Lausanne/Moskau. “Ein historischer Tag.“ IOC schließt russische Sportler wegen systematischen Staatsdopings aus. Russen reagieren trotzig.

Paukenschlag in Lausanne: Russlands Sportler dürfen wegen des Doping-Skandals nur unter neutraler Flagge an den Olympischen Winterspielen 2018 im südkoreanischen Pyeongchang teilnehmen. Das entschied die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Lausanne.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann sagte, das IOC sei „in einen absoluten Grenzbereich“ vorgedrungen. Das Internationale Olympische Komitee hätte bei seinem Urteil abwägen müssen, was „juristisch haltbar ist und was nicht“, sagte der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes in der ARD. „Für den Weltsport und den deutschen Sport ist es ein guter Tag. Es ist ein historischer Tag für den Sport“, meinte Hörmann.

Zugleich wurde das Nationale Olympische Komitees Russlands (ROC) für die Winterspiele gesperrt. In Südkorea dürfen damit nur unbelastete russische Athleten „unter strikten Konditionen“ teilnehmen. Sie werden unter olympischer, also neutraler Flagge starten. Trotzreaktion noch am Dienstagabend: Das russische Fernsehen will als Reaktion die Spiele in Südkorea nicht übertagen.

Funktionär Mutko ausgeschlossen

Außerdem wurde der frühere russische Sportminister Witali Mutko, der aktuell Chef des russischen Fußball-Verbandes und WM-Organisationschef ist, für alle zukünftigen Olympischen Spiele ausgeschlossen. Ein Komplett-Ausschluss – es wäre der erste in der 121-jährigen Geschichte der Olympischen Spiele wegen Doping-Verstößen – blieb Russland jedoch erspart. Russland kann vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS noch einen Einspruch einlegen.

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Das IOC bestrafte damit das mutmaßlich staatlich orchestrierte Dopingsystem in Russland, das bei den Winterspielen in Sotschi vor vier Jahren seinen Höhepunkt erfahren hatte. Mithilfe des Geheimdienstes sollen zahlreiche Dopingproben von russischen Sportlern ausgetauscht worden sein. Das IOC hat bislang durch seine zwei Kommissionen 25 Sotschi-Teilnehmer lebenslang gesperrt und Russland elf Medaillen, darunter vier goldene, aberkannt.

Russland will Strafen des IOC nicht hinnehmen

Unterdessen hat Russland erklärt, Strafen des Internationalen Olympischen Komitees im Dopingskandal nicht einfach hinnehmen zu wollen. Der Sprecher von Russlands Präsident Wladimir Putin kündigte am Dienstag in Moskau an, das Land werde sich schützend vor seine Sportler stellen. Kremlsprecher Dmitri Peskow wollte sich nicht zu Gegenmaßnahmen äußern. Russland hat auf jeden Fall das Recht, Entscheidungen des IOC vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS anzufechten.

Ein halbes Jahr vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland ist die Lage brenzlig für den Gastgeber. Wie schon Olympia 2014 in Sotschi gilt die WM im Sommer als Prestigeprojekt Putins.