Trostpreis Europa League: Beide Bundesligisten zeigen viel Moral, werden aber für ihren Aufwand nicht belohnt.

RB Leipzig bleibt nur der Trostpreis Europa League, in der auch Borussia Dortmund dank Schützenhilfe international überwintern darf. Leipzig verlor zum Abschluss der Debütsaison in der Champions League gegen Besiktas Istanbul 1:2 (0:1), der BVB unterlag bei Titelverteidiger Real Madrid nach einer achtbaren Leistung 2:3 (1:2). Damit schaffte aus der Bundesliga nur Meister Bayern München den Einzug ins Achtelfinale.

DFB-Pokalsieger Dortmund schaffte ein „Kunststück“, das es zuvor noch nie gegeben hatte: Mit nur zwei Punkten aus sechs Spielen qualifizierte sich das Team von Trainer Peter Bosz als Gruppendritter für die Europa League. Dortmund profitierte vom 3:0 (2:0) des englischen Spitzenteams Tottenham Hotspur gegen Apoel Nikosia, konnte sich jedoch nicht aus der Krise befreien. In den letzten zwölf Pflichtspielen hat der BVB nur im DFB-Pokal gegen den Drittligisten 1. FC Magdeburg gewonnen.

Wie Dortmund hatte auch Leipzig auf Schützenhilfe gehofft, allerdings gab sich der FC Porto im Duell mit AS Monaco beim 5:2 (3:0) keine Blöße. So hätte auch ein Sieg der Sachsen nicht für die K.o.-Runde gereicht. Alvaro Negredo erzielte per Foulelfmeter in der zehnten Minute die Gästeführung, Naby Keita (87.) glich in Unterzahl aus. Stefan Ilsanker hatte wegen wiederholten Foulspiels (82.) die Gelb-Rote Karte gesehen. Kurz vor Schluss traf Talisca (90.) zum Besiktas-Sieg.

Gescholtener Aubameyang trifft doppelt

Der BVB kämpfte sich in Madrid nach einem katastrophalen Start zurück ins Spiel. Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang (43./48.) egalisierte die Real-Führung durch den Ex-Wolfsburger Borja Mayoral (8.) und Weltfußballer Cristiano Ronaldo (12.), der als erster Spieler in der Geschichte der Champions League in allen sechs Vorrundenspielen traf. Real war mit einer B-Elf angetreten, gespickt jedoch mit Hochkarätern.

Einer davon, Isco, ließ mit einer geschickten Drehung vor dem 1:0 Marc Bartra und Marcel Schmelzer schlecht aussehen, Mayoral schob ein. Gegen Ronaldos Weltklasse-Schlenzer war kurz danach nichts zu machen.

Der BVB blieb jedoch im Spiel und überzeugte offensiv mit sehenswerten Kombinationen. Er zeigte die lange vermisste Leidenschaft und war, das ist selten, in der zweiten Halbzeit besser als in der ersten. Eine derart präzise Flanke wie vor dem Anschlusstreffer auf Aubameyang ist Schmelzer zudem in seiner Karriere selten gelungen. Julian Weigl, von Bosz zunächst auf die Bank verbannt, sollte nach einer guten Stunde noch mehr Struktur in den Aufbau bringen.

Real hingegen wechselte weitere Spieler aus der zweiten Reihe ein. Das Niveau sank, bis Subotic in höchster Not vor Sergio Ramos rettete (75.). Vazquez traf zum Sieg für die Hausherren.

Leipzig vergab zu viele Chancen

In Leipzig waren die Gastgeber drückend überlegen, doch vor dem Tor katastrophal. Statt bei der Achtelfinal-Auslosung am Montag in Nyon auf Knaller-Spiele gegen Top-Teams wie Paris St. Germain, Manchester United oder den FC Barcelona zu hoffen, muss sich RB mit dem Überwintern in der Europa League trösten.

Dabei waren die mit einer Dreierspitze offensiv eingestellten Leipziger in den ersten Minuten engagiert aufgetreten, auch wenn sich das Fehlen der Stammkräfte Emil Forsberg (Bauchmuskelprobleme) und Marcel Sabitzer (Schulterverletzung) in anfänglichen Abstimmungsfehlern bemerkbar machte.

Leipzigs Keita glaubte nach dem Ausgleich noch an den späten Sieg, doch getroffen hat nur noch Besiktas
Leipzigs Keita glaubte nach dem Ausgleich noch an den späten Sieg, doch getroffen hat nur noch Besiktas © Hendrik Schmidt/dpa

An der Einstellung der Leipziger änderte der Rückstand nichts, im Gegenteil: RB reagierte mit wütenden Angriffen. Fünf Minuten nach seinem Patzer traf Orban freistehend nur den Außenpfosten (15.), als der enorm spielfreudige Nationalspieler Timo Werner kurz darauf den Ball ins Tor spitzelte, entschied der erfahrene Schiedsrichter Viktor Kassai (Ungarn) zurecht auf Abseits (21.).

Besiktas schlägt prompt zurück

Den Schwung aus der ersten Halbzeit übertrug RB nahtlos in den zweiten Durchgang, mit ihm setzten sich jedoch auch die Nachlässigkeiten vor dem Tor fort. Werner (47./52.), Naby Keita (53.) und Kevin Kampl (57.) ließen beste Möglichkeiten teils kläglich ungenutzt, Augustins Tor zählte wegen einer erneuten Abseitsstellung nicht (64.).

Der Ausgleich war eine Frage der Zeit, Keita traf kurz vor dem Spielende. Zum Punktgewinn reichte es dennoch nicht, Istanbul schlug durch Talisca schnell zurück.