Dortmund. Österreicher folgt auf Niederländer Bosz. Watzke wagt sogar einen Vergleich mit Klopp, Sammer genießt die Entscheidung mit Vorsicht.

Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund hat nach Wochen ernüchternder Ergebnisse seinen Trainer Peter Bosz entlassen. Die Trennung von dem Niederländer, der im Sommer auf Thomas Tuchel gefolgt war, gab der Verein am Sonntag nach der 1:2 (0:1)-Niederlage des DFB-Pokalsiegers am 15. Spieltag am Vortag gegen Kellerkind Werder Bremen bekannt. Nachfolger wird der erst vor Wochenfrist beim 1. FC Köln entlassene Peter Stöger (51), der einen Vertrag bis zum Saisonende erhält.

Kommentar: Peter Stöger ist die beste Lösung

"Wir haben am Sonnabendabend in einem Gespräch mit Peter Bosz entschieden, ihn freizustellen. Es war sehr emotional, gleichzeitig aber sehr stilvoll. Peter Bosz hat das mit sehr viel Stil aufgenommen", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke auf der Pressekonferenz: "Wir sind im allerbesten Einvernehmen auseinandergegangen."

Sammer kritisiert Stögers Entscheidung

Große Aufgabe: Peter Stöger bei seiner Vorstellung als neuer Trainer von Borussia Dortmund
Große Aufgabe: Peter Stöger bei seiner Vorstellung als neuer Trainer von Borussia Dortmund © Imago/Kirchner-Media

Watzke zum neuen Cheftrainer: "Dann haben wir Peter Stöger kontaktiert. Wir sind dankbar, dass er spontan bereit war, uns zu helfen und die Saison mit uns zu Ende zu bringen." Bei der Entscheidungsfindung bemühte der BVB-Boss sogar einen Vergleich mit einem eigenen ehemaligen Erfolgstrainer. "Der FC Liverpool hat eine sehr kluge Entscheidung getroffen, Jürgen Klopp zu vepflichten, das hat ja auch sehr gut hingehauen", sagte Watzke. "Aber sie haben ihn bestimmt nicht wegen der letzten Saison bei Borussia Dortmund verpflichtet, sondern wegen der sieben Jahre davor." In einer ähnlichen Lage habe sich nun Stöger in Köln befunden.

Mit der Verpflichtung des Österreichers stößt Dortmund jedoch nicht überall auf Verständnis. "Auf dem Trainermarkt ist es in diesem Moment ein schwieriger Zeitpunkt. Was Stöger beim 1. FC Köln geleistet hat, ist außergewöhnlich. Emotional müssen auch Trainer sowas für sich verarbeiten, reflektieren und Abstand gewinnen. Das wäre eigentlich der bessere Weg", sagte etwa der Eurosport-Experte Matthias Sammer.

Sammer denkt auch an Abstiegs-Szenario

Zur Lage bei seinem Ex-Club sagte der frühere Spieler und Trainer des BVB: "Die Situation selbst ist Wahnsinn. Die ersten Spiele alle gewonnen und dann gar nicht mehr. Zuerst der vielleicht neue deutsche Meister, um jetzt zu sagen, man muss aufpassen, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Manchmal prallen Welten aufeinander und Situationen nehmen eine Eigendynamik an, die rational nicht mehr erklärbar sind.“

Bosz (54) hatte mit der Borussia einen grandiosen Saisonstart hingelegt, danach jedoch rutschten die Westfalen tiefer und tiefer in die Krise. In der Liga wartet Dortmund seit acht Spielen auf einen Sieg, in der Champions League waren die Westfalen zudem krachend gescheitert und mit nur zwei Punkten noch in die Europa League abgestiegen.

Erstes Stöger-Training abgesagt

Stögers erster Arbeitstag begann indes mit einem Rückschlag: Wegen der starken Schneefälle im Revier musste die erste Trainingseinheit unter dem neuen Übungsleiter am Sonntag abgesagt werden. "Die Verletzungsgefahr ist einfach zu hoch", teilte der DFB-Pokalsieger am Sonntagnachmittag mit. Stöger hätte um 15 Uhr mit der Mannschaft auf den Platz gehen sollen.