eine in solchen Fällen branchenübliche Geldstrafe. „Er soll zeigen, dass er ein gutes Herz hat“, sagte Kauczinski. Wo Bouhaddouz konkret aktiv werden wird, solle in den kommenden Tagen mit ihm geklärt werden. „Er hat sich bei der Mannschaft entschuldigt und ist ja für seine Aktion auch genug durch den Kakao gezogen worden. Bundesweit weiß jetzt jeder, wie sein Name geschrieben wird.“

Bouhaddouz’ Kollegen hatten auch ganz offensichtlich auch kein Problem, ihm zu verzeihen. Jedenfalls absolvierten Kapitän Bernd Nehrig und Mittelfeldspieler Johannes Flum, die ihn nach dem Spiel noch hart kritisiert hatten, den Regenerationslauf im Niendorfer Gehege gemeinsam mit dem Rotsünder.

St. Pauli akzeptierte dieses Strafmaß umgehend

Bereits am Montagnachmittag gab das DFB-Sportgericht bekannt, dass Bouhaddouz für ein Punktspiel gesperrt wird und 3000 Euro Strafe zahlen muss. St. Pauli akzeptierte dieses Strafmaß umgehend und mit Erleichterung. Zuvor schien fast sicher, dass der Stürmer wegen seines unsportlichen Verhaltens nicht nur im Heimspiel gegen den VfL Bochum am kommenden Montag (20.30 Uhr), sondern mindestens auch noch im Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden am 25. Januar (20.30 Uhr) würde zuschauen müssen.

Unterdessen hatte sich bei Trainer Kauczinski an dem insgesamt positiven Eindruck, den er von seinem neuen Team im ersten Spiel gewonnen hatte, nichts geändert. „Wenn man das Große und Ganze sieht, kann man nur zufrieden sein. Die Wochen zuvor mit den zwei deftigen Niederlagen und dem Trainerwechsel waren für die Mannschaft nicht leicht. Ich habe mehr Gutes als Schlechtes gesehen. Einzelne Spieler haben sich deutlich verbessert“, sagte er. Dabei strich er vor allem die starke Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit heraus, als seine Mannschaft den 0:1-Rückstand zur Pause in eine 2:1-Führung verwandelt hatte.

"Gute Aktionen weiter automatisieren"

„Aber natürlich gibt es viel Arbeit und Dinge, die wir verbessern müssen“, stellte Kauczinski auch klar. Insbesondere gehe es darum, die guten Aktionen weiter zu automatisieren. Schon am nächsten Montag gegen den VfL Bochum sei sein Team gefordert, sich weiter zu steigern. „Die Bochumer kommen aus einer ebenfalls nicht leichten Situation, haben sich gefangen, zwei Spiele gewonnen und verfügen vor allem in der Offensive über einen gut besetzten, breiten Kader“, sagte er.

Der FC St. Pauli hat am Montag um Entschuldigung dafür gebeten, dass am Sonntag vor dem Spiel gegen Duisburg im Millerntor-Stadion das Lied „Intifada“ der Band Ska-P gespielt wurde, das antisemitische Textzeilen enthält. Um Derartiges künftig zu vermeiden, wird bei der Musikauswahl ein Mehr-Augen-Prinzip eingeführt.